amazonas-klein.htm
Peru: Lima
und Amazonas bis Manaus/Brasilien - November und
Dezember 2019
Es ist irgendeine Panne passiert, dass
die Schrift am Anfang des Berichts auf einmal viel
zu groß geworden ist und sich mit den Tricks, die
ich so kenne, einfach nicht vernünftig verkleinern
lassen will, beziehungsweise nur so, wie ich es
jetzt schaffe, also wieder zu klein, in fett und
mit großem Zeilenabstand Vielleicht kann mir
jemand helfen? Ich werde es, wenn ich wieder in
Deutschland bin, mal mit einem anderen Computer
versuchen.
Und zudem: Der Bericht ist noch in Bearbeitung,
die Fahrt ist ja auch noch nicht zu Ende. Und erst
mal nur ein paar Fotos - mehr kommen später, wenn
ich ausreichend Verbindung und Zeit habe!
Das letzte Mal muss ich wohl
vor 23 Jahren „hier in dieser Gegend“ gewesen sein,
also mal wieder. Bei der Fahrt an den Rand des
Amazonasbeckens während der Ecuadorfahrt 2016 hatte
ich in Banos in Ecuador bei lokalen Argenturen
Touren zu Indianderstämmen gesehen, die hätten mich
interessiert. Doch da die mir in Ecuador recht teuer
schienen (300 US$ pro Tag) und ich nicht so viel
Geld ausgeben wollte für schließlich fragwürdige
Ergebnisse, dachte ich: Mal sehen, was es im
Dschungelgebiet in Iquitos in Peru am Amazonas gibt.
Also erst mal Flug
von Düsseldorf nach Lima: 660 € plus Anschlussflug
nach drei Tagen nach Iquitos mit "Star Peru", einem
Discountairliner – schon gebucht in Deutschland im
Internet. Da mit aufgegebenem Gepäck der Flug
Düsseldorf – Lima 120 € teurer geworden wäre, habe ich
nur Handgepäck mitgenommen ….Was soll ich Sachen
rumschleppen, für die ich bezahlen muss und die ich
wahrscheinlich gar nicht brauche und die mich nur
unnötig belasten? Und wenn wirklich etwas fehlt, kann
ich das ja immer noch kaufen.
In Lima wie
dann auch in Iquitos fand ich passable Quartiere
über Airbnb, so um 10 € die Nacht. In Lima bei
Fernando und in Iquitos bei Carlos.
Viel bekamen wir von
der Stadtbesichtigung nicht mit, es ging dabei eh nur
um die Gebäude von außen. Eine alte Freundin sagte zu
dem Foto: "Ein schönes Pärchen" - ja, schade dass ich
50 Jahre zu alt bin.... Aneka (so ihr Name)
erzählte mir auch von den Reisen mit den Eltern, auch
etwa nach Namibia, daher also ihr Mut für so eine
Reise . Und auf die Weltreise hat sie lange gespart.
Nach Peru wird sie vier Monate in Neuseeland sein.
In Lima war ich ja
ein paar Mal, doch bis auf den Platz „Des Armas“ vor
der Kathedrale kann ich mich an nichts mehr erinnern.
Bei meinem Bummel durch Kirchen und Museen treffe ich
bei der Führung unter der Franziskanerkirche bei den
Gebeinen der verstorbenen Fransikaner Aneka, eine
Abiturientin aus Kiel, die hier auf ihrer Weltreise
Station macht. Ich lade sie zu einer Stdtrundfahrt
ein, weil es nach ein paar ersten gemeinsamen Minuten
auf den Stufen zur Fransiskanerkirche viel zu erzählen
gibt …. Doch wegen ewiger Staus bei der Stadtrundfahrt
biete ich ihr an, mich nach etwa einer Stunde
Rundfahrt zu verlassen, als wir in die Nähe ihres
Quartiers in einem Hostal in Miraflores kommen (also
am Meer). Es ist eine schöne Begegnung und ich denke,
sie hat sich auch für mein Konzept echt interessiert
und vielleicht sogar etwas gelernt.
An Museen fällt mir
besonders das der italienischen Kunst in einem
pompösen Gebäude um 1900 auf, offenbar haben
wohlhabende italienische Einwanderer sich hier ein
italienisches Nostalgie-Denkmal gesetzt. Und dann auch
das peruanische Nationalmuseum in einem modernen
Gebäude mit viel Kunst aus der Inkazeit.
Nach drei Tagen
also Flug nach Iquitos am Amazonas. Bordkarte per
Internet gibt es offenscihtlich nicht, es geht nur mit
Einchecken an Checkin-Schaltern.
Ich war ja
schon mal Iquitos, doch erinnern kann ich mich an
gar nichts mehr.
Auf dem oder besser
nach dem Markt in Iquitos
Zunächst also einen
Dschungeltrip für 50 $ mit einer lokalen Reiseagentur.
Der Trip besteht aus einer längeren Bootsfahrt und
dann einer 40-minütigen Wanderung (Gummistiefel werden
gestellt) zu einem Aussichtsturm und dann im Boot mit
einem schönen Essen. An Tieren haben wir weiße
Flamingos (?) gesehen und einmal hoch oben in den
Wipfeln einen oder zwei Affen mehr geahnt als gesehen.
Und an einer Stelle auch die Amazonasdelfine -
wenigstens hin und wieder eine Flosse. Wenn ich an die
späteren Erlebnisse denke, hat sich dieser Trip
weniger gelohnt
Eine Woche
Affeninsel im Amazonas bei Iquitos
Doch dann entdecke
ich in einer Agentur einen Prospekt mit einem Angebot,
eine Woche „Volunteer“ in einem Resort zu sein, in dem
Affen aufgezogen und auf die Auswilderung vorbereitet
werden. Kosten 200 US$ und dafür dann auch Unterkunft
und Verpflegung. Und wo das mit den Indianern nicht
klappte (ich hatte auch gehört, dass es die jungen
Indianer lieber in die Zivilisation zieht als zu den
Traditionen ihrer Stämme – wird es also dasselbe sein,
dass ich wie vor zwei Jahren in Siberut bei Sumatra
nur sterbende Gemeinschaften erlebe), habe ich mich
dann für eine Woche „Affeninsel“ entschieden.
Die
Bootsfahrt dauert etwa 45 min mit einem Schnellboot,
u. U. mit Umsteigen. Das Resort ist privat, die
ganze Insel gehört Gilberto, der alles von Iquitos
aus leitet. Die Insel (460 Hektar) wurde wohl von
der peruanischen Regierung zu Verfügung gestellt,
doch alles andere ist Eigenleistung. Sie ist wohl
die Hauptattraktion von Iquitos und das Ganze lebt
auch von den Touristen – Eintritt 10 US$ oder auch
von solchen Volunteers wie mir.
Die Bäume sind
zumeist noch vom Urwald früher her - es ist ja auch
noch Urwald.
Die meisten jungen
Affen sind die „Wollaffen“ und die sind auch
diejenigen, die am meisten den Kontakt mit den
Menschen suchen. Am süßesten sind die kleinen
Tamarins.
Insgesamt gibt:
Marmosets/Leoncito, Tamarins/Pichico, Sloth/Peresoso,
Howler Monkey/Mono Alludador, Titi Monkey/Mono Tocon,
Woolly Monkey/Mono Choro, Saki Monkey/Mono Huapo,
Spider Monkey/Mono Ara^na.
WIFI oder
WLAN gibt es nicht. Oh, eine Woche ohne Internet,
wie schrecklich, doch half mir Gilberto in Iquitos,
für 10 $ einen Chip zu kaufen, mit dem ich 30 Tage
lang in Peru über das Smartphone würde surfen können
(4 GB). Und auf der Insel gibt es auch eine Stelle,
wo es den entsprechenden Funkkontakt gibt, wie ich
erfahre … Der „Weg“ dorthin ist allerdings bisweilen
sehr matschig.... Daher bin ich erst einmal mit dem
Spaten unterwegs, um die größten Pfützen, die den
Weg hin und wieder schon ein wenig versperren, wenn
möglich in den Wald abzuleiten. Doch dabei gibt´s
dann wieder „Tropenregen“ und der ist oft richtig
kräftig.... Also dann immer schnellstens zurück zur
„Station“.
Die Affenkinder
sind richtige Schmusetiere - und man kann es sich
gefallen lassen, weil sie gesundheitlich o.k. sind.
Ich erfahre also,
dass es vor allem um junge Affen geht, die bei der
Jagd auf Affen „übrig blieben“ und irgendwie beim
Resort landen, hier aufgezogen und auf die
Auswilderung vorbereitet werden, Die Auswilderung
findet dann ganz woanders statt – vermutlich bis sie
wieder gejagd werden (sie werden um bis um die 10 kg
schwer, also lohnt sich die Jagd auf die erwachsenen
Wollaffen), und das Spiel mit den Jungen von vorn
beginnt. Auf der Insel laufen also nur junge Affen
frei herum, die wirklich sehr verspielt sind, sie sind
von morgens bis abends pausenlos „tätig“, vielleicht
zeigen sogar sie den Menschen gerne ihre akrobatischen
Fähigkeiten.... Ich traue mich allerdings kaum, raus
zu gehen, denn sie kommen sofort und klettern an einem
hoch. Oder sie springen einen von einem Geländer, wo
sie schon warten, auf die Schulter.... Also, wenn da
ein Äffchen sitzt, gleich an ihm vorbei rennen.... Und
bei Regen sind sie eben nass – und so viele Klamotten
habe ich nicht zum Wechseln, bei der Feuchtigkeit hier
trocknen sie auch kaum.
Am
ausgestreckten Arm ... Die wollen einen gar nicht
loslassen, und wenn einer einen hat, kommen auch
gleich noch andere. Daher etwas auf Distanz!
Nach einigen Tagen habe ich auch andere
Aufgaben als immer nur den Fußboden zu kehren und den
Rasen unter den Bäumen von den Essensresten der Affen zu
säubern - obwohl auch das sein muss, etwa wegen der
Fliegen usw., die ansonsten dort auf die süßen Reste der
Früchte abfahren und also lästig sind, außerdem sieht es
nicht schön aus. Denn jeden Tag kommen Besucher, die
natürlich eine gepflegte Insel sehen wollen. Ich helfe
dann morgens, die Früchte für die Affen klein zu
schneiden und manchmal auch zu den Plattformen am
Waldrand zu bringen, wo sie für die Affen ausgelegt
werden. Es sind ganz unterschiedliche Früchte, Bananen,
Tomaten, Salat, rote Beete, Papaya und was es hier also
alles gibt. Die Ranger (um sie mal so zu nennen) sorgen
für eine gute Mischung, es muss auch nicht jeden Tag
dasselbe sein. Vor allem müssen die Früchte unbedingt
klein geschnitten werden, denn wenn man den Affen die
ganzen Früchte gibt, dann beißen sie ein- oder zweimal
rein und legen oder werfen sie weg und suchen sich etwas
anderes. Das Angebot ist doch da!
Für die
ganz jungen Äffchen gibt es Milch, die einer der
Ranger aus Milchpulver und diversen Aufbaustoffen
und auch mit Zucker zusammenmixt und ich
Blechschalen ihnen hinstellt, es sieht putzig aus,
wie diese die Milch dann schlürfen.
Besonders
putzig sehen die Tamarins aus mit ihren hellgrauen
Gesichtchen unterhalb ihrer Näschen, die etwa die
Größe von Eichhörnchen haben und neugierig durchs
Haus streunen.
Die Tamarins kommen
zwar in die Nähe von Menschen, wollen jedoch nicht
angefasst werden. Und die „Ranger“ lassen sie auch in
den "Häusern", die Äffchen wissen allerdings auch, wie
sie nach draußen kommen (alle Häuser sind ansonsten
ringsum mit feinem Drahtgitter abgegittert, so dass
vor allem die Wollaffen nicht rein können - allerdings
hangeln einige den ganzen Tag außen an dem Drahtgitter
herum), sind jedoch offensichtlich am liebsten im Haus
bzw. in den Häusern. Nachts gehen sie freiwillig in
ihre „Volieren“. Ach ja, ein Papagei, oder was er ist,
ist auch hier, der zwar eine kleine Voliere hat,
jedoch auch frei ist und manchmal sein Essen in der
Voliere bekommt, manchmal auch mit den Affen zusammen
frisst. Er hat auch wohl schon mal einen Ausflug von
der Insel gemacht, ist aber wieder zurück gekommen.
Hier ist´s mit dem Futter eben bequemer. Bisweilen
ruft er einem mit markiger Stimme das Wort hinterher,
das er kennt „Vamos“, also „Lasst uns gehen...“
Affenbeobachtungen
oder auch Überlegungen zum Verhalten von Affen und
Menschen
Dieses Wollaffenkind liegt hier unter der Treppe, die
nicht wenig begangen wird.
Und wie wild die
spielen! Sie haben offensichtlichen Spaß, auf die Äste
zu springen, die dann wie tolle Wippen sind.
Nach drei
Tagen kam mir dann auch die Idee, ob ich nicht
irgendwelche Beobachtungen machen könnte, die etwas
für die Anthropologie bringen. Im Grunde sind die
Affen hier ja auch schon in Freiheit, denn Gehege
gibt es nur wegen der Quarantäne für die neuen
Äffchen. Besonders einige der Wollaffen spielen also
den ganzen Tag mehr oder weniger ausgelassen
miteinander, durchaus auch mit Körperkontakt. Nur
Sexualspiele, wie sie die nicht unumstrittene
amerikanische Anthropologin Margret Mead in den 20er
Jahren des letzten Jahrhunderts auf Samoa bei
Menschenkindern beobachtet haben will, gibt es
nicht, wie mir auch die „Ranger“, die hier immer
sind, bestätigten. Wenn wir also schon das Verhalten
von Affen auf Menschen übertragen (Anm.: ich ärgere
mich gerade sehr über die WELT, die immer wieder mit
der völlig unwissenschaftlichen These kommt, dass
die Menschen von Natur als promiskuitiv sind, weil
es die Affen auch sind, denen sie in vielem ähnlich
sind) dann bitte auch hier! Wenn es also auf Samoa
diese Sexualspiele bei Menschenkindern gibt, die es
hier bei Affenkindern nicht gibt, dann kann das
durchaus daran liegen, dass die Affenkinder hier -
abgesehen von ihrem "Fellkleid" - nackt sind,
während die Menschenkinder auf Samoa bekleidet sind
und dass durch die Bekleidung Körperteile
interessant werden, die es eigentlich zumindest für
Kinder (also vor der Pubertät) gar nicht sind. Und
man muss ja bedenken, dass die Affenkinder, die hier
sind, alle eigentich irgendwie traumatisiert sind,
denn allen wurde ihre Mutterbindung nicht nur
genommen, sondern sie haben sogar mitbekommen, wie
ihre Mütter getötet wurden. Wenn es also eine
Traumatisierung gibt, scheinen die meisten Äffchen
sie überwunden zu haben, so wie sie herumturnen,
auch sonst sind bei denen keine
Verhaltensauffälligkeiten zu erkennen. Aber was ist
mit denen, die sich den ganzen Tag außen am
Drahtgitter herumhangelm oder mit dem Äffchen, das
versuchte, an meine "Nippel" zu kommen - zur
Erheiterung der Umstehenden, die das auch
mitbekamen? Immerhin findet sich irgendetwas in
Richung Sexualität auch hier: Unter den
Wollaffenkindern sind auch zwei Kinder einer anderen
Art (Howler Affen), die bisweilen beim
Miteinanderspielen mitmachen: Und eines dieser
anderen Art scheint aufs Küssen versessen zu sein.
Wenn es bei einem Äffchen genug hat oder abgewiesen
wird, sucht es sich ein anderes. Aber kann man das
wirklich sexuell sehen, kann es nicht sein, dass
dieses Äffchen mal von seiner Mutter mit vorgekauter
Nahrung versorgt wurde und jetzt ganz einfach so
etwas wieder sucht? (Anmerkung zur Nacktheit von
Kindern: Es gab da ja mal einen "Versuch", der eher
- von den Kindern aus - zufällig entstanden ist und
abgebrochen wurde:
https://www.waz.de/waz-info/duerfen-kinder-im-kindergarten-nackt-herumlaufen-id1404379.html.
Wissen wir, ob und welche Schädigungen oder
Abnormitäten oder auch verqueren sexuellen
Orientierungen bei manchen Menschen entstehen, weil
sie als Kinder nicht so unkompliziert offen
miteinander sein durften, weil hinter dieser
Offenheit von vielen Erwachsenen gleich immer etwas
Verwerfliches gesehen wird - oder etwas gesehen
wird, was zu Verwerflichem führt oder führen könnte?
Hier wurde und wird jedenfalls nicht geforscht - ich
denke, da könnte nämlich etwas herauskommen, was den
modernen Sexualforschern zuwider läuft ... Auf alle
Fälle gibt es Länder, die hier alles noch
dramatischer sehen als wir, ich denke an die U.S.A.,
und es gibt auch Länder, die hier überhaupt nichts
dramatisch sehen. Ich ging etwa bei meiner
Santiagopilgerei einmal in San Sebastian auf der
Straße am Meer entlang, wo man einen Blick auf das
Strandleben "unten" hat. Da war also zwischen allen
anderen Badegästen auch eine Kindergruppe mit ihren
Betreuerinnen und Betreuern. Die Mädchen alle nur in
Hös´chen. Nur ein Mädchen war völlig nackt und
versuchte, in seinen Badeanzug zu "steigen",
schaffte es aber wegen dieser Trägerchen überhaupt
nicht und verhedderte sich immer wieder. Niemand
kümmerte sich, die anderen Kinder, Jungen und
Mädchen, sahen hier offensichtlich überhaupt nichts
Besonderes. Schließlich bemerkte es dann doch ein -
männlichen - Betreuer und half dem Mädchenden
Badeanzug zu steigen. Wer also hier Probleme macht,
sind nicht die Kinder, sondern so manche
hysterischen Erwachsenen ...)
Das ist also der Papagei, der einem
immer "Lasst uns gehen" hinterher ruft
Und dann also wieder Iquitos. Es soll
noch einiges hier zu sehen geben, ich besuche schon
einmal ein Museumschiff am Rand des Amazonas. Es
wurde 1906 bei einer Werft in Hamburg gebaut und hat
eine englische Dampfmaschine, offenbar war der
Schiffsbau in Deutschland billiger, doch traute man
den Deutschen damals noch keine guten Maschinen zu.
Das Schiff war kein Lininenschiff, sondern eine Art
Luxusdampfer für die reichen Kautschukbarone. Der
Kautschukboom ging ja um 1900 zu Ende, weil es einem
Engländer gelang, 70 000 Kautschuksamen aus
Brasilien rauszuschmuggeln, so dass
Kautschukplantagen in Malaysia angelegt werden
konnten - und infolgedessen der Weltpreis auf ein
Zwölftel fiel. Und dann gab es auch noch den
künstlichen Kautschuk. Auf dem richtigen Fischmarkt
war ich allerdings noch nicht, dann mal sehen … Doch
erst mal überlege ich, was ich weiter machen werde.
Da ich mich
erinnere, dass ich „damals“ mit einem Schnelboot zum
Dreiländereck Peru-Kolumbien-Brasilien gefahren bin,
denke ich an eine Wiederholung. Nur solche eher
lokalen Schnellboote, in denen man fast in der Höhe
der Wasserfläche sitzt, und die von einem irre-starken
Außenbormotor angetrieben werden, scheint es nicht
mehr zu geben. Es gibt offensichtlich nur noch
Personenschnellfähren. Ich wähle eine, die um
Mitternacht abgeht, 14 Stunden fahren soll und – wie
sich dann heraustellt -, eine ehemalige norwegische
Fähre zwischen Bergen und einem andern Ort in der
Gegend ist. Die Aufschriften sind noch zumeist
norwegisch-englisch und irgendwo steckt noch ein
Fahrplan aus norwegischer Zeit. Und für 80 Soles sind
die Fahrtkosten kaum der Rede wert..... Also damit
dann ab ins Dreiländereck!
Nach der
Ankunft dort habe ich mich auch bald nach der
Weiterfahrt nach Manaus erkundigt, dahin wollte ich
doch mal – aber jetzt auf einem richtigen
Amazonasdampfer, mehrere Tage lang! Ich finde auch
das richtige Schiff, die F/B M. Monteiro II, die
drei Tage später gehen soll. Genau die richtige
Aufenthaltszeit, um die Passage gemütlich anzugehen.
Im kolumbischen Letitia finde auch auch ein kleines
nettes Hotel.... Kolumbien wurde mir gleich bei der
Ankunft in Brasilien von einem Ladenbesitzer
empfohlen, das sei sicherer …
Und jetzt
schon auf dem Amazonas an Bord der Monteiro II
rückblickend:
Ich packe
also jetzt mal mein Notebook aus und setze mich auf
einen Stuhl ganz hinten auf dem Schiff, so dass ich
den phantastischen Blick rückwärts habe über den
riesigen Fluss – und rechts und links die Ufer mit
dem Urwald, gerade ist links das Ufer nahe und
rechts weit entfernt, vielleicht einen Kilometer
oder mehr? Doch das ändert sich natürlich laufend.
Ja, ich will (zunächst) nicht, dass mich jeder mit
dem Notebook sieht, denn irgendwie muss ich es ja
immer wieder in meinem Gepäck verstauen, das dann
unbeaufsichtigt ist – doch irgendwie macht alles
keinesfalls einen unsicheren Eindruck – die
Passagiere sind hier irgendwie eine große Familie
und offensichtlich sehr normal-bürgerlich. Also
vergesse ich bald meine Ängste, zumal ich sehe, wie
auch andere ihre Sachen offen liegen lassen. Und es
ist auch mindestens eine Passagierin an Bord, die
einen richtigen Laptop dabei hat. Und wenn man den
Akku an einer Steckdose lädt, kann man ja sowieso
nicht die ganze Zeit daneben stehen.
Das Foto wurde erst
bei der Ankunft in Manaus aufgenommen, bei der Abfahrt
dachte ich nicht ans Fotografieren.
Doch kurz der
Reihe nach: Ich hatte also den Fahrschein für die
Deckpassage gebucht – und wie ich sehe, ist die
Deckklasse auch gut so – die erste Nacht in der
Hängematte habe ich heil und gar nicht einmal
unangenehm überstanden - und dann auch die weiteren.
Mit den Stempeln in meinm Pass hatte ich leichte
Schwierigkeiten, denn da waren immer wieder falsche
Informationen, nicht nur von früheren Passagieren im
Internet, sondern auch von der Fahrkartenverkäuferin
am Hafen. Also für Nachmacher ganz einfach: Wir
Ausländer müssen uns selbst um den Ausreisestempel
aus Peru im Pass kümmern – und den bekommt man
entweder bei der Ankunft in Sta. Rosa (also auf
peruanischer Seite) oder im Hafen von Letitia (also
auf kolumbianischer Seite). Und wenn man den hat,
fährt man zur brasilianischen Bundespolizei (Federal
Policia) in Tabatinga und holt sich den
Einreisestempel nach Brasilien. Am besten immer mit
Motorradtaxis (falls es nicht regnet, sonst
Rikschas), man erkennt sie an den gelben Westen der
Fahrer (aber nicht nur) und auch, dass sie irgendwo
einen zweiten Helm hängen haben, denn es gibt hier
überall Helmpflicht, natürlich auch für die Sozios.
Alle Fahrten zwischen 1,00 und 1,50 €. Die Passage
selbst kostet brasilianische 220 Reales (für alle
derselbe Preis, 100 Reales sind etwa 22 €) und die
Hängematte mit Verbindungsleinen kostet auf dem
Markt knapp 70 Reales. Die Kabine hätte 1500 R.
gekostet, für zwei, soviel hätte ich auch alleine
bezahlen müssen. Aber sie ist klein – und ich bin
nicht in der großen Familie! Und wie ich sehe, sind
die Kabinen leer, sie bucht also eh keiner (anders
als die Passagiere, die ihre Fahrt im Internet
beschrieben haben). Sinnvoll war, dass ich so eine
große Ikea-typische-Plastiktasche gekauft habe, da
kann ich alles inkl. Rucksack verstauen und mit
einem Reißverschluss wenigstens optisch
verschließen. Anderes hänge ich an eine Leine, die
ich über meiner Hängematte angebracht habe.
So ist das in Brasilien
- ich kam um 8 Uhr und musste bloß warten, 11 Uhr
hätte es auch getan!
Bei der Abfahrt -
die Polizei oder das Militär hat das Schiff verlassen.
Doch noch zur
Abfahrt: Ich war also wie vorgeschrieben schon um 8
Uhr da, die Abfahrt sollte um 11 Uhr sein, dann aber
um 12 Uhr – in Wirklichkeit war sie um 14 Uhr …
Amazonaszeit, die eine Stunde vor der peruaischen
und der kolumbianischen Zeit ist. Ich hätte auch
viel später kommen können, auch ohne Fahrschein, es
wurden immer noch welche verkauft. Ja so ist das,
wenn ich schon mal irgendwo richtig früh komme ….Die
Fahrscheine kann man übrigens nur bei der Agentur im
Hafen kaufen, also nicht im Internet. Wir mussten in
einer offenen Halle entlang vor Bänken der Reihe
nach unser Gepäck abstellen und uns dann einen
winzigen gelben Abreisebon bei der Polizei und ein
Armbändchen mit Farbe und Namen des Zielortes holen,
denn das Schiff hält unterwegs in einigen Häfen, ich
bekomme also grün für Manaus. Und irgendwann geht´s
schubweise zum Schiff – die meisten mit viel Gepäck.
Auch ist da ein Tisch, wo das Gepäck kontrolliert
wird vom Militär oder von der Polizei. In manchem
Gepäck wühlen sie richtig herum. Ich werde vorbei
gewunken. An Bord dann reges Auspacken und Aufhängen
der Hängematten. Mir hilft ein älterer "Seemann"
(eigentlich müsste es ja heißen "Flussmann") in
blütenweißer frisch gebügelter Uniform,
sicherheitshalber macht der die richtigen Knoten der
Anschlusschnüre zu den Haken an der Decke gleich
selbst. Von wegen „älterer“: Wie sich herausstellt,
ist der über 10 Jahre jünger als ich …Später läuft
er immer in fast normaler Kleidung rum, bzw. mit
einem blauen T-Shirt mit dem Aufdruck der
Amazonasschifffahrtgesellschaft. Doch nicht nur mir
hilft ein Seeman, auch andere Seeleute gehen durch
die Reihen und schauen sich die Aufhängungen der
Hängematten an, vermutlich ob sie sicher genug
sinnd, so dass die Passagiere nachts nicht
runterpurzeln …(bei den Halten unterwegs interessert
das keinen mehr). Also habe ich meinen Platz –
zwischen einer Familie und anderen Leuten.
Das war natürlich
irgendwann abends - ist das nicht phantastisch?
Um 14 Uhr
endlich Abfahrt. Doch da stelle ich fest, dass ganz
in der Nähe an der Außenwand der Auspuff oder der
Ausstoß des Kühlwassers aus dem Schiffsmotor ist –
und das ist einfach zu laut. Also suche ich mir
gleich einen anderen Platz – entgegengesetzt im
Schiff, also so weit vorne wie möglich und auf der
anderen Schiffsseite und eine Etage höher. Und das
ist auch gut so! Denn nach etwa einer Stunde legt
der Dampfer zum ersten Mal an – in Benjamin
Constant. Auf der großen Plattform eine
unübersehbare Menschenmenge – doch obwohl von
Tabatinga her alles voll ist, oder zumindest voll
scheint, kein Problem, alle passen noch aufs Schiff
in die drei Decks. Wie ich lese, sind im unteren
Deck Plätze für 102 Passagiere und in den beiden
oberen Decks jeweils für 258 Passagiere, insgesamt
also für 618 und dazu 11 „Tripulantes“
(Kabinenplätze?). M.E. wurde die Zahl allerdings
nicht erreicht. (Doch das weiß man ja nicht vorher,
also ist es doch gut, wenn man sich die Fahrkarte
schon mindestens einen Tag vorher kauft, damit man
auf alle Fälle einen Platz bekommt.) Die Matten
werden zunächst in drei Reihen aufgehängt, doch ist
- für die nächsten Häfen - da noch Platz für zwei
weitere Reihen versetzt zwischen den drei Reihen.
Dazu kommen noch Fracht und einige Autos (alternativ
zu den Passagieren auf dem untersten Deck, es sind
auch noch drei nicht so große LKWs möglich auf der
Plattform vor den Decks).
Wir legen in Benjamin Constant an - wo
werden diese Mengen bleiben? Kein Problem!
So geht das also
jetzt 3 1/2 Tage lang - aber langweilig ist es
eigentlich nicht! Ich finde es eher eine Art Rausch!
Außer mir sind noch
zwei andere Europäer (ein französisches Paar) an Bord
– ansonsten alles Südamerikaner, vor allem
Brasilianer. Mit den fünf Kolumbianern habe ich mich
schon bekannt gemacht, mit Byron und Nancy und Alicia
(etwas jünger als ich – sie sprechen nur spanisch) und
mit Nicole, eine Politikstudentin, die mir erzählte,
wie sie ihre Landsleute über das rechte Verhalten mit
der Umwelt aufklärt. Ich habe sie natürlich auch auf
„mein Thema“, also Paulus -Jesus angesprochen und sie
dazu erst mal gefragt, wie religiös sie ist. Doch sie
verneinte, sie sei auch gar nicht getauft, doch
offensichtlich hatte sie zumindest rudimentäres
Wissen. Mein Ansatz bei solchen Leuten ist dann jetzt
immer, dass sie mit ihrer Ablehnung des Glaubens gar
nicht so falsch liegen, denn das, was sie ablehnen,
sei sowieso Paulusideologie – und Paulus hätte ja
diesen Jesus vollkommen verfälscht. Dem echten Jesus
sei es um etwas völlig anderes gegangen – ich komme
dann auf das Problem, wie er die Sünderin rausgehauen
hat usw. - und ich könnte mir vorstellen, dass sie
gegen diesen Jesus auch nichts hätten …. Doch da
breche ich ab, besonders wenn die Unterhaltung in
einer anderen Sprache ist … Allerdings war damit das
Thema nicht zuende, es kam auch noch die
kolumbianische Nancy, die mit mir reden wollte, sie
ist in Bogota Biologielehrerin, da musste ich alles
noch einmal - und jetzt auf Spanisch - erzählen ....
Wenn ich etwas gefragt werde, dann verstehe ich
allerdings kaum etwas ...
Rechts und links
ist das Schiff offen, also ist immer ein wenig Wind.
Eine leichte Flauschdecke ist schon sinnvoll - wie
die, die es im Flugzeug gibt.
Zwischendurch
dann immer wieder mal „Pause“ in der Hängematte.
Irgendwann findet mich die eine Kulumbianerin und
spricht mich an, dass es in der Kantine Essen gibt.
Und obwohl ich miich vor der Passage mit genügend
Bananen eingedeckt hatte und auch nicht hungrig bin,
gehe ich doch mal zur Kantine, nachsehen, was es
gibt. Und ich sehe, auch da hatte ich eine falsche
Information oder ich hatte etwas falsch gelesen: Das
Essen ist nicht nur für die Kabinenpassagiere (es
gibt ja diesmal keine), sondern für alle inklusive –
also 3 Tage „Vollpension“ mit Schiffspassage für
etwa 49 €, was will man mehr? Und immer mit toller
Aussicht auf den Amazonas und auf die bewaldeten
Ufer! Da stehen also zunächst tiefe Glasteller und
dann ein „Container“ mit Eintopf und mit einer Kelle
und jeder kann sich nehmen, so viel er will.
Irgendwie Kartoffen und Nudeln und Gemüse und
Fleisch – richtig deftig, ich finde alles sehr
lecker. Jedenfalls freue ich mich schon auf das
nächste Essen!
Das Essen ist sicher keine
internationale Küche, doch lecker! Und man kann sich
ja von dem nehmen, was man mag und was einem bekommt.
Lieber Leser, schauen Sie mal bei einem
Reiseveranstalter in den Katalog, was sonst so eine
Amazonastour kostet - ich habe mal nach der Fahrt
nachgesehen: 565 € in der Kabine p.P. auf demselben
Schiff (Monteiro), wo die für zwei 330 € kostet. Und das
Essen kann nur dasselbe sein, denn ich habe keine zweite
Küche gesehen, da ist auch gar kein Platz. Ich finde,
eine derartige Preissteigerung gegenüber dem, was die
Fahrt vor Ort kostet, grenzt an Betrug. Und wenn Sie
Pech haben, dann macht der Veranstalter auch noch pleite
- und Sie haben viel Geld bezahlt und die Fahrt ist
futsch. Hier ist das also alles anders!
Nicht jeder Hafen
hat die perfekte Beladungsmöglichkeit, doch es liegen
Bohlen bereit und ein Tau gibt ist auf einem Schiff
immer.
Mit Nicole und
ihrem Freund (?) und mit einem von den beiden
Franzosen habe ich dann ein wenig gepokert (ich fand
das nicht sonderlich geistreich, denn so wie die
spielten, sah es mir nur als Glücksspiel aus), doch
als die dann anfangen, spanisch mteinander zu reden,
komme ich nicht mit und ich gehe „in die Matte“.
Vorher noch schnell eine Dusche – und stelle fest,
alles recht ordentlich und sauber, und das bei um die
500 Passagieren. Der Müll kommt in Plastiktüten, wird
also offensichtlich nicht über Bord geworfen, sondern
an Land entsorgt. Ich sehe auch weder im Wasser noch
am Ufer Müll, hier scheint es also ein
Umweltbewusstsein zu geben, anders als in Südostasien
….
Auch getankt wird auf "hoher See" (der
Amazonas ist ja schon längst breit wie ein großer
See), etwa 5 Stunden vor Manaus kommt ein (im
Vergleich zu unserem Schiff) kleines Tankschiff, 600
Liter tanken "wir", das wird wohl bis Manaus reichen
(Verbrauch 85 l Diesel / Stunde oder 340 l pro 100
km, allerdings ist da ja auch noch die
Fließgeschwindigkeit des Wassers). Der Tankwart
steckt das Bündel Scheine ein ohne zu zählen, 2000 R
in 20ern, wie ich meine zu erkennen, man kennt sich
offensichtlich.
Die Nacht verläuft
dann – auch für mich – erstaunlich o.k., es klappt
ganz gut mit der Hängematte, wenn sie auch
offensichtlich nicht die ganz perfekte ist. Denn die
wirklich perfekten dehnen sich dort, wo man liegt,
sehr stark, so dass die Ränder, die sich nicht so
dehnen, wie schöne Seitenwände sind, mit denen mn sich
sogar fast einwicklen kann. Doch es geht. Es gibt auch
große Hängematten, in denen zwei schlafen können, ein
Paar oder eine Mutter mit Kindern. Im Halbschlaf
bekomme ich einen Stopp mit, aber viel Bewegung ist da
nicht. Nach 5 Uhr dann der nächste Stopp – Armatura,
hier ist schon mehr los. Vor allem werden zwei Autos,
ein PKW und ein Ambulanz-Kastenwagen eingeladen – über
dicke Bohlen von einem viel tiefer liegenden steilen
Ufer. Es ist schon spannend, wie die das
zusätzlich zum eigenen Kfz-Motor mit Schieben und mit
Tauziehen mit einem dicken Schiffstau schaffen! Und
dann gibt´s auch wieder was zu essen – Frühstück …
Jedem drückt die Küchenfrau zwei Knautschhörnchen in
einer Papierserviette in die Hand und dann gibt´s aus
zwei Behältern Kaffee und Milch in die Becher, die man
beim Betreten des Schiffs bekommen hat – Margarine mit
Messern steht auf den Tischen. Und Bananen habe ich
ja, wenn sie in der Hitze auch immer matschiger
werden. In der Nacht bin ich auch mal an der Barriere
zur Kommandobrücke gleich hinter meinem Schlafplatz –
durch zwei Gänge vom Deck aus zu erreichen. Wir fahren
ja auch nachts durch – doch von dem üblichen Radar ist
nichts zu sehen. Allerdings habe ich bei der Rückfahrt
beobachtet, dass es sehr wohl Radar gibt - nur
moderner. Es geht ja bei den vielen Kurven und Inseln
auch gar nicht anders - und da ist auch auf dem
Radarschirm eine Vorschrift der Strecke. Heute haben
wir auch noch und klare Sicht, so dass die
Waldstreifen rechts und links gut zu sehen sind. Und
zudem haben sie einen sehr hellen beweglichen
Scheinwerfer mit dem sie die Entfernung vom Ufer
halten können. Es befinden sich immer zwei "Seeleute"
auf der Kommandobrücke. Und ich denke, die fahren auch
bei schlechter Sicht, dank des Radars. Allerdings
scheinen sie dann doch bisweilen deutlich langsamer zu
fahren, wie ich in der zweiten Nacht feststellen kann.
In der dritten Nacht war ich mal später an der Reling
und an der Brücke, da war es völlig dunkel und man
konnte nur schwache Umrisse sehen, doch die fuhren mit
"Volldampf". Und dann wieder klarer Nachthimmel mit
Blick auf die Milchstraße und drunter Blick auf ein
Wolkenknäuel in der Ferne mit zuckenden Blitzen
zwischen den Wolken --- phantastisch!
Santo Antonio do
Ica: Viele Leute steigen aus und ihr Gepäck wird
ausgiebig durchsucht und der Stopp dauert auch ein
paar Stunden. Eigentlich will ich auch raus, ein
Handtuch kaufen. Doch sie lassen mich nicht – ich muss
also weiter zusehen, wie ich nach dem Duschen trocken
werde. Dafür wieder ein schönes Mittagessen, nichts
Besonderes, aber sehr o.k.
Im Amazonas bei
Tonantins (hier gbt es in der Niederlassung der
Katharinerinnen auch zwei deutsche Schwestern, wie ich
später in Manaus erfahre) können wir kurz auch
Flussdelfine sehen oder vielmehr ahnen, die ja
bisweilen mehr oder weniger aus dem Wasser kommen.
Dass sie rosarot sind, bemerke auch ich, doch sonst
eigentlich nichts...
Und noch in einem
Hafen halten wir sehr lange, irgendwie scheint es am
Fahrplan zu liegen. Die Anlegerei ist bisweilen
kompliziert, einmal musste erst ein Ponton mit großen
Containern (?), der an einem kleineren Schiff
befestigt ist, wegschwimmen. Die Anlegekais sind immer
riesige Pontons, die mit einer beweglichen Brücke mit
dem Ufer verbunden sind, klar, wegen der
unterschiedlichen Wasserstände. Und auch das gibt es:
Da hält das Schiff auf dem Fluss und ein kleines Boot
kommt und bringt oder holt etwas oder jemanden ab – da
sparen sie sich das Anlegen, die meisten Orte haben ja
auch gar keine Anlegemöglichkeit für ein so großes
Schiff. Ja, das Schiff hat also drei Etagen über
Wasser und dürfte um die 60 m lang und 17 m breit
sein. Oder der Anlegeponton schwimmt frei im Wasser
und ist nur mit Booten zu erreichen ...
Mit den
Kolumbianern, die nahe in meinem Alter sind,
unterhalte ich mich auch etwas, da bieten sich ja für
mich zwei Themen an, meine Verwandtschaft (ein Bruder
meines Vaters hatte Ende der 30er Jahre eine
Beschleunigung des Postverkehrs zwischen Kolumbien und
Europa mittels einers Postflugzeugs eingerichtet, das
dem Dampfer mit der Post entgegen flog und so die
Versanddauer um einen oder zwei Tage verkürzte: er
hatte ich Braunsberg eine Kfz-Lehre gemacht) und
natürlich über Garcia Marquez, den großen
kolumbianischen Schriftsteller. Ich kam vor allem auf
seinen Kurzroman „Erinnerung an meine traurigen Huren“
(eigentlich ein unpassender Titel) zu sprechen (alles
in Spanisch!!!), der den Unterschied in der Mentalität
zwischen Südamerika und Deutschland sehr gut wieder
gibt. In Deutschland wird der Roman eher verrissen
(„sein schlechtestes Werk“, so etwa Elke Heidenreich),
doch in Südamerika finden die Leser den Roman toll –
siehe dazu https://basisreli.lima-city.de/garcia.html
. Klar, wir lachen über das Unverständnis der
Deutschen - in diesem Fall, das ich nicht
nachvollziehen kann. Und dann eben das dritte Thema,
das Problem der Theologie...
Die Strecke vom
vorletzten Hafen Fonte Boa bis Manaus, also das letzte
Stück, ist das längste, auch schön, die ganze Nacht
durchgefahren zu werden - außer kurzen Stopps auf dem
Fluss zum Ausbooten von Passagieren oder eben zum
Tanken. Inzwischen schwimmt auf dem Amazonas viel Zeug
herum, aber alles Natursachen, kein Müll, bisher
wenigstens.
Ach ja, warum heißt
der Amazonas Amazonas? Auch das habe ich erfahren. Als
die Spanier bei ihren Entdeckungsreisen in diesen
Fluss hineinfuhren, wurden sie von kriegerischen
Indianern mit langen Haaren und in Baströckchen
angegriffen. Sie hielten diese kriegerischen
Menschen also für Frauen (auf die Brüste haben sie
offensichtlich nicht geachtet und auch sonst nicht
auf die Körperform). Na ja, "kriegerische Frauen"
erinnerten an die Amazonen in der griechischen
Mythologie - und da hatte der Fluss seinen Namen
weg.
In Manaus angekommen! Hier die berühmte
Urwaldoper - es gibt keine Belege, dass Caruso
hier gesungen hat. Doch 2020 gibt es
Amazonas-Opernfesspiele u. a. mit Fidelio und Attila
Eines der 15 schönsten Oprnhäuser auf der
Welt
Der Musiker in der Mitte hat viel erklärt
- leider habe ich nichts verstanden.
In Manaus habe ich die erste Nacht in
einem Hotel verbracht, auf das mich ein
Parkplatzorganisator, um ihn einmal so zu nennen, der
sehr gut deutsch konnte, aufmerksam gemacht hatte. (Zum
Organisieren der Parkplätze: Da gibt es im Zentrum
solcher Städte wie Manaus oft irgendwelche Leute,
die für ihre Hilfe bei der Einparkerei Geld erhalten und
die gleichzeitig auf die Autos aufpassen.)Doch dann habe
ich wieder bei Airbnb gesucht und fand dabei Maki,
vielleicht 20 min zu Fuß vom Zentrum - und irgendwann
habe ich auch rausbekommen, wie das mit den Bussen ist.
Maki erklärte mir auch, was es so in Manaus zu sehen
gibt - und dank des google Übersetzers klappt das auch
ganz gut.
Ich kam also am Freitagabend an und habe mich nach dem
Wochenende erst mal drum
gekümmert, wie ich von hier wieder weg komme. Manaus ist
nämlich noch schlimmer als Berlin vor der Wende - von
und nach hier kommt man nur per Wasser oder per Luft,
eine Straße gibt´s nicht. Und ich musste also
feststellen, die Flüge nach Tabatinga, also zum
Dreiländereck, sind irre teuer, 500 € für 45 min
Flug, es gibt keine Discountairline. Und wenn ich per
Schiff fahre, wie ich gekommen bin, gibt es ds Risiko,
dass ich meinen Flieger ab Lima nicht mehr bekomme. Denn
das nächste Schiff geht am 16.12. und braucht
flussaufwärts jetzt 6 Tage... Doch am Sonntagfrüh (die
nächste Möglichkeit am Donnerstag ist ausgebucht) geht
ein Rennboot - in 36 Std. über 1500 km Fluss für 150 €,
mit einer intensiven Durchschüttelei. Doch was bleibt
mir anderes übrig? Ich habe also diese "Steigerung der
Wassertransportmittelbenutzung" gebucht....
Und dann habe ich mich mal um die
Braunsberer Katharinnerinnen gekümmert, die hier eine
Niederlassung haben. Es war kompliziert, sie zu
finden, denn ich hatte nicht die genaue Adresse - doch
nach vielen Versuchen hat es geklappt. Und dank google
Übersetzungsapp klappte die Verständigung auch ganz gut.
Die eine in der Niederlasseung, die da war, ist
Brasilianerin, und die andere ist Polin aus Braunsberg -
wir kennen also dieselben Schwestern! Sie haben mich
dann auch noch bekannt gemacht mit Schwester Ancilla von
den Fransiskanerinnen in Thüne, die in der Nähe ein Haus
haben. Ich habe sie dann Dienstagvormittag besucht - und
wir hatten viel zu bereden. Die Schwester hat mir dann
auch noch eine Sehenswürdigkeit empfohlen, nämlich den
Botanischen Garten einer Forschungsinstitution. Mit den
Bäumen und Pflanzen konnte ich nicht so viel anfangen
mit Ausnahme der Baumscheibe eines "Sandbüchsenbaums" mit dem
Durchmesser von 207 cm , dessen Jahresringe von 1817 bis
2012 besonderen Ereignissen zugeordnet wurden - auf
deutsch, in Portugiesisch erst an zweiter Stelle. Und
von dem Weg von der Station zu meinem Haus war da ein
abendliches Straßenrestaurant - irre wie perfekt die
abends alles aufbauen! Sogar mit Kreditkarte kann man
bezahlen - und ein schönes Essen für 3,30 €...
Mein Eindruck: Alle drei Nonnen, die
ich hier treffe, tolle Frauen!
Im Botanischen Garten ein verzweigtes
Wasserbecken mit zwei oder drei Zitteraalen oder
"Electrophorus electricus" (es sind keine
richtigen Aale). In der Freiheit schmiegen sie sich
unter den Bauch ihrer Feinde und versenden Stroschläge
mit um die 700 Volt, so dass sogar Pferde betäubt
werden und ertrinken können, wenn sie nicht rechtzeitg
an Land kommen. Alexander v. Humboldt hat so eine Jagd
der Indianer mit Pferden beschrieben, s. b. google.
Dieser Zitteraal dürfte etwa 1,50 m lang sein.
In dem Botanischen Garten gibt es auch noch große
Aquarien mit "peixe-bois", ein Lungenatmer, dessen Kopf
wie der einer Kuh aussieht, und Amazonas-Ottern.
Auch gibt es Informationen über andere
Amazonas-Wassertiere, etwa über den "Tucuxi" mit dem
wissenschftlichen Namen "Sotalia fluvialis". Es ist eine
Süßwasserdelfinart, die auf Promiskuität ausgelegt ist.
Die Testikel (also die Hoden) machen bei ihm 5 % seines
Körpergewichts aus (zum Vergleich: beim Menschen machen
sie etwa 0,0006 % seines Körpergewichts aus, das könnte
ein Hinweis sein, dass er von Natur aus nicht für eine
solche Lebensweise vorgesehen ist ....)
Auf dem Heimweg faszinierte mich noch diese Ruine -
ein Überbleibsel aus dem Kautschuk-Boom vor mehr
als 100 Jahren. Es sieht nicht überall so aus, aber
oft. Dabei ist Manaus eine überaus vitale Stadt!
Diesen Käfer am
Straßenrand kann selbst mein Freund Rudi nicht mehr
reparieren, der sonst alles kann!
Weihnachten vor meinem Haus
Und dann in die Museen in Manaus
Gleich in der Nähe ist das Indiomuseum.
Besonders interessant
war eine Tafel über die unterschiedlichen
Zuwanderer, die Südamerika im Laufe von 12000 Jahren
besiedelt haben, zuletzt eben die Spanier. Es waren
also nicht nur Mongolen und andere, die über die
Behringstraße kamen, die früher ja noch ein Landweg
war.
Auch ein Destillierapparat fiel mir auf, also eine
Anlage zur Herstellung von Alkohol. Da fragt man sich
natürlich von wann dieses Gerät ist und woher die
Waldmenschen wussten, wie man Alkohol herstellt. Es
ist ja auch nicht ein sehr kleiner Apparat, also
werden sie den Alkohol für Feste oder andere besondere
Ereignisse gebraucht haben. Ich nehme an, dass das
Wissen um die Destillation irgendwelche Einwanderer
mitgebracht haben, vielleicht sogar erst die Spanier?
Und dann noch etwas weiter das Centro Cultural Palacio
Rio Negro, das im Haus des Hamburgischen Kaufmanns
Karl Waldemar Scholz untergebracht ist. Ja, auch er
war ein Kautschukbaron und er ging 1916 nach
Deutschland zurück - und konnte nach dem Krieg wohl
nicht mehr mit den früheren Erfolgen weiter machen.
Eine
eindrucksvolle Amazonas-Landschaft in dem Museum
Doch besonders fasziniert hat mich das Gemälde von
Fernandez Machado zum Tod des bekannten
brasilianischen Dichters Goncalves Dias, der bei einem
Schiffsunglück ums Leben kam. Eine Muse bringt ihm im
Tod den Lorbeerkranz. Ich konnte es nur von der
Seite fotografieren, nicht nur, weil da die
Treppenanlage verhinderte, sich richtig vor das Bild
zu stellen, sondern auch wegen der Reflexe.
Ein Treppenhaus,
wie es sich in eine standesgemäße Villa gehört
Auch dieses
Gemälde "Unsterblichkeit" von Braanco e Silva fand
ich faszinierend. Vorne kämpfende Amazonen (?),
die dann nach dem Kampf zwischen dem Amazonasopernhaus
und den Amazonaswasserfällen hier in der Nähe tanzend
in den Himmel ziehen (Ausschnitt aus o. Gemälde). Ob
sich die Moslems so das Paradies vorstellen?
Sosehe ich wenigstens das Gemälde. Der Maler hat es
allerdigs anders gesehen: Auf den Pferden die Frauen
der unerlösten wilden Natur ohne echte Kultur (das ist
auch die Hölle) und auf dem Weg in den Himmel die
Menschen der Kultur ... Wir denken da vielleicht heute
etwas anders
Der Bruder meines
Gastgebers vermittelte mir auch noch einen
Tagesausflug (ich hatte schon bestellt, doch als
er davon erfuhr, sollte ich gleich wieder
abbestellen - er hatte "Beziehungen", wo ich
dieslbe Fahrt für den halben Preis bekam) zu den
Stellen im Amazonas, wo sich die beiden Arme mit
den verschiedenen Wassern treffen und anfangen zu
vermischen: das dunkle Wasser des Rio Negro, der
aus Venezuela kommt, und das lehmige Wasser des
Amazonas, der aus den Anden kommt. Hier sind
die Wasser noch deutlich getrennt.
Und hier geht die Vermischerei los ...
Zufällig setzten sich im Boote diese beiden Frauen
neben mich, links Antonia aus Manaus, die aber seit 20
Jahren in Bremen lebt. Wir haben uns gleich gut
verstanden!
Amazonasfische in einem Zuchtbecken (?), damit
die Touristen mal welche sehen und füttern können
- gegen geringe Bezahlung. Anschließend ging´s
dann zum Mittagessen auf einer Pontoninsel - und
ich kann nur sagen, da war ein tolles Bufet, die
haben sich wirklich nicht lumpen lassen! Ich kann
die Fahrt mit Cap Bacurau voll empfehlen - selbst
zum vollen Preis!
Die
B rücke verbindet das
alte Manaus mit neuen Gebieten auf der Nordseite
des Amazonas.
Verschiedene Anlaufpunkte
auf der Tagestour: Hier die Victoria-Pflanzen
auf einer Insel. Die Blätter können bis zu 2 m
Durchmesser haben. Die Blüten sind genießbar.
Und dann die rosaroten
Flussdelfine! Ich war überhaupt nicht vorbereitet!
Bisher hatte ich gerade mal eine Flosse eher geahnt
als gesehen - und hier gab´s gleich so viele! Und
fast mit Hautkontakt ...
Unser Guide lockt einen
Delfin erst mal, indem er ihm mit dem Fisch vor
seinem spitzen Maul rumwedelt. Der Delfin muss ja
auch sozusagen erst mal Anlauf holen ... Das Baden
mit den Delfinen kostet etwa 4 € zusätzlich, doch
das bezahlt man gerne! Zumal sich unser Guide viel
Mühe gab, dass jeder auch mal in voller Näher der
Delfine war.
Und dann auf einmal kommt
er raus aus dem Wasser - und bisweilen auch noch
viel höher!
Sie haben offensichtlich
überhaupt keine Scheu vor den Menschen, man kann
sie auch berühren und bisweilen berühren sie mit
ihren Flossen auch die Beine usw. der Touristen.
Die Touristen waren im Übrigen fast alles
Brasilianer - aus den andereren Bundesstaaten, ich
war der einzige Deutsche. Mit einem Amerikaner
("Jeff") habe ich mich noch unterhalten, aber ich
schätze, unter den etwa 50 Teilnehmern der Gruppe
waren vielleicht 5 bis 10 Nichtbrasilianer.
Es gibt hier spezielle
Schwimmwesten, und das ist auch gut so.
Denn so kann man sich ganz auf die Delfine
konzentrieren.
Wenn sie hoch aus dem
Wasser sind, dann lassen sich die Delfine auch
schon mal rücklings ins Wasser fallen, doch sie
passen schon auf, dass da niemand ist. Sie wissen
also, wie sie Unfälle vermeiden. Und da sind
wirklich schwere Kaliber drunter, ich schätze bis
um die 500 kg. Die Touristenboote kommen übrigens
nicht jeden Tag, denn die Delfine werden ja bei
den "Vorführungen" gefüttert - und sie sollen
nicht verlernen, selbst Fische zu fangen.
Nächster Programmpunkt:
Vorführungen von Waldmenschen. Ich hatte ja
zunächst einige bedenken, dass das eher ein
Touristennepp sein würde. Doch ich muss sagen, ich
wurde angenehm enttäuscht - es war wirklich schön
und faszinierend. Diese Gruppe Männer lief
mehrmals vor und zurück - und um die Gruppe liefen
4 andere Indios mit Musikinstrumenten mit vor
allem tiefen Tönen. Man beachte die kleinen
Jungen rechts und links. Natürlich ist auch hier
das Problem, dass die jungen Leute lieber
zivilisiert leben und die alten Traditionen nicht
mehr mögen.
Und dann im Kreis mit
Beteiligung der Frauen. Recht bald
schnappten sich die männlichen Indios jeweils zwei
Touristinnen, eine rechts und eine links, die
kleinen Jungen natürlich auch, und die Frauen,
teilweise mit Baby auf dem Arm, entsprechend
Männer, so auch die Indiomädchen - und die
Tanzerei ging weiter - zur Musik. Ich fand, es war
eine schöne Stimmung, und ich hatte den Eindruck,
alle hatten ihren Spaß.
Auch die Bemalung der
Gesichter für 10 Reales gehört dazu - ich habe
allerdings verzichtet.
Und dann wieder Manaus!
Dieses Ensemble ist gleich am Hafen - gegenüber
der Kathedrale....
Doch es wird auch renoviert -
hier offesichtlich "linzensiert", wie das Schild
sagt. Für mich heißt das, dass auch oft
"unlinzesiert" renoviert wird, wenn also klar zu
sein, dass es keinen Eigentümer mehr gibt ...
Ja, es wird viel gemacht!
Manaus muss ja mal eine schöne Stadt gewesen sein
- und vielleicht wird sie es auch wieder? Auch
hier "lizensiert" ...
Das Museum der Stadt Manaus
- na ja, viel gibt´s nicht zu sehen, aber alles
mit Liebe gemacht ... Das schönste Museum von
Manaus ist m. E. das des Hamburger Kaufmanns.....
Die Kathedrale zur
"Empfägnis Mariens" - ein reiner
Zweckbau aus der Barockzeit m(?), würde ich
sagen.
Die Krippe vor der
Kathedrale - es ist ja Weihnachtszeit
Eine Seitensraße gleich
neben der Kathedrale
Der Platz vor dem Opernhaus
Und hier noch mal die Oper
bei Tage - hinten der Justizpalast
Justizpalast - alles aus
der Zeit des Kautschukbooms
Gerichtssaal - die Gebäude sind zur Besichtigung
frei zugänglich, vermutlich sieht alles noch so
aus, wie es war, als noch offizieller "Betrieb"
war.
Besuch bei den
Katharinenschwestern
Am letzten Tag also der Besuch.
Ganz lieb war, dass auch Schwester Ancilla
von den Thüner Franziskanerinnen da war, so
klappte das mit der Verständigug sehr gut.
Ich bekam also mit, dass die Katharinerinnen
in der Nähe seit 1985 eine Gemeide „Sta.
Katharina von Alexandrien“ aufgebaut haben
und dabei auch eine einfache Kirche. Diese
war wohl eher eine Notkirche und sie wird
zur Zeit umgebaut, so dass sie schöner und
also auch würdiger wird. Zudem muss man ja
auch ein wenig mit den Freikirchen
mithalten, auch in der Nähe, die teilweise
wirklich schöne Götteshäuser haben,
zumindest was man von außen so sieht. Und es
wird auch eine Zwischendecke eingezogen, so
dass über der Kirche Räume für die
Gemendearbeit entstehen. Die gewiss nicht
reichen Gläubigen der Gemeinde finanzieren
alles aus eigener Kraft über die Erlöse bei
Gemeindefesten usw. – alle Achtung! („Bei
mir in der Nähe“ ist auch eine ziemlich
große katholische Kirche „Sta. Rita von
Cassia“. Diese Gemeinde scheint dagegen sehr
reich zu sein, die Kirche ist neugotisch,
außen und innen frisch renoviert ,
vorwiegend in hellem Blau – und mit
aufwendiger Klimaanlage. Ich war noch am
letzten Abend zur Abendmesse...)
Die Gemeinde Sta. Katharina gehört
zu einem Gemeindeverband von zehn Gemeinden
mit zwei Patres, die die Gottesdienste
machen. Ansonsten liegt alles in den Händen
der Schwestern und von Gemeindemitgliedern.
Wohl mir zuliebe waren einige in der
Notkirche zusammen gekommen, die zur Zeit
als Gottesdienst- und Gemeinderaum dient,
und erzählten mir von ihrer Arbeit – unter
ihnen auch schon eine Zehnjährige.
Natürlich, an diesem Tag waren nur junge
Leute da (manche mit ihren Müttern), die in
der Nähe wohnen, die also zu Fuß kommen
konnten, und weniger aus anderen Gemeinden
des Gemeindeverbands.
Anschließend hat uns der Pater, der
uns hingefahren hatte, wieder wieder zum
Haus der Schwestern gefahren, wo ich mit den
Schwestern noch ein wenig zusammen saß.
Eindrucksvoll gerade auch für mich die
Kapelle zu Ehren der Regina Protmann, der
Gründerin des Ordens in Braunsberg vor 400
Jahren. Natürlich gab es auch eine Reliquie
von ihr. Und ein Poster (ich weiß, das ist
nicht das richtige Wort) mit den Fotos der
Martyrerinnen des Ordens, also der
Schwestern, die 1945 beim Einmarsch der
Russen in Ostpreußen ums Leben kamen – die
Texte jetzt auf Portugiesisch.
Schwester Wanes aus Braunsberg
und Schwester Jaci (Silveira de Souza) aus
Brasilien
Zusammen mit einem der beiden
Patres (Pallottiner), der die zehn Gemeinden
betreut.
Die Ecke zur Erinnerung an die Gründerin der
Kongregation und an die beim Einmarsch der Russen
nach Ostpreußen umgekommenen Schwestern. Mir ist
ja immer noch nicht klar, warum die Russen so
brutal mit den Nonnen umgegangen sind, statt sie
mit der Pflege der verwundeten eigenen Soldaten zu
beauftragen. Doch vermutlich waren den Russen
nicht nur die deutschen Nonnen, sondern auch die
eigenen Verwundeten völlig egal.
Beim Gespräch brachte die
Braunsberger Schwester auch ein Buch
über die Geschichte der
Katharinerinnen in Brasilien mit
vielen Fotos der deutschen
Schwestern, weitestgehend aus dem
Ermland, mit denen alles angefangen
hatte. Ich blieb bei einem Bild mit
vier Schwestern hängen, von denen
eine „Irmengard Preuschoff“ hieß.
Stolz zeigte ich meinen Pass mit
demselben Namen – allerdings sei mir
nicht bekannt, dass wir verwandt
sind. Es ist schon irre, in so einer
entlegenen Stadt am Ende der Welt,
in die ich recht aufwendig gelangt
war, auf den eigenen Namen zu
stoßen, der so verbreitet nun auch
wieder nicht ist. Und ich denke,
diese Namensverwandtschaft mit einer
der erste Schwestern in Brasilien
machte schon Eindruck ...
Die Kirche ist wirklich
renovierungsbedürftig!
Und wieder auf dem Amazonas!
Rückfahrt zum Dreiländereck
Und wieder auf dem Wasser! Jetzt
also mit dem Expressschiff von Manaus zurück
nach Tabatinga im Dreiländereck. Abfahrt um
6 Uhr früh, man soll um 5 Uhr da sen, doch
ich deke, 5 30 Uhr hätte es genauso getan,
zumal ich ja nur Handgepäck habe. Hier in
Manaus werden die Tickets auf der Plattform
vor der Schiff im Gewusel kontrolliert – und
dann ist der Zugang zum Schiff locker, also
ohne weitere Kontrolle, jeder hat ja seinen
Platz und Plätze für blinde Passagiere gibt
es nicht (es sei für Freunde des
Bordpersonals, was ich in Brasilien für
möglich halte, denn da sind noch
spartanische Sitzmöglichkeiten, die wohl
kaum verkauft werde, können). Etwas über 100
Leute sind drauf – und das Schiff (oder
besser das Boot) fährt zur exakten Zeit los.
Die Sitze sind einigermaßen bequem – sie
müssen ja auch für die nächsten 36 Stunden
zu Diensten sein. Nur, ich finde, es ist
entsetzich kalt, zumal ich auch direkt unter
einer Öffnung der Kimanlage sitze. Die
meisten Passagiere haben Decken mit, zum Glück habe
ich ja auch was – also lange Hose und
Wollpullover und die handgestrickten
Socken der lieben Cousine x-ten Grades
Maria aus Neukirchhöhe. Und da mein
Rucksack nach der Entnahme der warmen
Sachen fast leer ist - ich habe das übrige
Zeug in eier Plastiktüte verstaut und ins
Gepäckfach über den Sitzen getan - , kann
ich meine Füße im jetzt leeren Rucksack
etwas wärmen. Auch ziehe ich meine
Anglermütze auf. Das aufgegebene Gepäck
(von mir ist nichts dabei) wird durch eine
Luke neben mir nach der Abfahrt im
„Unterflur“ verstaut. Diese spätere
Verstauerei finde ich gut – erst mal
pünktlich abfahren! So im Übrigen auch bei
Halten unterwegs, die wirlklich nur
kürzest sind, wir sind eben ein
Expressboot.
Immer möglichst in der Nähe von einem der Ufer
1600 km mit Volldampf!
Das ist also das 37-Stunden-Rennboot von vorne
Das Boot prescht also mit Vollgas
den Amazonas flussaufwärts, immer wenn
möglich in der Nähe eines der Ufer, weil
dort die Gegenströmung am gerigsten ist.
Dabei liegt es ziemlich ruhig auf dem
Wasser, man merkt kaum, dass man schwimmt.
Es ist fast wie im Flugzeug, nur das
Geräusch ist etwas anders. Neben mir sitzt
eine junge Peruanerin, die aber schon
unterwegs aussteigen wird, wie sie mir
erzählt. Sonst kein Gespräch. Das Essen ist
natürlich auch hier inklusive, es wird auf
einem recht großen Tablett an den Platz
gebracht und auf die Knie gelegt,
Klapptische an der Lehne des Vordersitzes
gibt es nicht. Dazu gibt es Coca Cola und
Fanta, das Bordpersonal läuft mit großen
Flaschen und Plastikbechern rum – ich trinke
da lieber Wasser und abends ein
mitgebrachtes Bier – das wenigstens nicht so
eiskalt ist wie das Bier, was man bei
solchen Gelegenheiten kaufen kann.
Immerhin gibt es die Möglichkeit,
mal auf eine hintere Plattform in der
Außenluft zu gehen, dort ist es nicht nur
warm, sondern es gibt auch einen Blick auf
den Gischtstrom hinter dem Boot. Immerhin
fahren wir ja wohl so etwas wie 50 km/h.
Auch nach vorne bin ich mal gegangen und
habe beobachtet, wie der Steuermann fährt.
Also da ist natürlich auch ein Radargerät,
nur gibt es jetzt nicht mehr so eine
Drehantenne auf dem Dach und das Tableau ist
auch modern – etwa 20 mal 12 cm und es
werden ständig die Ufer bzw. die Inseln vor
und neben dem Boot angezeigt und auch der
offensichtlich vorgescrhiebene „Weg“, der
Steuermann muss nur entlang der
„gestrichelten Linie“ fahren. Klar, bei der
langen Strecke und dem unübersichtlichen
Fluss mit seinen vielen Inseln und Kurven
können dem Steuermann keine Entscheidungen
überlassen werden, wo er nun fahren soll.
Ich denke, der „Weg“ ist über Satellit
vorgegeben.
Ansonsten lese ich das, was ich
habe, und schreibe oder korrigiere was im
Notebook. Stromanschlüsse gibt es zu Genüge,
doch leider kein Internet. Das ist eigenlich
unverständlich, wenn ich bedenke, wie es das
auf der Fahrt in Ecuador selbst in günstigen
Überlandbussen gab. Doch vielleicht gibt es
hier wirklich keine
Verbindungsmöglichkeiten.
In der Kirche steht im Seitenschiff ein
Weihnachtsbaum - die Eltern und andere
haben fotografiert, also ich auch. Solche
Weihnachtsmützen tragen in manchen
Geschäften auch die Verkäufer, allerdigs
ohne die Bommeln...
Die Weiterfahrt oder auch Rückfahrt
nach Iquitos fängt wieder recht
abenteuerlich an. Denn die für den nächsten
Tag vorgesehene Expressfähre fährt
offensichtlich nicht oder ist ausgebucht. Es
war auch schwierig, die Agentur für die
Fahrkarten zu finden. Da das Schiff als
peruanisches Schiff von Peru abfährt, von
der Insel Sta. Rosa, nahm ich natürlich an,
dass auf der Insel auch die Agentur ist, die
die Fahrkarten verkauft, auf dem Prospekt,
das ich hatte, war da ja auch eine Adresse
angegeben. Also auf die Insel Sta. Rosa!
Doch dort erfuhr ich, dass die in Brasilien
angegebene Adresse die zuständige für den
Fahrartenverkauf ist. Also nach Brasilien!
Und dort erfuhr ich, dass es ein anderes
Schiff gab - für den 19.12. um 21 Uhr, ich
aber die Fahrkarte erst am Tag davor
bekommen könnte und nicht zwei Tage davor -
wie ich gerade dort war. Man ärgert sich,
dass man überflüssigerweise hin und
herfahren muss. Doch beim Fahrkartenkauf
merkte ich den Grund! Die Abfahrt würde
schon um 19 Uhr sein - und es ist
verständlich, wenn die nicht schon
Fahrkarten verkaufen, wenn die Abfahrtszeit
noch gar nicht klar ist! Nachher war dann
doch die Abfahrt erst um 21 Uhr...
Ich denke, ich sollte den Bericht hier
abschließen, er ist lang genug geworden!
Nur noch kurz das Ende: Das (früher
norwegische) Espressschiff war dasselbe wie
auf der Hinfahrt, nur auf einmal war es fast
doppelt so teuer, obwohl auf dem Prospekt
derselbe Preis stand. Als ich das meinem
Nachbar im Schiff sagte und auf den Prospekt
hinwies und fragte, warum, lachte er nur.
Das ist eben Peru oder Südamerika!
In Iquitos war ich dann wieder zwei Nächte
in meinem Quartier und dann per Flieger nach
Lima, wo ich auch noch zwei Tage in meinem
dortigen Quartier war. Der Flug war nicht
leicht zu bekommen, so knapp vor Weihnachten
sind nun einmal die günstigen Flüge
ausgebucht. In einem Reisebüro half mir die
Dame, noch einen dennoch recht günstigen
Flug zu bekommen, jetzt allerdings 190 $. So
ist das, doch wie hätte ich es anders machen
sollen, schließlich wusste ich ja vorher gar
nicht, wie die Schiffe gehen - und nach
denen musste ich mich ja richten.
In Lima habe ich noch einige schöne Kirchen
besucht, vor allem die Jesuitenkirche, und
auf dem Weg dorthin zwei schöne Museen. Und
dann bin ich auch noch an den reißenden
Fluss gegangen hinter der
Franziskanerkirche. Da war auch noch ein
schöner Park am Fluss und ein riesiger
Markt. Neben der Franiskanerkirche entdeckte
ich auch noch ein einfaches günstiges Hotel
in einem typischen alten Haus, es heißt
"Europa" - und ist gut geeignet, wenn man im
Zentrum wohnen will. Leider hat es keine
Mailadresse, also vielleicht kein Internet.
Das Telefon ist 01-427-3351, die Adresse Jr.
Ancash 376, Plaza San Francisco, LIMA.
Einfach hingehen und fragen, ob noch Platz
ist, wenn man in Lima ankommt! So würde ich
es jedenfalls "demnächst" machen!
Glücklicherweise hatte ich einen
Flug am Abend gebucht, so dass ich am
letzten Tag, Heiligabend, noch ein paar
Besorgungen machen konnte. Und da ich viel
Zeit für die Fahrt zum Flughafen hatte,
probierte ich die Fahrt mit Linienbussen,
was natürlich etwas schwierig war, wenn man
mit der Sprache nicht so recht klar kommt.
Schließlich winkte mich der "Schaffner" des
Busses 33 (an der Haltestelle Guadalupe) mit
ein paar Worten in den Bus. Es ging durch
irgendwelche Vororte, ohne dass ich irgendwo
startende oder landende Flugzeuge im Himmel
sah, doch ich hatte ja das Taxigeld für den
"Notfall" in der Tasche. Schließlich "warf"
der Schaffner mich raus - und als ich Leute
fragte, wo es denn zum Flughafen ginge, denn
wieder sah ich kein Anzeichen von Flughafen,
zeigten die mir einen Minibus. Alles immer
für 1 Sol. Und der Minibus führ tatsächlich
zum Flughafen...
Und was sollte ich mit dem Taxigeld machen,
das ich gespart hatte? Bei Händlern vor dem
Flughafen kaufte ich alle Integralkekse
"Quinua" auf, also aus einem sehr gesunden
Andengetreide, eine zusätzliche Plastiktüte
wäre ja sicher nicht "handgepäckschädlich"
und war´s dann auch nicht. Eine Freundin
hier in Deutschland kannte dieses Getreide -
und bestätigte mir, dass ich gut gewählt
hätte, denn solche Sachen seien hier
ziemlich teuer....
www.michael-preuschoff.de
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