Verlängertes Wochenende in den Bowlands nördlich von Liverpool Juni 2007

"Ich bin doch mal gespannt, welche spannenden Menschen ich in diesem Jahr kennen lerne", dachte ich Anfang 2007 - und wie ich erfuhr, suchte schon eine aus der Türkei stammende junge Deutsche, die meine Website am 2. Weihnachtsfeiertag 2006 gefunden hatte und von ihr begeistert war und die in der Gegend nördlich von Liverpool in einem Dorf namens Slaidburn Au-pair-Mädchen ist. Und da es zu einem schönen Mailwechsel kam und ich bei Easyjet günstige Flüge fand, buchte ich - für 5 Tage für Anfang Juni.

Hier also anhand einiger Bilder mein Reisebericht:

Die größte anglikanische Kathedrale Großbritanniens steht in Liverpool - neugotisch, in vom Städtebaulichen her ungewohnt langweiliger Umgebung.

Die Ausmaße sind gewaltig, außen eher monströs, doch innen ist alles eigentlich sehr apart. Es ist keine gotische Kathedrale im üblichen Sinn, also nicht mit richtigem Langschiff und Querschiff, sondern mal einige Gewölbe, dann wieder eine riesige Netzgewölbekuppel, doch alles doch ganz apart.

Hier sieht Liverpool eher wie eine Kleinstadt aus.

Dagegen ist die katholische Kathedrale eher ein phantasiearmer moderner Bau aus Beton und Glas.

Das Rathaus (?) mit Kriegerdenkmal davor

Solche Kanäle durchziehen England, und hier skippert mein Nachbar manchmal herum. Ich habe den Kanal auf der Straße über die Brücke beim Weg in den Norden gekreuzt.

In Preston das Harris-Museum, benannt nach einem Mäzen der Hafenstadt im 19. Jahrhundert. In dem Museum gibt es von antiken Marmorstatuen bis zu Gemälden und Dingen der Industriekultur alles Mögliche zu sehen. Eintritt frei...

 

Sehenswert ein altes Geschäftszentrum.

Die Millerarkaden innen.

Vor Clitheroe eine alte Brücke.

Kurz nach Clitheroe klärte mich eine Frau ganz lieb auf, wo der schönste Weg nach Slaidburn sei, also fuhr ich den über Whitewell, das im Wesentlichen aus einer Kirche und einem Pub besteht. Die Queen verbringt hier auf dem Landsitz des Duke of Lancaster bisweilen ihre Ferien, erzählte mir auch die Frau. In der Kirche half ich der Küsterin vier junge Vögel fangen und aus der Kirche bringen, die aus dem Nest in dem Vorraum bei einer Hochzeit in die Kirche gelangt waren, weil die Türen alle offen standen. Ich erzählte der alten Dame dann den Witz von dem katholischen und dem evangelischen Pfarrer, wie sie die Vögel, die manchmal in ihren Kirchen sind, herausbekommen. Der katholische Pfarrer erzählt also, wie er die Türen und Fenster aufmacht und die Kirche mit Weihrauch ausräuchert, so dass die Vögel flüchten. "Ach", sagt da der evangelische Pfarrer, "ich mache das viel einfacher! Ich fange sie und konfirmiere sie, dann kommen sie nie wieder...". Da meinte die Küsterin, dass es in England mit den jungen Leuten auch so sei...

Ob die Queen hier also auch mal speist? Ich machte lieber unterwegs Picnic, zumal schönes Wetter war.

Solche Übergänge mit "steps" soll es in der Gegend öfter geben. Das weist m.E. auf etwa gleichbleibenden Wasserstand hin.

Die katholische Kirche St. Hubert in Dunsop Bridge. Hier war wohl eine adlige Familie, die nach der Reformation heimlich katholisch geblieben war und nach der Genehmigung des katholischen Kults 1829 bald hier eine Kirche stiftete. Bei der Reformation durch Heinrich VIII. und der Einführung der anglikanischen Staatskirche waren ja nicht alle einverstanden. In Schottland bildeten sich die Methodisten, heute würden wir sagen Freikirchen, doch einige Engländer bleiben auch dem päpstlichen Glauben treu, ein damals wohl sehr gefährlicheres Unterfangen. Am Sonntag war ich zunächst einmal in dieser Kirche, hier war gerade Erstkommunion.

Etwa vier Meilen über einige Berge war dann Slaidburn, mein Ziel.

Später war ich dann in der anglikanischen Dorfkirche von Slaidburn, wo es an diesem Sonntag ein "Morning Prayer" gab, und wo ich mich vor dem Gottesdienst kurz dem Pfarrer vorstellte, dann auch ganz offiziell begrüßt wurde ("auf einem Kurztrip mit Billigflieger, hat die Kirche im Internet gefunden" - Heiterkeit darauf bei den anderen Gläubigen, viele waren es ja nicht in der wunderschönen alten Kirche) - und hinterher die Leute auf mich zukamen, um mit mir zu reden und zum Tee einluden, auch nur mich ganz lieb begrüßten.

Und als wir beiden dann bei meinem Zelt saßen und unseren "netteltea", also Tee von den Brennnesseln neben dem Zelt, tranken, kam auch eine der Frauen, die mich begrüßt hatten, na, sie kannte auch die Gasteltern der jungen Frau, so ist jetzt alles Dorfgespräch... Abends waren wir dann noch im Pub, klar, das gehört dazu, sozusagen das Wohnzimmer des Dorfs.

Hier war eigentlich das Bild von mir und dem Mädchen bzw. der jungen Frau, doch irgendwie ist der Kontakt abgebrochen, weil ich zu wenig Interesse für die 10 Filme à ca 60 min über den amerikanischen Präsidentschaftskanditaten Ron Paul zeigte... Ich hatte sie gebeten, mir eine Zusammenfassung auf deutsch zu schicken, keine Reaktion. Na ja, sie schrieb mir ja gleich am Anfang, ich solle nicht kommen (da hatte ich aber die Flüge schon gebucht), weil sie eh schon weiß, dass sie sich mit allen verkracht... Und mir ist allerdings rätselhaft, warum sie sich auch mit mir verkracht hat...

 

Die Gegend ist wunderschön zum Zelten, alles ein grüner Teppich, im Hintergrund Schafe...

Auf dem Rückweg Fahrt über die Bowlands, eine ganz schöne Strampelei - oder besser Schieberei.

Ein richtiges Wanderparadies. Auf einem anderen Schild steht, dass es sich um "Access Land in the Forest of Bowland" handelt, das aus "moorland" und "blanket bog" besteht: "75 % of all the upland heater moorland und 15 % von allem blanket bog" weltweit sind in Großbritannien, also von allem Hochsumpfmoor und von allem Deckenmoor (?)...

Und überall Schafe - die müssen aber nun wirklich geschoren werden...

Ein Brunnen mir herrlichem frischen Wasser!

Die Ruinen der ehemaligen Zisterzienserabtei von Whalley bei Clitheroe. Nach der Reformation gab es hier in der Nähe eine Verschwörung gegen den englischen König Heinrich VIII, die jedoch scheiterte. Und obwohl der Abt der aufgelösten Abtei nichts damit zu tun hatte, wurde er zusammen mit zwei seiner Mönche gleich mit aufgehängt. Terrorjustiz gab es schon immer. Von der großartigen Abteikirche sind nur noch die Fundamente zu sehen. Ich las einmal in einer Arbeit über die Auflösung der Abteien, dass die für den Staat damals nichts brachte. Wo es früher Handel und Wandel wegen der Wallfahrten usw. und daher auch Steuereinnahmen gab, kam jetzt nichts mehr, und die Gebäude waren im Prinzip wertlos.

Die wunderschöne Dorfkirche von Whalley, nachmittags zwischen 14 und 16 Uhr offen.

Über 50 Bögen hat wohl dieses Eisenbahnviadukt.

Gesamtansicht des Viadukts bei Whalley. Hier in der Gegend zwischen Liverpool und Manchester fingen die Eisenbahnen an, das Viadukt ist womöglich schon über 150 Jahre alt.

Croston - ein hübsches Städtchen, hier stieg ich dann in den Zug nach Liverpool ein.

Am Bahnhof von Croston. Vorne mein Gepäck.

Obwohl Croston gar nicht mehr weit von Liverpool entfernt war, war ich doch verblüfft über den Fahrpreis von 8,60 Pfund. Wie ich dann nachforschte, hätte das Ticket von Ormskirk nach Liverpool, nur etwas über 10 km näher an Liverpool dran, nur 3,30 im Liverpooler S-Bahnverkehr gekostet. Ich wäre also besser noch nach dort mit dem Rad gefahren, oder hätte nur bis dorthin gelöst und dann neu. Das muss man wissen. Ich hätte mich gleich am Anfang der Fahrt noch in Liverpool informieren sollen... Na, die 10 km waren mit 5,30 Pfund oder etwa 8 Euro wohl die teuersten Kilometer Bummelzug meines Lebens...

Oh je, kontrollieren die auf diesem Flugplatz genau! Die Nacht vor dem Abflug, Einscheckende um 6 30 Uhr, hatte ich in der Nähe des Flughafens gezeltet, eigentlich wunderschön alles, doch bei meinem Wecker war die Batterie leer, wie sich spätabends davor herausstellte, also habe ich vor lauter Angst, den Flug zu verpassen, kaum ein Auge zugedrückt. Dabei hatte ich jede Menge Ersatzbatterien - aber in Blatzheim...

Kanaldeckel oder so etwas vor dem Flughafen. Zu "Stanton" fällt mir eine Geschichte von Helmut Kohl ein: Er wird also von einem Journalisten gefragt, wo er seinen Sommerurlaub verbringt. Sagt der: "In Stanton - in Österreich". Worauf der Journalist irritiert nachfragt, wo das den sei, von dem Ort hätte er noch nie gehört. Na ja, so bekommt er heraus, dass Kohl "St. Anton" oder eben "Sankt Anton" meint. Als er ihn weiter fragt, wohin er denn nächstes Jahr fährt, meint Kohl: "In die Sankt Eiermark..."

Kurz vor dem Ziel kam ich tatsächlich genau über Düren und gedachte meiner alten Kollegen, die jetzt 12000 m unter mir in der Schule waren. Leider konnte ich sie nicht sehen, genau nach unten kann man ja nicht sehen. Und dann hatte ich auch noch die Entfernung von der Aufnahme des Kanaldeckels her falsch eingestellt - immerhin konnte ich noch ein Bild von einer der Braunkohlengruben bei uns in der Gegend machen.

Das war´s also - eine schöne Fahrt! Und es ist auch eine Fahrt mit dem "Mädel" zusammen geplant - am liebsten nach Spanien und zusammen mit Julia vom letzten Sommer, die auch mit im Baltikum war. Klar - wenn es mehrere mit den gleichen Idealen gibt, dann ist das alles doch noch viel schöner!

www.m-reisen.tk

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