WIEN - BUDAPEST - DEBRECEN - AGRAM 2010/2011

Wieder mal die traditionelle Silvesterfahrt - zunächst mit dem Flieger nach Budapest.

Erstes Ziel war Wien, wo ich Silvester und Neujahr wieder zusammen mit meinen Freunden beging.

Und wieder (diesmal drei) klassische Messen, der Krönungsmesse von Mozart in der Augustinerkirche und der Spatzenmesse von Mozart und der Nicolai-Messe von Haydn in der Jesuitenkirche!

Daneben dann vor allem der Besuch in der Hofbibliothek, dem angeblich schönsten Bibliotheksgebäude der Welt.


Hofbibliothek in Wien von außen



Innen geht der Blick erst mal nach oben....



...mal näher ran, wie toll das alles gemalt ist...



Und dann nach ganz oben - in die Kuppel...



...und drumherum

Begonnen wurde Bau der Hofbibliothek von Johann Bernhard Fischer von Erlach, den 1735 sein Sohn Joseph Emanuel fertigstellte. In diesem prunkvollen Saal befinden sich die Büchersammlung des Prinzen Eugen, das Decken-Fresko von Daniel Gran und Kaiserstandbilder von Paul Strudel. Die zentrale Statue von Karl VI. als Römisch-deutscher Kaiserwird Antonio Corradini zugesprochen. Dieser Teil ist der künstlerisch bedeutendste der Hofburg.




Eigentlich ist das ja alles noch schöner als in den Kirchen, vielleicht noch spielerischer...




...und hier wieder mal die Jesuitenkirche...




Aber auch andere Museen und Ausstellungen, hier im Theatermuseum im prächtigen, barocken Palais Lobkowitz mit seinem berühmten Eroica-Saal, in dem Beethoven einst zahlreiche Konzerte gab.



Hier war wohl anlässlich des Neujahrstages eine Gratisvorstellung der Hofreitschule mit den Lipizzanerpferden.


Und dann war da noch in der ALBERTINA eine Ausstellung über Picasso "Frieden und Freiheit", na ja auch so ein Thema, wer ist denn nicht für Frieden und Freiheit?





Ich gebe hier mal das Plakat einer Ausstellung über Picasso wieder, vermutlich verletze ich damit keine Rechte, denn es wird ja sowieso überall in Wien gezeigt. Titel des Bildes: "Frau mit Flötenspieler". Hat die Frau nun drei Brüste?



Und dann nach Ungarn, ich fahre da ein wenig mit meinem Fahrrad - und immer wieder diese doppelsprachigen Orstschilder, viele Orte in Ungarn haben eben einen deutschen Namen und es sieht so aus, als ob die Ungarn damit keine Probleme haben (wie wir sie oft haben, obwohl wir Deutsche sind). Die nächste größere Stadt war dann Ungarisch-Altenburg...



Ziel in Ungarn war diesmal Debrecen, das kalvinistische Rom. Katholisch war irgendwie habsburgisch, die ungarischen Freiheitsbewegungen liefen auch über die Gegnerschaft zum Katholizismus, und das war in Ungarn eben der Kalvinismus.

Und wo nächtige ich immer bei solchen Fahrten? Also: In Budapest habe ich inzwischen die für mich ideale kleine "Panzio", nämlich "Jade", die in der Nähe des Punktes liegt, bis wohin die Metro und der Zug geht ("Kispest") und wo der Flughafenbus abfährt. Und günstig ist sie und ins Internet komme ich mit einiger Geduld mit meinem Mininotebook auch rein. Ansonsten habe ich unterschiedliche Erfahrungen, nicht in auch in Ungarn teurere Hotels zu müssen (was ich allerdings auch schon mal mache), etwa im Internet (man muss unter den passenden Wörtern suchen, man findet sie etwa im Übersetzungsprogramm von google) - oder ich radle (in Kurorten) durch die Straßen und suche nach Schildern "Zimmer"... Oder etwa in Debrecen bin ich in die Touristeninformation gegangen und habe gefragt, die helfen einem alleinreisenden "älteren Herrn", der dazu noch mit einem Faltrad ankommt, auch sehr gerne. So kam ich in Debrecen ins reformierte Konvikt - oder wie das hieß, klar, hier passt das auch mit dem Einzelzimmer. Auch wieder mal eine schöne Erinnerung an meine Studentenzeit in so einem Haus... Dazu muss ich abends natürlich rechtzeitig ankommen. Also besser etwa in Budapest eine Zwischenübernachtung einlegen, die natürlich vorher bestellt werden muss!




Die kalvinistische bzw. reformierte "Große Kirche" in Debrecen
(Debreceni Református Nagytemplom)




Das Innere - klassisch, schmucklos, statt eines Altars eine Kanzel und drüber die Orgel. Die Kirche wurde Anfang des 19. Jhts. im klassizistischen Stil erbaut.



Blick vom Turm, vorne rechts das reformierte Kollegium, das "Collegium reformatum", dahnter die neue Stadt.



Hauptstraße - alles ist großzügig angelegt, es gibt ja viel Platz in der Puszta.



Im Kollegium sind mehrere Museen, darunter einrs  zum protestantischen Glauben. Aus diesem hier drei kostbare Kelche (auch mit verarbeiteten Kokosnüssen) aus Augsburg.



Einen Wandteppich fand ich auch - siehe mein Stichwort Johannes!

Ansosten soll sehenswert in Debrecen das Derimuseum mit dem Christuszyklus von
Munkácsy sein, doch erstens hängt dieser Zyklus sowieso gerade in Budapest (siehe die letzten Bilder) und zweitens wird das Museum gerade das ganze Jahr 2010 renoviert. Dafür gibt es gleich gegenüber das Modem-Museum mit modernsten Bildern und Skulpturen, na ja... Dieses Museum ist sicher interessant, wenn da mal schöe Ausstellungen sind, das war aber jetzt nicht.
Jedenfalls lohnt Debrecen mal wieder - wenn doch jemand mitkäme!



Bei einer Radtour in der Umgebung entdeckte ich an einer einsamen Straßenkreuzung diesen Hund, irgendeinen Schutz haben ihm Leute gebaut, und einmal waren in einem Fressnapf einige dicke Knochen. Auf wen mag dieser einsame Hund wohl aufpassen? Jedenfalls ignorierte er mich...



Mariapocs in der Nähe.



Innen war ich überrascht: Eine Kirche im ukrainischen Ritus, die Ukraine ist ja nicht weit. Hier in Ungarn gibt es also eine ukrainische Bevölkerung, von unserer Übersetzerin in Ostpreußen weiß ich, dass es sie auch in Polen gab, doch wurden sie 1947 in der Aktion Weichsel von dort teilweise blutig vertrieben und auf ganz Polen verteilt, ihre Häuser wurden zerstört. Kein Uktrainer durfte dann näher als 5 km an dem nächsten wohnen. Es ging also nicht nur gegen Deutsche...


In Debrecen hatte ich dann noch ein interessantes Erlebnis: Bei meinem Faltrad war bei der linken Pedale das Tretlager ausgeschlagen – in Wien hatte ich provisorisch eine dicke und lange Schraube reingesteckt und festgeschraubt. Und in Debrecen fand ich einen Fahrradladen, da musste dann natürlich der ganze Tretarm (oder wie das heißt) gewechselt werden, weil das Gewinde für die Pedale vergammelt war – und das musste ein Fachmann machen, denn das Werkzeug dafür hatte ich nun wirklich nicht dabei. Und so bekam ich mit, wie der die Pedale so richtig fest in den Tretarm reindonnerte, so mit einem Schraubenschlüssel mit einem langen Hebel. Also, das hätte ich nie mehr auseinander bekommen, denn schließlich muss ich genau diese eine Pedale ja immer abschrauben, um das Radl flugfertig zu verpacken. Also protestierte ich – und er machte unwirsch alles wieder auseinander und legte es vor mir hin – also mit ihm nicht, mit ihm keinen Pfusch, denn das was ich wollte, würde so nicht halten.... (Alles in Zeichensprache, denn mit Worten ging es ja nicht...) Doch ich deutete an, dass ich das ja vor dem Fliegen auseinander nehmen müsse, na, das begriff er und schraubte dann doch den neuen Pedalarm ans Fahrrad. Doch dann rief er seinen Sohn an, der deutsch konnte und erklärte ihm, um was es ging. Und der erklärte dann mir am Telefon das Problem auf deutsch.... Und ich stellte fest, der Vater hatte bisher nie begriffen, warum die linke Pedale mit einem Linksgewinde festgeschraubt wird (und die rechte mit einem Rechtsgewinde) – damit sich die Pedalen beim Treten sozusagen allenfalls von selbst fester schrauben und sich nichts lockert, auch wenn alles nicht so festgedonnert ist. Aber das hat der, ansonsten ein netter Mann, der etwas anderes auch gleich kapierte und mir bereitwillig half, nicht begriffen – und wie ich ihn einschätze, schon seit mindestens zwanzig Jahren nicht... Seinem Sohn sagte ich ja am Telefon etwas von Linksgewinde, ob der das seinem Vater weiter gab?

Meine Frage natürlich: Wo machen wir schon „immer so“ etwas, ohne den Sinn zu hinterfragen?





Und dann nach Kroatien, nach Agram (Zagreb), mit der Bahn zu meinen Freunden. Hier die Kathedrale, davor der werktägliche Markt...



In der Kirche ist eine große Krippe (mit Höhle bzw. Grotte, nicht mit Stall!), hier aber die in der Franziskanerkrche in der Nähe.



Nicht weit davon die Markuskirche mit dem Wappendach.



Die alten Straßenschilder in der Altstadt sind oft liebevoll restauriert.



Na, gegen dieses Schild, bzw. gegen den Namen des Platzes vor der Oper, gab es zahlreiche Demonstrationen, doch der Name das Platzes blieb...




Mit Ivan, meinem Freund besuchte ich natürlich wieder mal Museen und die Ausstellung "Die alten Griechen in Kroatien". Erstaunlich, wo die Griechen überall waren, in Kroatien und um Marseille herum waren die nördlichsten "Posten". Dann vor allem Süditalien mit Sizilien und in Afrika im heutigen Lybien, wo es eher größere Gebiete gab. Ansonsten siedelten die alten Griechen eher nur an den Küsten, vor allem am östlichen Mittelmeer und rund um das Schwarze Meer. Die Griechen waren ja eher ein Handelsvolk, sie trieben also Handel mit den Völkern im Hinterland, ohne sie zu kolonisieren. Und hier eine Bronzestatue, die im Meer gefunden wurde, ich zeige mal das Bild, wie ich es in dem recht dunklen Ausstellungsraum machen konnte.



Und das ist bei der Bildbearbeitung mit einem Gratisprogramm herausgekommen! In der Ausstellung gab es auch einen Film, wie diese Statue von Muscheln und sonstigem Bewuchs gereinigt wurde und dann auch teilweise zusammen gesetzt wurde. Innen ist ein Edelstahlskelett, von dem man keine Ahnung hat, alles perfekt gemacht! Das Problem ist ja, dass eigentlich keine griechischen Brozestatuen auf uns gekommen sind, irgendwann wurden sie alle wegen der Bronze eingeschmolzen - daher kennen wir nur römische Marmorkopien. Doch hin und wieder fand sich im Meer etwas, wie hier, von einem untergegangenen Schiff...
Und wenn man näher hinschaut, dann sind Brustwarzen und Lippen hellrot - eine raffiniert eingarbeitete andere Bronzelegierung!


Das äußere von Agram (ich verwende den deutschen Namen, zumal ich mitbekommen habe, dass die Kroaten, wenn sie etwa unter sich etwa von Wien reden, auch ihren Namen - Becs oder so - verwenden)  recht unansehnlich, doch der Kern ist eigentlich sehr schön und ansehnlich. Hier das staatliche Archiv - im Jugendstil.



Klar, immer männlich und weiblich und nackt - vor hundert Jahren hatten die offensichtlich keine Probleme - das sollen wohl Kinder sein?



Darüber ein gekreuzigter Christus - wie der hier passt, kann ich mir nicht erklären...



Ist Kroatien denn schon in der EU? Aur alle Fälle hissen sie die Europaflagge schon mal.



Moderne in Agram hergestellte Straßenbahn. Mein Freund erzählte, dass die Serben diese Straßenbahnen auch für Serbien kaufen wollten, aber nicht mir diesem Fenster in U-Form (die Türen sind auch so). Denn das sähe so nach Ustascha aus, also nach der faschistischen Bewegung in Kroatien, die ja auch gegen die Serben war. Der Hersteller meinte, klar, sie würden das auch anders machen, wenn die Serben mindestens 100 Straßenbahnzüge kaufen würden...

Und dann wieder nach Budapest - zum Rückflug!



Das nördlichste moslemische Heiligtum (des Gül Baba, also eines islamischen Poeten, der "Vater der Rosen" genannt wurde).



Alles ist frisch restauriert - ich glaube, man wartet auf moslemische Touristen...



In einem kleinen Jugendstilmuseum in Budapest. Ich meine, so ein Aufbruch ist wieder mal fällig - ich versuche jedenfalls den geistigen Hintergrund zu schaffen (!).



Meine Freunde in Wien wiesen mit auf eine Theorie mit der angeblichen Technik einer Wasserspaltungstechnik hin, bei der angeblich ganz einfach Wasser mit einer Schallfrequenz von 600 Hertz Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt werden und damit dann ein Motor angetrieben werden kann.  Dabei denke ich auch hier in Bildern oder Modellen. Für mich ist die Vorstellung, mit 600 Hertz Molekülbindungen zu zerstören etwa dasselbe wie Schlagsahne schlagen zu können, wenn man etwa einmal im Jahr umrührt. Auf diese Weise gelingt das nie – da muss man schon etwas flotter sein, eben angemessen den Bedingungen dieser Sahne... Inzwischen las ich allerdings etwas von 1,6 Gigahertz, allerdings mit Strom... Ich bin nun nicht der einzige, der versucht, komplizierte Sachen durch Bilder verständlicher zu machen. In der WELT vom 28.12.10 las ich über einen Versuch einer Erklärung des Urknalls.... Da war also (vielleicht) einmal ein „Nichts“ mit einer wahnsinnigen inneren Spannung, so etwa wie wenn zwei gleichstarke Menschen an einem Seil ziehen und sozusagen ein Gleichgewicht besteht – und eine kleinste zusätzliche Kraft bewirkte dann, dass alles auseinander flog, jetzt schon seit 13,8 Mrd. Jahren...und in einige Milliarden von Milchstraßensystemen... Als ich diese Jugendstilplastik (vor einem Spiegel, daher doppelt) sah, dachte ich an die innere Spannung eines Systems...

Und jetzt die Munkácsy-Bilder in einer Ausstellung in der Nationalgalerie:




Hier also der letzte Höhepunkt der Fahrt, die Ausstellung der Christustrilogie des wohl bedeutendsten ungarischen Malers Mihail Munkácsy (1844 - 1900, gestorben in Bonn-Endenich im "Sanatorium", also wohl mit psychischem Schaden). Drei riesige Schinken, auf denen die dargestellten Personen m. E. mindestens in Lebensgröße abgebldet sind, hier zunächst "Christus vor Pilatus". Da man nicht fotografieren durfte, habe ich die Bilder aus dem Prospekt eingescannt und vergrößert, ich finde, sie sind erstaunlich gut geworden. Allerdings kam ich auch auf die Idee, sie nicht einfach auf die Scannerglasplatte zu legen, sondern noch zusätzlich kräftig draufzudrücken. Zu den Bildern: Vor hundert Jahren schrieb ein Kritiker, dass sie die bedeutendsten seit Rembrandts "Nachtwache" sind. Mir ist unverständlich, dass diese Bilder nicht die Kirche gekauft hat - und sie nicht in einem Andachtsraum für die Gläubigen (und Ungläubigen) ausstellt. Na ja, dann machen eben staatliche Stellen Reklame für den christlichen Glauben... Normalerweise hängen sie im Derimuseum in Debrecen.




Das zweite Bild in der Serie "Ecce Homo" (also wie Pilatus Jesus dem Volk zeitgt mit den Worten "Seht, welch ein Mensch!") war eigentlich das letzte, Munkácsy hatte es erst kurz vor seinem Tod in den Jahren 1895 und 1896 gemalt. Da war M. wohl schon krank.



"Golgata". Ich rede von Schinken, aber nur wegen der Größe, denn die Bilder sind nicht nur riesig (mindestens 8 mal 5 m, das von der Kreuzigung sogar 10 mal 6,14 m) sondern auch wirklich eindrucksvoll...  Eigentlich hatte man als letztes Bild statt des "Ecce-Homo-Bildes" die Auferstehung erwartet, doch Munkácsy war offenbar nicht danach - sehr sympathisch... Als die Bilder ab 1885 u. a. in Paris, in England und in Amerika der Öffentlichkeit vorgestellt wurden, "pilgerten" Hunderttausende hin, um sie zu sehen, und sie sollen auch auf "dem Glauben Entfremdete" gewirkt haben... Und schön war auch, dass Zeichungen und Entwürfe gezeigt werden. Auch ein Foto war dabei, auf dem der Maler am Kreuz hing, er ließ sich so fotografieren, damit er ein Modell hatte, wie einer "richtig" am Kreuz hängt.

Ach ja, beim Weg zur Galerie hatte ich ein apartes Erlebnis: Ich geriet mit meinem Faltrad auf dem Burgberg, wo sich ja nicht nur die Galerie befindet sonder auch Regerungsgebäude, zumindest die für die Repräsentation, in den "Konvoi" des diplomatischen Corps, das sich offensichtlich auf dem Weg zum Neujahrsempfang bei der ungarischen Regierung befand. Und die bewachenden Miltärs ließen mich weitgehend unbehelligt, zumindest konnte ich ganz eng an der Schlange der Mercedesse, BMW´s, Volvos vorbeifahren, alle mit ihren ihren Botschafter-Fähnchen. Und als es möglich war, scherte der Mercedes des päpstlichen Nuntius aus und preschte an den anderen Autos vorbei und der Nuntius eilte mit wehender Tunika in das Gebäude, klar, er ist der Doyen und sollte wohl früher da sein als die anderen...

Es war also wieder eine schöne und erlebnisreiche Fahrt!


(Website basisreligion mit basislexikon, basisdrama, basisgesprächen, basisreisen)

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