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Peru: Lima und Amazonas bis Manaus/Brasilien - November und Dezember 2019

Es ist irgendeine Panne passiert, dass die Schrift am Anfang des Berichts auf einmal viel zu groß geworden ist und sich mit den Tricks, die ich so kenne, einfach nicht vernünftig verkleinern lassen will, beziehungsweise nur so, wie ich es jetzt schaffe, also wieder zu klein, in fett und mit großem Zeilenabstand Vielleicht kann mir jemand helfen? Ich werde es, wenn ich wieder in Deutschland bin, mal mit einem anderen Computer versuchen.
Und zudem: Der Bericht ist noch in Bearbeitung, die Fahrt ist ja auch noch nicht zu Ende. Und erst mal nur ein paar Fotos - mehr kommen später, wenn ich ausreichend Verbindung und Zeit habe!

Das letzte Mal muss ich wohl vor 23 Jahren „hier in dieser Gegend“ gewesen sein, also mal wieder. Bei der Fahrt an den Rand des Amazonasbeckens während der Ecuadorfahrt 2016 hatte ich in Banos in Ecuador bei lokalen Argenturen Touren zu Indianderstämmen gesehen, die hätten mich interessiert. Doch da die mir in Ecuador recht teuer schienen (300 US$ pro Tag) und ich nicht so viel Geld ausgeben wollte für schließlich fragwürdige Ergebnisse, dachte ich: Mal sehen, was es im Dschungelgebiet in Iquitos in Peru am Amazonas gibt.

Also erst mal Flug von Düsseldorf nach Lima: 660 € plus Anschlussflug nach drei Tagen nach Iquitos mit "Star Peru", einem Discountairliner – schon gebucht in Deutschland im Internet. Da mit aufgegebenem Gepäck der Flug Düsseldorf – Lima 120 € teurer geworden wäre, habe ich nur Handgepäck mitgenommen ….Was soll ich Sachen rumschleppen, für die ich bezahlen muss und die ich wahrscheinlich gar nicht brauche und die mich nur unnötig belasten? Und wenn wirklich etwas fehlt, kann ich das ja immer noch kaufen.

In Lima wie dann auch in Iquitos fand ich passable Quartiere über Airbnb, so um 10 € die Nacht. In Lima bei Fernando und in Iquitos bei Carlos.

Viel bekamen wir von der Stadtbesichtigung nicht mit, es ging dabei eh nur um die Gebäude von außen. Eine alte Freundin sagte zu dem Foto: "Ein schönes Pärchen" - ja, schade dass ich 50 Jahre zu alt bin.... Aneka (so ihr Name) erzählte mir auch von den Reisen mit den Eltern, auch etwa nach Namibia, daher also ihr Mut für so eine Reise . Und auf die Weltreise hat sie lange gespart. Nach Peru wird sie vier Monate in Neuseeland sein.

In Lima war ich ja ein paar Mal, doch bis auf den Platz „Des Armas“ vor der Kathedrale kann ich mich an nichts mehr erinnern. Bei meinem Bummel durch Kirchen und Museen treffe ich bei der Führung unter der Franziskanerkirche bei den Gebeinen der verstorbenen Fransikaner Aneka, eine Abiturientin aus Kiel, die hier auf ihrer Weltreise Station macht. Ich lade sie zu einer Stdtrundfahrt ein, weil es nach ein paar ersten gemeinsamen Minuten auf den Stufen zur Fransiskanerkirche viel zu erzählen gibt …. Doch wegen ewiger Staus bei der Stadtrundfahrt biete ich ihr an, mich nach etwa einer Stunde Rundfahrt zu verlassen, als wir in die Nähe ihres Quartiers in einem Hostal in Miraflores kommen (also am Meer). Es ist eine schöne Begegnung und ich denke, sie hat sich auch für mein Konzept echt interessiert und vielleicht sogar etwas gelernt.

An Museen fällt mir besonders das der italienischen Kunst in einem pompösen Gebäude um 1900 auf, offenbar haben wohlhabende italienische Einwanderer sich hier ein italienisches Nostalgie-Denkmal gesetzt. Und dann auch das peruanische Nationalmuseum in einem modernen Gebäude mit viel Kunst aus der Inkazeit.

Nach drei Tagen also Flug nach Iquitos am Amazonas. Bordkarte per Internet gibt es offenscihtlich nicht, es geht nur mit Einchecken an Checkin-Schaltern.

Ich war ja schon mal Iquitos, doch erinnern kann ich mich an gar nichts mehr.


Auf dem oder besser nach dem Markt in Iquitos


Zunächst also einen Dschungeltrip für 50 $ mit einer lokalen Reiseagentur. Der Trip besteht aus einer längeren Bootsfahrt und dann einer 40-minütigen Wanderung (Gummistiefel werden gestellt) zu einem Aussichtsturm und dann im Boot mit einem schönen Essen. An Tieren haben wir weiße Flamingos (?) gesehen und einmal hoch oben in den Wipfeln einen oder zwei Affen mehr geahnt als gesehen. Und an einer Stelle auch die Amazonasdelfine - wenigstens hin und wieder eine Flosse. Wenn ich an die späteren Erlebnisse denke, hat sich dieser Trip weniger gelohnt

Eine Woche Affeninsel im Amazonas bei Iquitos

Doch dann entdecke ich in einer Agentur einen Prospekt mit einem Angebot, eine Woche „Volunteer“ in einem Resort zu sein, in dem Affen aufgezogen und auf die Auswilderung vorbereitet werden. Kosten 200 US$ und dafür dann auch Unterkunft und Verpflegung. Und wo das mit den Indianern nicht klappte (ich hatte auch gehört, dass es die jungen Indianer lieber in die Zivilisation zieht als zu den Traditionen ihrer Stämme – wird es also dasselbe sein, dass ich wie vor zwei Jahren in Siberut bei Sumatra nur sterbende Gemeinschaften erlebe), habe ich mich dann für eine Woche „Affeninsel“ entschieden.

Die Bootsfahrt dauert etwa 45 min mit einem Schnellboot, u. U. mit Umsteigen. Das Resort ist privat, die ganze Insel gehört Gilberto, der alles von Iquitos aus leitet. Die Insel (460 Hektar) wurde wohl von der peruanischen Regierung zu Verfügung gestellt, doch alles andere ist Eigenleistung. Sie ist wohl die Hauptattraktion von Iquitos und das Ganze lebt auch von den Touristen – Eintritt 10 US$ oder auch von solchen Volunteers wie mir.


Die Bäume sind zumeist noch vom Urwald früher her - es ist ja auch noch Urwald.


Die meisten jungen Affen sind die „Wollaffen“ und die sind auch diejenigen, die am meisten den Kontakt mit den Menschen suchen. Am süßesten sind die kleinen Tamarins.

Insgesamt gibt: Marmosets/Leoncito, Tamarins/Pichico, Sloth/Peresoso, Howler Monkey/Mono Alludador, Titi Monkey/Mono Tocon, Woolly Monkey/Mono Choro, Saki Monkey/Mono Huapo, Spider Monkey/Mono Ara^na.

WIFI oder WLAN gibt es nicht. Oh, eine Woche ohne Internet, wie schrecklich, doch half mir Gilberto in Iquitos, für 10 $ einen Chip zu kaufen, mit dem ich 30 Tage lang in Peru über das Smartphone würde surfen können (4 GB). Und auf der Insel gibt es auch eine Stelle, wo es den entsprechenden Funkkontakt gibt, wie ich erfahre … Der „Weg“ dorthin ist allerdings bisweilen sehr matschig.... Daher bin ich erst einmal mit dem Spaten unterwegs, um die größten Pfützen, die den Weg hin und wieder schon ein wenig versperren, wenn möglich in den Wald abzuleiten. Doch dabei gibt´s dann wieder „Tropenregen“ und der ist oft richtig kräftig.... Also dann immer schnellstens zurück zur „Station“.

Die Affenkinder sind richtige Schmusetiere - und man kann es sich gefallen lassen, weil sie gesundheitlich o.k. sind.


Ich erfahre also, dass es vor allem um junge Affen geht, die bei der Jagd auf Affen „übrig blieben“ und irgendwie beim Resort landen, hier aufgezogen und auf die Auswilderung vorbereitet werden, Die Auswilderung findet dann ganz woanders statt – vermutlich bis sie wieder gejagd werden (sie werden um bis um die 10 kg schwer, also lohnt sich die Jagd auf die erwachsenen Wollaffen), und das Spiel mit den Jungen von vorn beginnt. Auf der Insel laufen also nur junge Affen frei herum, die wirklich sehr verspielt sind, sie sind von morgens bis abends pausenlos „tätig“, vielleicht zeigen sogar sie den Menschen gerne ihre akrobatischen Fähigkeiten.... Ich traue mich allerdings kaum, raus zu gehen, denn sie kommen sofort und klettern an einem hoch. Oder sie springen einen von einem Geländer, wo sie schon warten, auf die Schulter.... Also, wenn da ein Äffchen sitzt, gleich an ihm vorbei rennen.... Und bei Regen sind sie eben nass – und so viele Klamotten habe ich nicht zum Wechseln, bei der Feuchtigkeit hier trocknen sie auch kaum.


Am ausgestreckten Arm ... Die wollen einen gar nicht loslassen, und wenn einer einen hat, kommen auch gleich noch andere. Daher etwas auf Distanz!


Nach einigen Tagen habe ich auch andere Aufgaben als immer nur den Fußboden zu kehren und den Rasen unter den Bäumen von den Essensresten der Affen zu säubern - obwohl auch das sein muss, etwa wegen der Fliegen usw., die ansonsten dort auf die süßen Reste der Früchte abfahren und also lästig sind, außerdem sieht es nicht schön aus. Denn jeden Tag kommen Besucher, die natürlich eine gepflegte Insel sehen wollen. Ich helfe dann morgens, die Früchte für die Affen klein zu schneiden und manchmal auch zu den Plattformen am Waldrand zu bringen, wo sie für die Affen ausgelegt werden. Es sind ganz unterschiedliche Früchte, Bananen, Tomaten, Salat, rote Beete, Papaya und was es hier also alles gibt. Die Ranger (um sie mal so zu nennen) sorgen für eine gute Mischung, es muss auch nicht jeden Tag dasselbe sein. Vor allem müssen die Früchte unbedingt klein geschnitten werden, denn wenn man den Affen die ganzen Früchte gibt, dann beißen sie ein- oder zweimal rein und legen oder werfen sie weg und suchen sich etwas anderes. Das Angebot ist doch da! 



Für die ganz jungen Äffchen gibt es Milch, die einer der Ranger aus Milchpulver und diversen Aufbaustoffen und auch mit Zucker zusammenmixt und ich Blechschalen ihnen hinstellt, es sieht putzig aus, wie diese die Milch dann schlürfen.


Tamarinen


Besonders putzig sehen die Tamarins aus mit ihren hellgrauen Gesichtchen unterhalb ihrer Näschen, die etwa die Größe von Eichhörnchen haben und neugierig durchs Haus streunen.

Die Tamarins kommen zwar in die Nähe von Menschen, wollen jedoch nicht angefasst werden. Und die „Ranger“ lassen sie auch in den "Häusern", die Äffchen wissen allerdings auch, wie sie nach draußen kommen (alle Häuser sind ansonsten ringsum mit feinem Drahtgitter abgegittert, so dass vor allem die Wollaffen nicht rein können - allerdings hangeln einige den ganzen Tag außen an dem Drahtgitter herum), sind jedoch offensichtlich am liebsten im Haus bzw. in den Häusern. Nachts gehen sie freiwillig in ihre „Volieren“. Ach ja, ein Papagei, oder was er ist, ist auch hier, der zwar eine kleine Voliere hat, jedoch auch frei ist und manchmal sein Essen in der Voliere bekommt, manchmal auch mit den Affen zusammen frisst. Er hat auch wohl schon mal einen Ausflug von der Insel gemacht, ist aber wieder zurück gekommen. Hier ist´s mit dem Futter eben bequemer. Bisweilen ruft er einem mit markiger Stimme das Wort hinterher, das er kennt „Vamos“, also „Lasst uns gehen...“

Affenbeobachtungen oder auch Überlegungen zum Verhalten von Affen und Menschen


           Dieses Wollaffenkind liegt hier unter der Treppe, die nicht wenig begangen wird.



Und wie wild die spielen! Sie haben offensichtlichen Spaß, auf die Äste zu springen, die dann wie tolle Wippen sind.


Nach drei Tagen kam mir dann auch die Idee, ob ich nicht irgendwelche Beobachtungen machen könnte, die etwas für die Anthropologie bringen. Im Grunde sind die Affen hier ja auch schon in Freiheit, denn Gehege gibt es nur wegen der Quarantäne für die neuen Äffchen. Besonders einige der Wollaffen spielen also den ganzen Tag mehr oder weniger ausgelassen miteinander, durchaus auch mit Körperkontakt. Nur Sexualspiele, wie sie die nicht unumstrittene amerikanische Anthropologin Margret Mead in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts auf Samoa bei Menschenkindern beobachtet haben will, gibt es nicht, wie mir auch die „Ranger“, die hier immer sind, bestätigten. Wenn wir also schon das Verhalten von Affen auf Menschen übertragen (Anm.: ich ärgere mich gerade sehr über die WELT, die immer wieder mit der völlig unwissenschaftlichen These kommt, dass die Menschen von Natur als promiskuitiv sind, weil es die Affen auch sind, denen sie in vielem ähnlich sind) dann bitte auch hier! Wenn es also auf Samoa diese Sexualspiele bei Menschenkindern gibt, die es hier bei Affenkindern nicht gibt, dann kann das durchaus daran liegen, dass die Affenkinder hier - abgesehen von ihrem "Fellkleid" - nackt sind, während die Menschenkinder auf Samoa bekleidet sind und dass durch die Bekleidung Körperteile interessant werden, die es eigentlich zumindest für Kinder (also vor der Pubertät) gar nicht sind. Und man muss ja bedenken, dass die Affenkinder, die hier sind, alle eigentich irgendwie traumatisiert sind, denn allen wurde ihre Mutterbindung nicht nur genommen, sondern sie haben sogar mitbekommen, wie ihre Mütter getötet wurden. Wenn es also eine Traumatisierung gibt, scheinen die meisten Äffchen sie überwunden zu haben, so wie sie herumturnen, auch sonst sind bei denen keine Verhaltensauffälligkeiten zu erkennen. Aber was ist mit denen, die sich den ganzen Tag außen am Drahtgitter herumhangelm oder mit dem Äffchen, das versuchte, an meine "Nippel" zu kommen - zur Erheiterung der Umstehenden, die das auch mitbekamen? Immerhin findet sich irgendetwas in Richung Sexualität auch hier: Unter den Wollaffenkindern sind auch zwei Kinder einer anderen Art (Howler Affen), die bisweilen beim Miteinanderspielen mitmachen: Und eines dieser anderen Art scheint aufs Küssen versessen zu sein. Wenn es bei einem Äffchen genug hat oder abgewiesen wird, sucht es sich ein anderes. Aber kann man das wirklich sexuell sehen, kann es nicht sein, dass dieses Äffchen mal von seiner Mutter mit vorgekauter Nahrung versorgt wurde und jetzt ganz einfach so etwas wieder sucht? (Anmerkung zur Nacktheit von Kindern: Es gab da ja mal einen "Versuch", der eher - von den Kindern aus - zufällig entstanden ist und abgebrochen wurde: https://www.waz.de/waz-info/duerfen-kinder-im-kindergarten-nackt-herumlaufen-id1404379.html. Wissen wir, ob und welche Schädigungen oder Abnormitäten oder auch verqueren sexuellen Orientierungen bei manchen Menschen entstehen, weil sie als Kinder nicht so unkompliziert offen miteinander sein durften, weil hinter dieser Offenheit von vielen Erwachsenen gleich immer etwas Verwerfliches gesehen wird - oder etwas gesehen wird, was zu Verwerflichem führt oder führen könnte? Hier wurde und wird jedenfalls nicht geforscht - ich denke, da könnte nämlich etwas herauskommen, was den modernen Sexualforschern zuwider läuft ... Auf alle Fälle gibt es Länder, die hier alles noch dramatischer sehen als wir, ich denke an die U.S.A., und es gibt auch Länder, die hier überhaupt nichts dramatisch sehen. Ich ging etwa bei meiner Santiagopilgerei einmal in San Sebastian auf der Straße am Meer entlang, wo man einen Blick auf das Strandleben "unten" hat. Da war also zwischen allen anderen Badegästen auch eine Kindergruppe mit ihren Betreuerinnen und Betreuern. Die Mädchen alle nur in Hös´chen. Nur ein Mädchen war völlig nackt und versuchte, in seinen Badeanzug zu "steigen", schaffte es aber wegen dieser Trägerchen überhaupt nicht und verhedderte sich immer wieder. Niemand kümmerte sich, die anderen Kinder, Jungen und Mädchen, sahen hier offensichtlich überhaupt nichts Besonderes. Schließlich bemerkte es dann doch ein - männlichen - Betreuer und half dem Mädchenden Badeanzug zu steigen. Wer also hier Probleme macht, sind nicht die Kinder, sondern so manche hysterischen Erwachsenen ...)

                                 Das ist also der Papagei, der einem immer "Lasst uns gehen" hinterher ruft


Und dann also wieder Iquitos. Es soll noch einiges hier zu sehen geben, ich besuche schon einmal ein Museumschiff am Rand des Amazonas. Es wurde 1906 bei einer Werft in Hamburg gebaut und hat eine englische Dampfmaschine, offenbar war der Schiffsbau in Deutschland billiger, doch traute man den Deutschen damals noch keine guten Maschinen zu. Das Schiff war kein Lininenschiff, sondern eine Art Luxusdampfer für die reichen Kautschukbarone. Der Kautschukboom ging ja um 1900 zu Ende, weil es einem Engländer gelang, 70 000 Kautschuksamen aus Brasilien rauszuschmuggeln, so dass Kautschukplantagen in Malaysia angelegt werden konnten - und infolgedessen der Weltpreis auf ein Zwölftel fiel. Und dann gab es auch noch den künstlichen Kautschuk. Auf dem richtigen Fischmarkt war ich allerdings noch nicht, dann mal sehen … Doch erst mal überlege ich, was ich weiter machen werde.


Da ich mich erinnere, dass ich „damals“ mit einem Schnelboot zum Dreiländereck Peru-Kolumbien-Brasilien gefahren bin, denke ich an eine Wiederholung. Nur solche eher lokalen Schnellboote, in denen man fast in der Höhe der Wasserfläche sitzt, und die von einem irre-starken Außenbormotor angetrieben werden, scheint es nicht mehr zu geben. Es gibt offensichtlich nur noch Personenschnellfähren. Ich wähle eine, die um Mitternacht abgeht, 14 Stunden fahren soll und – wie sich dann heraustellt -, eine ehemalige norwegische Fähre zwischen Bergen und einem andern Ort in der Gegend ist. Die Aufschriften sind noch zumeist norwegisch-englisch und irgendwo steckt noch ein Fahrplan aus norwegischer Zeit. Und für 80 Soles sind die Fahrtkosten kaum der Rede wert..... Also damit dann ab ins Dreiländereck!

Nach der Ankunft dort habe ich mich auch bald nach der Weiterfahrt nach Manaus erkundigt, dahin wollte ich doch mal – aber jetzt auf einem richtigen Amazonasdampfer, mehrere Tage lang! Ich finde auch das richtige Schiff, die F/B M. Monteiro II, die drei Tage später gehen soll. Genau die richtige Aufenthaltszeit, um die Passage gemütlich anzugehen. Im kolumbischen Letitia finde auch auch ein kleines nettes Hotel.... Kolumbien wurde mir gleich bei der Ankunft in Brasilien von einem Ladenbesitzer empfohlen, das sei sicherer …

Und jetzt schon auf dem Amazonas an Bord der Monteiro II rückblickend:

Ich packe also jetzt mal mein Notebook aus und setze mich auf einen Stuhl ganz hinten auf dem Schiff, so dass ich den phantastischen Blick rückwärts habe über den riesigen Fluss – und rechts und links die Ufer mit dem Urwald, gerade ist links das Ufer nahe und rechts weit entfernt, vielleicht einen Kilometer oder mehr? Doch das ändert sich natürlich laufend. Ja, ich will (zunächst) nicht, dass mich jeder mit dem Notebook sieht, denn irgendwie muss ich es ja immer wieder in meinem Gepäck verstauen, das dann unbeaufsichtigt ist – doch irgendwie macht alles keinesfalls einen unsicheren Eindruck – die Passagiere sind hier irgendwie eine große Familie und offensichtlich sehr normal-bürgerlich. Also vergesse ich bald meine Ängste, zumal ich sehe, wie auch andere ihre Sachen offen liegen lassen. Und es ist auch mindestens eine Passagierin an Bord, die einen richtigen Laptop dabei hat. Und wenn man den Akku an einer Steckdose lädt, kann man ja sowieso nicht die ganze Zeit daneben stehen.


Das Foto wurde erst bei der Ankunft in Manaus aufgenommen, bei der Abfahrt dachte ich nicht ans Fotografieren.


Doch kurz der Reihe nach: Ich hatte also den Fahrschein für die Deckpassage gebucht – und wie ich sehe, ist die Deckklasse auch gut so – die erste Nacht in der Hängematte habe ich heil und gar nicht einmal unangenehm überstanden - und dann auch die weiteren. Mit den Stempeln in meinm Pass hatte ich leichte Schwierigkeiten, denn da waren immer wieder falsche Informationen, nicht nur von früheren Passagieren im Internet, sondern auch von der Fahrkartenverkäuferin am Hafen. Also für Nachmacher ganz einfach: Wir Ausländer müssen uns selbst um den Ausreisestempel aus Peru im Pass kümmern – und den bekommt man entweder bei der Ankunft in Sta. Rosa (also auf peruanischer Seite) oder im Hafen von Letitia (also auf kolumbianischer Seite). Und wenn man den hat, fährt man zur brasilianischen Bundespolizei (Federal Policia) in Tabatinga und holt sich den Einreisestempel nach Brasilien. Am besten immer mit Motorradtaxis (falls es nicht regnet, sonst Rikschas), man erkennt sie an den gelben Westen der Fahrer (aber nicht nur) und auch, dass sie irgendwo einen zweiten Helm hängen haben, denn es gibt hier überall Helmpflicht, natürlich auch für die Sozios. Alle Fahrten zwischen 1,00 und 1,50 €. Die Passage selbst kostet brasilianische 220 Reales (für alle derselbe Preis, 100 Reales sind etwa 22 €) und die Hängematte mit Verbindungsleinen kostet auf dem Markt knapp 70 Reales. Die Kabine hätte 1500 R. gekostet, für zwei, soviel hätte ich auch alleine bezahlen müssen. Aber sie ist klein – und ich bin nicht in der großen Familie! Und wie ich sehe, sind die Kabinen leer, sie bucht also eh keiner (anders als die Passagiere, die ihre Fahrt im Internet beschrieben haben). Sinnvoll war, dass ich so eine große Ikea-typische-Plastiktasche gekauft habe, da kann ich alles inkl. Rucksack verstauen und mit einem Reißverschluss wenigstens optisch verschließen. Anderes hänge ich an eine Leine, die ich über meiner Hängematte angebracht habe.


So ist das in Brasilien - ich kam um 8 Uhr und musste bloß warten, 11 Uhr hätte es auch getan!



Bei der Abfahrt - die Polizei oder das Militär hat das Schiff verlassen.

Doch noch zur Abfahrt: Ich war also wie vorgeschrieben schon um 8 Uhr da, die Abfahrt sollte um 11 Uhr sein, dann aber um 12 Uhr – in Wirklichkeit war sie um 14 Uhr … Amazonaszeit, die eine Stunde vor der peruaischen und der kolumbianischen Zeit ist. Ich hätte auch viel später kommen können, auch ohne Fahrschein, es wurden immer noch welche verkauft. Ja so ist das, wenn ich schon mal irgendwo richtig früh komme ….Die Fahrscheine kann man übrigens nur bei der Agentur im Hafen kaufen, also nicht im Internet. Wir mussten in einer offenen Halle entlang vor Bänken der Reihe nach unser Gepäck abstellen und uns dann einen winzigen gelben Abreisebon bei der Polizei und ein Armbändchen mit Farbe und Namen des Zielortes holen, denn das Schiff hält unterwegs in einigen Häfen, ich bekomme also grün für Manaus. Und irgendwann geht´s schubweise zum Schiff – die meisten mit viel Gepäck. Auch ist da ein Tisch, wo das Gepäck kontrolliert wird vom Militär oder von der Polizei. In manchem Gepäck wühlen sie richtig herum. Ich werde vorbei gewunken. An Bord dann reges Auspacken und Aufhängen der Hängematten. Mir hilft ein älterer "Seemann" (eigentlich müsste es ja heißen "Flussmann") in blütenweißer frisch gebügelter Uniform, sicherheitshalber macht der die richtigen Knoten der Anschlusschnüre zu den Haken an der Decke gleich selbst. Von wegen „älterer“: Wie sich herausstellt, ist der über 10 Jahre jünger als ich …Später läuft er immer in fast normaler Kleidung rum, bzw. mit einem blauen T-Shirt mit dem Aufdruck der Amazonasschifffahrtgesellschaft. Doch nicht nur mir hilft ein Seeman, auch andere Seeleute gehen durch die Reihen und schauen sich die Aufhängungen der Hängematten an, vermutlich ob sie sicher genug sinnd, so dass die Passagiere nachts nicht runterpurzeln …(bei den Halten unterwegs interessert das keinen mehr). Also habe ich meinen Platz – zwischen einer Familie und anderen Leuten.


Das war natürlich irgendwann abends - ist das nicht phantastisch?


Um 14 Uhr endlich Abfahrt. Doch da stelle ich fest, dass ganz in der Nähe an der Außenwand der Auspuff oder der Ausstoß des Kühlwassers aus dem Schiffsmotor ist – und das ist einfach zu laut. Also suche ich mir gleich einen anderen Platz – entgegengesetzt im Schiff, also so weit vorne wie möglich und auf der anderen Schiffsseite und eine Etage höher. Und das ist auch gut so! Denn nach etwa einer Stunde legt der Dampfer zum ersten Mal an – in Benjamin Constant. Auf der großen Plattform eine unübersehbare Menschenmenge – doch obwohl von Tabatinga her alles voll ist, oder zumindest voll scheint, kein Problem, alle passen noch aufs Schiff in die drei Decks. Wie ich lese, sind im unteren Deck Plätze für 102 Passagiere und in den beiden oberen Decks jeweils für 258 Passagiere, insgesamt also für 618 und dazu 11 „Tripulantes“ (Kabinenplätze?). M.E. wurde die Zahl allerdings nicht erreicht. (Doch das weiß man ja nicht vorher, also ist es doch gut, wenn man sich die Fahrkarte schon mindestens einen Tag vorher kauft, damit man auf alle Fälle einen Platz bekommt.) Die Matten werden zunächst in drei Reihen aufgehängt, doch ist - für die nächsten Häfen - da noch Platz für zwei weitere Reihen versetzt zwischen den drei Reihen. Dazu kommen noch Fracht und einige Autos (alternativ zu den Passagieren auf dem untersten Deck, es sind auch noch drei nicht so große LKWs möglich auf der Plattform vor den Decks).


             Wir legen in Benjamin Constant an - wo werden diese Mengen bleiben? Kein Problem!


 

So geht das also jetzt 3 1/2 Tage lang - aber langweilig ist es eigentlich nicht! Ich finde es eher eine Art Rausch!


Außer mir sind noch zwei andere Europäer (ein französisches Paar) an Bord – ansonsten alles Südamerikaner, vor allem Brasilianer. Mit den fünf Kolumbianern habe ich mich schon bekannt gemacht, mit Byron und Nancy und Alicia (etwas jünger als ich – sie sprechen nur spanisch) und mit Nicole, eine Politikstudentin, die mir erzählte, wie sie ihre Landsleute über das rechte Verhalten mit der Umwelt aufklärt. Ich habe sie natürlich auch auf „mein Thema“, also Paulus -Jesus angesprochen und sie dazu erst mal gefragt, wie religiös sie ist. Doch sie verneinte, sie sei auch gar nicht getauft, doch offensichtlich hatte sie zumindest rudimentäres Wissen. Mein Ansatz bei solchen Leuten ist dann jetzt immer, dass sie mit ihrer Ablehnung des Glaubens gar nicht so falsch liegen, denn das, was sie ablehnen, sei sowieso Paulusideologie – und Paulus hätte ja diesen Jesus vollkommen verfälscht. Dem echten Jesus sei es um etwas völlig anderes gegangen – ich komme dann auf das Problem, wie er die Sünderin rausgehauen hat usw. - und ich könnte mir vorstellen, dass sie gegen diesen Jesus auch nichts hätten …. Doch da breche ich ab, besonders wenn die Unterhaltung in einer anderen Sprache ist … Allerdings war damit das Thema nicht zuende, es kam auch noch die kolumbianische Nancy, die mit mir reden wollte, sie ist in Bogota Biologielehrerin, da musste ich alles noch einmal - und jetzt auf Spanisch - erzählen .... Wenn ich etwas gefragt werde, dann verstehe ich allerdings kaum etwas ...


Rechts und links ist das Schiff offen, also ist immer ein wenig Wind. Eine leichte Flauschdecke ist schon sinnvoll - wie die, die es im Flugzeug gibt.


Zwischendurch dann immer wieder mal „Pause“ in der Hängematte. Irgendwann findet mich die eine Kulumbianerin und spricht mich an, dass es in der Kantine Essen gibt. Und obwohl ich miich vor der Passage mit genügend Bananen eingedeckt hatte und auch nicht hungrig bin, gehe ich doch mal zur Kantine, nachsehen, was es gibt. Und ich sehe, auch da hatte ich eine falsche Information oder ich hatte etwas falsch gelesen: Das Essen ist nicht nur für die Kabinenpassagiere (es gibt ja diesmal keine), sondern für alle inklusive – also 3 Tage „Vollpension“ mit Schiffspassage für etwa 49 €, was will man mehr? Und immer mit toller Aussicht auf den Amazonas und auf die bewaldeten Ufer! Da stehen also zunächst tiefe Glasteller und dann ein „Container“ mit Eintopf und mit einer Kelle und jeder kann sich nehmen, so viel er will. Irgendwie Kartoffen und Nudeln und Gemüse und Fleisch – richtig deftig, ich finde alles sehr lecker. Jedenfalls freue ich mich schon auf das nächste Essen!

            Das Essen ist  sicher keine internationale Küche, doch lecker! Und man kann sich ja von dem nehmen, was man mag und was einem bekommt.

Lieber Leser, schauen Sie mal bei einem Reiseveranstalter in den Katalog, was sonst so eine Amazonastour kostet - ich habe mal nach der Fahrt nachgesehen: 565 € in der Kabine p.P. auf demselben Schiff (Monteiro), wo die für zwei 330 € kostet. Und das Essen kann nur dasselbe sein, denn ich habe keine zweite Küche gesehen, da ist auch gar kein Platz. Ich finde, eine derartige Preissteigerung gegenüber dem, was die Fahrt vor Ort kostet, grenzt an Betrug. Und wenn Sie Pech haben, dann macht der Veranstalter auch noch pleite - und Sie haben viel Geld bezahlt und die Fahrt ist futsch. Hier ist das also alles anders!

        




Nicht jeder Hafen hat die perfekte Beladungsmöglichkeit, doch es liegen Bohlen bereit und ein Tau gibt ist auf einem Schiff immer.


Mit Nicole und ihrem Freund (?) und mit einem von den beiden Franzosen habe ich dann ein wenig gepokert (ich fand das nicht sonderlich geistreich, denn so wie die spielten, sah es mir nur als Glücksspiel aus), doch als die dann anfangen, spanisch mteinander zu reden, komme ich nicht mit und ich gehe „in die Matte“. Vorher noch schnell eine Dusche – und stelle fest, alles recht ordentlich und sauber, und das bei um die 500 Passagieren. Der Müll kommt in Plastiktüten, wird also offensichtlich nicht über Bord geworfen, sondern an Land entsorgt. Ich sehe auch weder im Wasser noch am Ufer Müll, hier scheint es also ein Umweltbewusstsein zu geben, anders als in Südostasien ….


Auch getankt wird auf "hoher See" (der Amazonas ist ja schon längst breit wie ein großer See), etwa 5 Stunden vor Manaus kommt ein (im Vergleich zu unserem Schiff) kleines Tankschiff, 600 Liter tanken "wir", das wird wohl bis Manaus reichen (Verbrauch 85 l Diesel / Stunde oder 340 l pro 100 km, allerdings ist da ja auch noch die Fließgeschwindigkeit des Wassers). Der Tankwart steckt das Bündel Scheine ein ohne zu zählen, 2000 R in 20ern, wie ich meine zu erkennen, man kennt sich offensichtlich.


Die Nacht verläuft dann – auch für mich – erstaunlich o.k., es klappt ganz gut mit der Hängematte, wenn sie auch offensichtlich nicht die ganz perfekte ist. Denn die wirklich perfekten dehnen sich dort, wo man liegt, sehr stark, so dass die Ränder, die sich nicht so dehnen, wie schöne Seitenwände sind, mit denen mn sich sogar fast einwicklen kann. Doch es geht. Es gibt auch große Hängematten, in denen zwei schlafen können, ein Paar oder eine Mutter mit Kindern. Im Halbschlaf bekomme ich einen Stopp mit, aber viel Bewegung ist da nicht. Nach 5 Uhr dann der nächste Stopp – Armatura, hier ist schon mehr los. Vor allem werden zwei Autos, ein PKW und ein Ambulanz-Kastenwagen eingeladen – über dicke Bohlen von einem viel tiefer liegenden steilen Ufer.  Es ist schon spannend, wie die das zusätzlich zum eigenen Kfz-Motor mit Schieben und mit Tauziehen mit einem dicken Schiffstau schaffen! Und dann gibt´s auch wieder was zu essen – Frühstück … Jedem drückt die Küchenfrau zwei Knautschhörnchen in einer Papierserviette in die Hand und dann gibt´s aus zwei Behältern Kaffee und Milch in die Becher, die man beim Betreten des Schiffs bekommen hat – Margarine mit Messern steht auf den Tischen. Und Bananen habe ich ja, wenn sie in der Hitze auch immer matschiger werden. In der Nacht bin ich auch mal an der Barriere zur Kommandobrücke gleich hinter meinem Schlafplatz – durch zwei Gänge vom Deck aus zu erreichen. Wir fahren ja auch nachts durch – doch von dem üblichen Radar ist nichts zu sehen. Allerdings habe ich bei der Rückfahrt beobachtet, dass es sehr wohl Radar gibt - nur moderner. Es geht ja bei den vielen Kurven und Inseln auch gar nicht anders - und da ist auch auf dem Radarschirm eine Vorschrift der Strecke. Heute haben wir auch noch und klare Sicht, so dass die Waldstreifen rechts und links gut zu sehen sind. Und zudem haben sie einen sehr hellen beweglichen Scheinwerfer mit dem sie die Entfernung vom Ufer halten können. Es befinden sich immer zwei "Seeleute" auf der Kommandobrücke. Und ich denke, die fahren auch bei schlechter Sicht, dank des Radars. Allerdings scheinen sie dann doch bisweilen deutlich langsamer zu fahren, wie ich in der zweiten Nacht feststellen kann. In der dritten Nacht war ich mal später an der Reling und an der Brücke, da war es völlig dunkel und man konnte nur schwache Umrisse sehen, doch die fuhren mit "Volldampf". Und dann wieder klarer Nachthimmel mit Blick auf die Milchstraße und drunter Blick auf ein Wolkenknäuel in der Ferne mit zuckenden Blitzen zwischen den Wolken --- phantastisch!

Santo Antonio do Ica: Viele Leute steigen aus und ihr Gepäck wird ausgiebig durchsucht und der Stopp dauert auch ein paar Stunden. Eigentlich will ich auch raus, ein Handtuch kaufen. Doch sie lassen mich nicht – ich muss also weiter zusehen, wie ich nach dem Duschen trocken werde. Dafür wieder ein schönes Mittagessen, nichts Besonderes, aber sehr o.k.

Im Amazonas bei Tonantins (hier gbt es in der Niederlassung der Katharinerinnen auch zwei deutsche Schwestern, wie ich später in Manaus erfahre) können wir kurz auch Flussdelfine sehen oder vielmehr ahnen, die ja bisweilen mehr oder weniger aus dem Wasser kommen. Dass sie rosarot sind, bemerke auch ich, doch sonst eigentlich nichts...

Und noch in einem Hafen halten wir sehr lange, irgendwie scheint es am Fahrplan zu liegen. Die Anlegerei ist bisweilen kompliziert, einmal musste erst ein Ponton mit großen Containern (?), der an einem kleineren Schiff befestigt ist, wegschwimmen. Die Anlegekais sind immer riesige Pontons, die mit einer beweglichen Brücke mit dem Ufer verbunden sind, klar, wegen der unterschiedlichen Wasserstände. Und auch das gibt es: Da hält das Schiff auf dem Fluss und ein kleines Boot kommt und bringt oder holt etwas oder jemanden ab – da sparen sie sich das Anlegen, die meisten Orte haben ja auch gar keine Anlegemöglichkeit für ein so großes Schiff. Ja, das Schiff hat also drei Etagen über Wasser und dürfte um die 60 m lang und 17 m breit sein. Oder der Anlegeponton schwimmt frei im Wasser und ist nur mit Booten zu erreichen ...

Mit den Kolumbianern, die nahe in meinem Alter sind, unterhalte ich mich auch etwas, da bieten sich ja für mich zwei Themen an, meine Verwandtschaft (ein Bruder meines Vaters hatte Ende der 30er Jahre eine Beschleunigung des Postverkehrs zwischen Kolumbien und Europa mittels einers Postflugzeugs eingerichtet, das dem Dampfer mit der Post entgegen flog und so die Versanddauer um einen oder zwei Tage verkürzte: er hatte ich Braunsberg eine Kfz-Lehre gemacht) und natürlich über Garcia Marquez, den großen kolumbianischen Schriftsteller. Ich kam vor allem auf seinen Kurzroman „Erinnerung an meine traurigen Huren“ (eigentlich ein unpassender Titel) zu sprechen (alles in Spanisch!!!), der den Unterschied in der Mentalität zwischen Südamerika und Deutschland sehr gut wieder gibt. In Deutschland wird der Roman eher verrissen („sein schlechtestes Werk“, so etwa Elke Heidenreich), doch in Südamerika finden die Leser den Roman toll – siehe dazu https://basisreli.lima-city.de/garcia.html . Klar, wir lachen über das Unverständnis der Deutschen - in diesem Fall, das ich nicht nachvollziehen kann. Und dann eben das dritte Thema, das Problem der Theologie...

Die Strecke vom vorletzten Hafen Fonte Boa bis Manaus, also das letzte Stück, ist das längste, auch schön, die ganze Nacht durchgefahren zu werden - außer kurzen Stopps auf dem Fluss zum Ausbooten von Passagieren oder eben zum Tanken. Inzwischen schwimmt auf dem Amazonas viel Zeug herum, aber alles Natursachen, kein Müll, bisher wenigstens.

Ach ja, warum heißt der Amazonas Amazonas? Auch das habe ich erfahren. Als die Spanier bei ihren Entdeckungsreisen in diesen Fluss hineinfuhren, wurden sie von kriegerischen Indianern mit langen Haaren und in Baströckchen angegriffen. Sie hielten diese kriegerischen Menschen also für Frauen (auf die Brüste haben sie offensichtlich nicht geachtet und auch sonst nicht auf die Körperform). Na ja, "kriegerische Frauen" erinnerten an die Amazonen in der griechischen Mythologie - und da hatte der Fluss seinen Namen weg.

Manaus Teatro Amazonas


In Manaus angekommen! Hier die berühmte Urwaldoper - es gibt keine Belege, dass Caruso  hier gesungen hat. Doch 2020 gibt es Amazonas-Opernfesspiele u. a. mit Fidelio und Attila



Eines der 15 schönsten Oprnhäuser auf der Welt



Der Musiker in der Mitte hat viel erklärt - leider habe ich nichts verstanden.

In Manaus habe ich die erste Nacht in einem Hotel verbracht, auf das mich ein Parkplatzorganisator, um ihn einmal so zu nennen, der sehr gut deutsch konnte, aufmerksam gemacht hatte. (Zum Organisieren der Parkplätze: Da gibt es im Zentrum solcher Städte wie  Manaus oft irgendwelche Leute, die für ihre Hilfe bei der Einparkerei Geld erhalten und die gleichzeitig auf die Autos aufpassen.)Doch dann habe ich wieder bei Airbnb gesucht und fand dabei Maki, vielleicht 20 min zu Fuß vom Zentrum - und irgendwann habe ich auch rausbekommen, wie das mit den Bussen ist. Maki erklärte mir auch, was es so in Manaus zu sehen gibt - und dank des google Übersetzers klappt das auch ganz gut.
Ich kam also am Freitagabend an und habe mich nach dem Wochenende
erst mal drum gekümmert, wie ich von hier wieder weg komme. Manaus ist nämlich noch schlimmer als Berlin vor der Wende - von und nach hier kommt man nur per Wasser oder per Luft, eine Straße gibt´s nicht. Und ich musste also feststellen, die Flüge nach Tabatinga, also zum Dreiländereck, sind irre teuer, 500 €  für 45 min Flug, es gibt keine Discountairline. Und wenn ich per Schiff fahre, wie ich gekommen bin, gibt es ds Risiko, dass ich meinen Flieger ab Lima nicht mehr bekomme. Denn das nächste Schiff geht am 16.12. und braucht flussaufwärts jetzt 6 Tage... Doch am Sonntagfrüh (die nächste Möglichkeit am Donnerstag ist ausgebucht) geht ein Rennboot - in 36 Std. über 1500 km Fluss für 150 €, mit einer intensiven Durchschüttelei. Doch was bleibt mir anderes übrig? Ich habe also diese "Steigerung der Wassertransportmittelbenutzung" gebucht....

Und dann habe ich mich mal um die Braunsberer Katharinnerinnen gekümmert, die hier eine Niederlassung haben.  Es war kompliziert, sie zu finden, denn ich hatte nicht die genaue Adresse - doch nach vielen Versuchen hat es geklappt. Und dank google Übersetzungsapp klappte die Verständigung auch ganz gut. Die eine in der Niederlasseung, die da war, ist Brasilianerin, und die andere ist Polin aus Braunsberg - wir kennen also dieselben Schwestern! Sie haben mich dann auch noch bekannt gemacht mit Schwester Ancilla von den Fransiskanerinnen in Thüne, die in der Nähe ein Haus haben. Ich habe sie dann Dienstagvormittag besucht - und wir hatten viel zu bereden. Die Schwester hat mir dann auch noch eine Sehenswürdigkeit empfohlen, nämlich den Botanischen Garten einer Forschungsinstitution. Mit den Bäumen und Pflanzen konnte ich nicht so viel anfangen mit Ausnahme der Baumscheibe eines "Sandbüchsenbaums" mit dem Durchmesser von 207 cm , dessen Jahresringe von 1817 bis 2012 besonderen Ereignissen zugeordnet wurden - auf deutsch, in Portugiesisch erst an zweiter Stelle. Und von dem Weg von der Station zu meinem Haus war da ein abendliches Straßenrestaurant - irre wie perfekt die abends alles aufbauen! Sogar mit Kreditkarte kann man bezahlen - und ein schönes Essen für 3,30 €...
Mein Eindruck: Alle drei Nonnen, die ich hier treffe, tolle Frauen!

Electrophorus
                electricus

Im Botanischen Garten ein verzweigtes Wasserbecken mit zwei oder drei Zitteraalen oder "Electrophorus electricus"  (es sind keine richtigen Aale). In der Freiheit schmiegen sie sich unter den Bauch ihrer Feinde und versenden Stroschläge mit um die 700 Volt, so dass sogar Pferde betäubt werden und ertrinken können, wenn sie nicht rechtzeitg an Land kommen. Alexander v. Humboldt hat so eine Jagd der Indianer mit Pferden beschrieben, s. b. google. Dieser Zitteraal dürfte etwa 1,50 m lang sein.

In dem Botanischen Garten gibt es auch noch große Aquarien mit "peixe-bois", ein Lungenatmer, dessen Kopf wie der einer Kuh aussieht, und Amazonas-Ottern.  Auch gibt es Informationen über andere Amazonas-Wassertiere, etwa über den "Tucuxi" mit dem wissenschftlichen Namen "Sotalia fluvialis". Es ist eine Süßwasserdelfinart, die auf Promiskuität ausgelegt ist. Die Testikel (also die Hoden) machen bei ihm 5 % seines Körpergewichts aus (zum Vergleich: beim Menschen machen sie etwa 0,0006 % seines Körpergewichts aus, das könnte ein Hinweis sein, dass er von Natur aus nicht für eine solche Lebensweise vorgesehen ist ....)



Auf dem Heimweg faszinierte mich noch diese Ruine - ein Überbleibsel aus dem Kautschuk-Boom vor mehr als 100 Jahren. Es sieht nicht überall so aus, aber oft. Dabei ist Manaus eine überaus vitale Stadt!



Diesen Käfer am Straßenrand kann selbst mein Freund Rudi nicht mehr reparieren, der sonst alles kann!



Weihnachten vor meinem Haus

Und dann in die Museen in Manaus

Gleich in der Nähe ist das Indiomuseum.





Besonders interessant war eine Tafel über die unterschiedlichen Zuwanderer, die Südamerika im Laufe von 12000 Jahren besiedelt haben, zuletzt eben die Spanier. Es waren also nicht nur Mongolen und andere, die über die Behringstraße kamen, die früher ja noch ein Landweg war.




Auch ein Destillierapparat fiel mir auf, also eine Anlage zur Herstellung von Alkohol. Da fragt man sich natürlich von wann dieses Gerät ist und woher die Waldmenschen wussten, wie man Alkohol herstellt. Es ist ja auch nicht ein sehr kleiner Apparat, also werden sie den Alkohol für Feste oder andere besondere Ereignisse gebraucht haben. Ich nehme an, dass das Wissen um die Destillation irgendwelche Einwanderer mitgebracht haben, vielleicht sogar erst die Spanier?

Larl Waldemar Scholz

Und dann noch etwas weiter das Centro Cultural Palacio Rio Negro, das im Haus des Hamburgischen Kaufmanns Karl Waldemar Scholz untergebracht ist. Ja, auch er war ein Kautschukbaron und er ging 1916 nach Deutschland zurück - und konnte nach dem Krieg wohl nicht mehr mit den früheren Erfolgen weiter machen.



Eine eindrucksvolle Amazonas-Landschaft in dem Museum


Imortalitade

Doch besonders fasziniert hat mich das Gemälde von Fernandez Machado zum Tod des bekannten brasilianischen Dichters Goncalves Dias, der bei einem Schiffsunglück ums Leben kam. Eine Muse bringt ihm im Tod den Lorbeerkranz.  Ich konnte es nur von der Seite fotografieren, nicht nur, weil da die Treppenanlage verhinderte, sich richtig vor das Bild zu stellen, sondern auch wegen der Reflexe.




Ein Treppenhaus, wie es sich in eine standesgemäße Villa gehört


Imortalitade

Auch dieses Gemälde "Unsterblichkeit" von Braanco e Silva fand ich faszinierend. Vorne kämpfende Amazonen (?),



die dann nach dem Kampf zwischen dem Amazonasopernhaus und den Amazonaswasserfällen hier in der Nähe tanzend in den Himmel ziehen (Ausschnitt aus o. Gemälde). Ob sich die Moslems so das Paradies vorstellen?
Sosehe ich wenigstens das Gemälde. Der Maler hat es allerdigs anders gesehen: Auf den Pferden die Frauen der unerlösten wilden Natur ohne echte Kultur (das ist auch die Hölle) und auf dem Weg in den Himmel die Menschen der Kultur ... Wir denken da vielleicht heute etwas anders





Der Bruder meines Gastgebers vermittelte mir auch noch einen Tagesausflug (ich hatte schon bestellt, doch als er davon erfuhr, sollte ich gleich wieder abbestellen - er hatte "Beziehungen", wo ich dieslbe Fahrt für den halben Preis bekam) zu den Stellen im Amazonas, wo sich die beiden Arme mit den verschiedenen Wassern treffen und anfangen zu vermischen: das dunkle Wasser des Rio Negro, der aus Venezuela kommt, und das lehmige Wasser des Amazonas, der aus den Anden kommt.  Hier sind die Wasser noch deutlich getrennt.




Und hier geht die Vermischerei los ...




Zufällig setzten sich im Boote diese beiden Frauen neben mich, links Antonia aus Manaus, die aber seit 20 Jahren in Bremen lebt. Wir haben uns gleich gut verstanden!




Amazonasfische in einem Zuchtbecken (?), damit die Touristen mal welche sehen und füttern können - gegen geringe Bezahlung. Anschließend ging´s dann zum Mittagessen auf einer Pontoninsel - und ich kann nur sagen, da war ein tolles Bufet, die haben sich wirklich nicht lumpen lassen! Ich kann die Fahrt mit Cap Bacurau voll empfehlen - selbst zum vollen Preis!





Die B rücke verbindet das alte Manaus mit neuen Gebieten auf der Nordseite des Amazonas.


Viktoria


Verschiedene Anlaufpunkte auf der Tagestour: Hier die Victoria-Pflanzen auf einer Insel. Die Blätter können bis zu 2 m Durchmesser haben. Die Blüten sind genießbar.

Und dann die rosaroten Flussdelfine! Ich war überhaupt nicht vorbereitet! Bisher hatte ich gerade mal eine Flosse eher geahnt als gesehen - und hier gab´s gleich so viele! Und fast mit Hautkontakt ...



Unser Guide lockt einen Delfin erst mal, indem er ihm mit dem Fisch vor seinem spitzen Maul rumwedelt. Der Delfin muss ja auch sozusagen erst mal Anlauf holen ... Das Baden mit den Delfinen kostet etwa 4 € zusätzlich, doch das bezahlt man gerne! Zumal sich unser Guide viel Mühe gab, dass jeder auch mal in voller Näher der Delfine war.




Und dann auf einmal kommt er raus aus dem Wasser - und bisweilen auch noch viel höher!




Sie haben offensichtlich überhaupt keine Scheu vor den Menschen, man kann sie auch berühren und bisweilen berühren sie mit ihren Flossen auch die Beine usw. der Touristen. Die Touristen waren im Übrigen fast alles Brasilianer - aus den andereren Bundesstaaten, ich war der einzige Deutsche. Mit einem Amerikaner ("Jeff") habe ich mich noch unterhalten, aber ich schätze, unter den etwa 50 Teilnehmern der Gruppe waren vielleicht 5 bis 10 Nichtbrasilianer.




Es gibt hier spezielle Schwimmwesten, und das ist auch gut so. Denn so kann man sich ganz auf die Delfine konzentrieren.




Wenn  sie hoch aus dem Wasser sind, dann lassen sich die Delfine auch schon mal rücklings ins Wasser fallen, doch sie passen schon auf, dass da niemand ist. Sie wissen also, wie sie Unfälle vermeiden.  Und da sind wirklich schwere Kaliber drunter, ich schätze bis um die 500 kg. Die Touristenboote kommen übrigens nicht jeden Tag, denn die Delfine werden ja bei den "Vorführungen" gefüttert - und sie sollen nicht verlernen, selbst Fische zu fangen.




Nächster Programmpunkt: Vorführungen von Waldmenschen. Ich hatte ja zunächst einige bedenken, dass das eher ein Touristennepp sein würde. Doch ich muss sagen, ich wurde angenehm enttäuscht - es war wirklich schön und faszinierend. Diese Gruppe Männer lief mehrmals vor und zurück - und um die Gruppe liefen 4 andere Indios mit Musikinstrumenten mit vor allem tiefen Tönen. Man  beachte die kleinen Jungen rechts und links. Natürlich ist auch hier das Problem, dass die jungen Leute lieber zivilisiert leben und die alten Traditionen nicht mehr mögen.




Und dann im Kreis mit Beteiligung der Frauen.  Recht bald schnappten sich die männlichen Indios jeweils zwei Touristinnen, eine rechts und eine links, die kleinen Jungen natürlich auch, und die Frauen, teilweise mit Baby auf dem Arm, entsprechend Männer, so auch die Indiomädchen - und die Tanzerei ging weiter - zur Musik. Ich fand, es war eine schöne Stimmung, und ich hatte den Eindruck, alle hatten ihren Spaß.




Auch die Bemalung der Gesichter für 10 Reales gehört dazu - ich habe allerdings verzichtet.




Und dann wieder Manaus! Dieses Ensemble ist gleich am Hafen - gegenüber der Kathedrale....




Doch es wird auch renoviert - hier offesichtlich "linzensiert", wie das Schild sagt. Für mich heißt das, dass auch oft "unlinzesiert" renoviert wird, wenn also klar zu sein, dass es keinen Eigentümer mehr gibt ...




Ja, es wird viel gemacht! Manaus muss ja mal eine schöne Stadt gewesen sein - und vielleicht wird sie es auch wieder? Auch hier "lizensiert" ...




Das Museum der Stadt Manaus - na ja, viel gibt´s nicht zu sehen, aber alles mit Liebe gemacht ... Das schönste Museum von Manaus ist m. E. das des Hamburger Kaufmanns.....




Die Kathedrale zur "Empfägnis Mariens" - ein reiner Zweckbau aus der Barockzeit m(?), würde ich sagen.




Die Krippe vor der Kathedrale - es ist ja Weihnachtszeit




Eine Seitensraße gleich neben der Kathedrale




Der Platz vor dem Opernhaus



Und hier noch mal die Oper bei Tage - hinten der Justizpalast




Justizpalast - alles aus der Zeit des Kautschukbooms




Gerichtssaal - die Gebäude sind zur Besichtigung frei zugänglich, vermutlich sieht alles noch so aus, wie es war, als noch offizieller "Betrieb" war.

Besuch bei den Katharinenschwestern


Am letzten Tag also der Besuch. Ganz lieb war, dass auch Schwester Ancilla von den Thüner Franziskanerinnen da war, so klappte das mit der Verständigug sehr gut. Ich bekam also mit, dass die Katharinerinnen in der Nähe seit 1985 eine Gemeide „Sta. Katharina von Alexandrien“ aufgebaut haben und dabei auch eine einfache Kirche. Diese war wohl eher eine Notkirche und sie wird zur Zeit umgebaut, so dass sie schöner und also auch würdiger wird. Zudem muss man ja auch ein wenig mit den Freikirchen mithalten, auch in der Nähe, die teilweise wirklich schöne Götteshäuser haben, zumindest was man von außen so sieht. Und es wird auch eine Zwischendecke eingezogen, so dass über der Kirche Räume für die Gemendearbeit entstehen. Die gewiss nicht reichen Gläubigen der Gemeinde finanzieren alles aus eigener Kraft über die Erlöse bei Gemeindefesten usw. – alle Achtung! („Bei mir in der Nähe“ ist auch eine ziemlich große katholische Kirche „Sta. Rita von Cassia“. Diese Gemeinde scheint dagegen sehr reich zu sein, die Kirche ist neugotisch, außen und innen frisch renoviert , vorwiegend in hellem Blau – und mit aufwendiger Klimaanlage. Ich war noch am letzten Abend zur Abendmesse...)

Die Gemeinde Sta. Katharina gehört zu einem Gemeindeverband von zehn Gemeinden mit zwei Patres, die die Gottesdienste machen. Ansonsten liegt alles in den Händen der Schwestern und von Gemeindemitgliedern. Wohl mir zuliebe waren einige in der Notkirche zusammen gekommen, die zur Zeit als Gottesdienst- und Gemeinderaum dient, und erzählten mir von ihrer Arbeit – unter ihnen auch schon eine Zehnjährige. Natürlich, an diesem Tag waren nur junge Leute da (manche mit ihren Müttern), die in der Nähe wohnen, die also zu Fuß kommen konnten, und weniger aus anderen Gemeinden des Gemeindeverbands.

Anschließend hat uns der Pater, der uns hingefahren hatte, wieder wieder zum Haus der Schwestern gefahren, wo ich mit den Schwestern noch ein wenig zusammen saß. Eindrucksvoll gerade auch für mich die Kapelle zu Ehren der Regina Protmann, der Gründerin des Ordens in Braunsberg vor 400 Jahren. Natürlich gab es auch eine Reliquie von ihr. Und ein Poster (ich weiß, das ist nicht das richtige Wort) mit den Fotos der Martyrerinnen des Ordens, also der Schwestern, die 1945 beim Einmarsch der Russen in Ostpreußen ums Leben kamen – die Texte jetzt auf Portugiesisch.





Schwester Wanes aus Braunsberg und Schwester Jaci (Silveira de Souza) aus Brasilien



Zusammen mit einem der beiden Patres (Pallottiner), der die zehn Gemeinden betreut.



Die Ecke zur Erinnerung an die Gründerin der Kongregation und an die beim Einmarsch der Russen nach Ostpreußen umgekommenen Schwestern. Mir ist ja immer noch nicht klar, warum die Russen so brutal mit den Nonnen umgegangen sind, statt sie mit der Pflege der verwundeten eigenen Soldaten zu beauftragen. Doch vermutlich waren den Russen nicht nur die deutschen Nonnen, sondern auch die eigenen Verwundeten völlig egal.



Beim Gespräch brachte die Braunsberger Schwester auch ein Buch über die Geschichte der Katharinerinnen in Brasilien mit vielen Fotos der deutschen Schwestern, weitestgehend aus dem Ermland, mit denen alles angefangen hatte. Ich blieb bei einem Bild mit vier Schwestern hängen, von denen eine „Irmengard Preuschoff“ hieß. Stolz zeigte ich meinen Pass mit demselben Namen – allerdings sei mir nicht bekannt, dass wir verwandt sind. Es ist schon irre, in so einer entlegenen Stadt am Ende der Welt, in die ich recht aufwendig gelangt war, auf den eigenen Namen zu stoßen, der so verbreitet nun auch wieder nicht ist. Und ich denke, diese Namensverwandtschaft mit einer der erste Schwestern in Brasilien machte schon Eindruck ...





Die Kirche ist wirklich renovierungsbedürftig!

Und wieder auf dem Amazonas!

Rückfahrt zum Dreiländereck

Und wieder auf dem Wasser! Jetzt also mit dem Expressschiff von Manaus zurück nach Tabatinga im Dreiländereck. Abfahrt um 6 Uhr früh, man soll um 5 Uhr da sen, doch ich deke, 5 30 Uhr hätte es genauso getan, zumal ich ja nur Handgepäck habe. Hier in Manaus werden die Tickets auf der Plattform vor der Schiff im Gewusel kontrolliert – und dann ist der Zugang zum Schiff locker, also ohne weitere Kontrolle, jeder hat ja seinen Platz und Plätze für blinde Passagiere gibt es nicht (es sei für Freunde des Bordpersonals, was ich in Brasilien für möglich halte, denn da sind noch spartanische Sitzmöglichkeiten, die wohl kaum verkauft werde, können). Etwas über 100 Leute sind drauf – und das Schiff (oder besser das Boot) fährt zur exakten Zeit los. Die Sitze sind einigermaßen bequem – sie müssen ja auch für die nächsten 36 Stunden zu Diensten sein. Nur, ich finde, es ist entsetzich kalt, zumal ich auch direkt unter einer Öffnung der Kimanlage sitze. Die meisten Passagiere haben Decken mit, zum Glück habe ich ja auch was – also lange Hose und Wollpullover und die handgestrickten Socken der lieben Cousine x-ten Grades Maria aus Neukirchhöhe. Und da mein Rucksack nach der Entnahme der warmen Sachen fast leer ist - ich habe das übrige Zeug in eier Plastiktüte verstaut und ins Gepäckfach über den Sitzen getan - , kann ich meine Füße im jetzt leeren Rucksack etwas wärmen. Auch ziehe ich meine Anglermütze auf. Das aufgegebene Gepäck (von mir ist nichts dabei) wird durch eine Luke neben mir nach der Abfahrt im „Unterflur“ verstaut. Diese spätere Verstauerei finde ich gut – erst mal pünktlich abfahren! So im Übrigen auch bei Halten unterwegs, die wirlklich nur kürzest sind, wir sind eben ein Expressboot.



Immer möglichst in der Nähe von einem der Ufer



1600 km mit Volldampf!



Das ist also das 37-Stunden-Rennboot von vorne

Das Boot prescht also mit Vollgas den Amazonas flussaufwärts, immer wenn möglich in der Nähe eines der Ufer, weil dort die Gegenströmung am gerigsten ist. Dabei liegt es ziemlich ruhig auf dem Wasser, man merkt kaum, dass man schwimmt. Es ist fast wie im Flugzeug, nur das Geräusch ist etwas anders. Neben mir sitzt eine junge Peruanerin, die aber schon unterwegs aussteigen wird, wie sie mir erzählt. Sonst kein Gespräch. Das Essen ist natürlich auch hier inklusive, es wird auf einem recht großen Tablett an den Platz gebracht und auf die Knie gelegt, Klapptische an der Lehne des Vordersitzes gibt es nicht. Dazu gibt es Coca Cola und Fanta, das Bordpersonal läuft mit großen Flaschen und Plastikbechern rum – ich trinke da lieber Wasser und abends ein mitgebrachtes Bier – das wenigstens nicht so eiskalt ist wie das Bier, was man bei solchen Gelegenheiten kaufen kann.

Immerhin gibt es die Möglichkeit, mal auf eine hintere Plattform in der Außenluft zu gehen, dort ist es nicht nur warm, sondern es gibt auch einen Blick auf den Gischtstrom hinter dem Boot. Immerhin fahren wir ja wohl so etwas wie 50 km/h. Auch nach vorne bin ich mal gegangen und habe beobachtet, wie der Steuermann fährt. Also da ist natürlich auch ein Radargerät, nur gibt es jetzt nicht mehr so eine Drehantenne auf dem Dach und das Tableau ist auch modern – etwa 20 mal 12 cm und es werden ständig die Ufer bzw. die Inseln vor und neben dem Boot angezeigt und auch der offensichtlich vorgescrhiebene „Weg“, der Steuermann muss nur entlang der „gestrichelten Linie“ fahren. Klar, bei der langen Strecke und dem unübersichtlichen Fluss mit seinen vielen Inseln und Kurven können dem Steuermann keine Entscheidungen überlassen werden, wo er nun fahren soll. Ich denke, der „Weg“ ist über Satellit vorgegeben.

Ansonsten lese ich das, was ich habe, und schreibe oder korrigiere was im Notebook. Stromanschlüsse gibt es zu Genüge, doch leider kein Internet. Das ist eigenlich unverständlich, wenn ich bedenke, wie es das auf der Fahrt in Ecuador selbst in günstigen Überlandbussen gab. Doch vielleicht gibt es hier wirklich keine Verbindungsmöglichkeiten.




In der Kirche steht im Seitenschiff ein Weihnachtsbaum - die Eltern und andere haben fotografiert, also ich auch. Solche Weihnachtsmützen tragen in manchen Geschäften auch die Verkäufer, allerdigs ohne die Bommeln...

Die Weiterfahrt oder auch Rückfahrt nach Iquitos fängt wieder recht abenteuerlich an. Denn die für den nächsten Tag vorgesehene Expressfähre fährt offensichtlich nicht oder ist ausgebucht. Es war auch schwierig, die Agentur für die Fahrkarten zu finden. Da das Schiff als peruanisches Schiff von Peru abfährt, von der Insel Sta. Rosa, nahm ich natürlich an, dass auf der Insel auch die Agentur ist, die die Fahrkarten verkauft, auf dem Prospekt, das ich hatte, war da ja auch eine Adresse angegeben. Also auf die Insel Sta. Rosa! Doch dort erfuhr ich, dass die in Brasilien angegebene Adresse die zuständige für den Fahrartenverkauf ist. Also nach Brasilien! Und dort erfuhr ich, dass es ein anderes Schiff gab - für den 19.12. um 21 Uhr, ich aber die Fahrkarte erst am Tag davor bekommen könnte und nicht zwei Tage davor - wie ich gerade dort war. Man ärgert sich, dass man überflüssigerweise hin und herfahren muss. Doch beim Fahrkartenkauf merkte ich den Grund! Die Abfahrt würde schon um 19 Uhr sein - und es ist verständlich, wenn die nicht schon Fahrkarten verkaufen, wenn die Abfahrtszeit noch gar nicht klar ist! Nachher war dann doch die Abfahrt erst um 21 Uhr...


Ich denke, ich sollte den Bericht hier abschließen, er ist lang genug geworden!

Nur noch kurz das Ende: Das (früher norwegische) Espressschiff war dasselbe wie auf der Hinfahrt, nur auf einmal war es fast doppelt so teuer, obwohl auf dem Prospekt derselbe Preis stand. Als ich das meinem Nachbar im Schiff sagte und auf den Prospekt hinwies und fragte, warum, lachte er nur. Das ist eben Peru oder Südamerika!
In Iquitos war ich dann wieder zwei Nächte in meinem Quartier und dann per Flieger nach Lima, wo ich auch noch zwei Tage in meinem dortigen Quartier war. Der Flug war nicht leicht zu bekommen, so knapp vor Weihnachten sind nun einmal die günstigen Flüge ausgebucht. In einem Reisebüro half mir die Dame, noch einen dennoch recht günstigen Flug zu bekommen, jetzt allerdings 190 $. So ist das, doch wie hätte ich es anders machen sollen, schließlich wusste ich ja vorher gar nicht, wie die Schiffe gehen - und nach denen musste ich mich ja richten.
In Lima habe ich noch einige schöne Kirchen besucht, vor allem die Jesuitenkirche, und auf dem Weg dorthin zwei schöne Museen. Und dann bin ich auch noch an den reißenden Fluss gegangen hinter der Franziskanerkirche. Da war auch noch ein schöner Park am Fluss und ein riesiger Markt. Neben der Franiskanerkirche entdeckte ich auch noch ein einfaches günstiges Hotel in einem typischen alten Haus, es heißt "Europa" - und ist gut geeignet, wenn man im Zentrum wohnen will. Leider hat es keine Mailadresse, also vielleicht kein Internet. Das Telefon ist 01-427-3351, die Adresse Jr. Ancash 376, Plaza San Francisco, LIMA. Einfach hingehen und fragen, ob noch Platz ist, wenn man in Lima ankommt! So würde ich es jedenfalls "demnächst" machen!

Glücklicherweise hatte ich einen Flug am Abend gebucht, so dass ich am letzten Tag, Heiligabend, noch ein paar Besorgungen machen konnte. Und da ich viel Zeit für die Fahrt zum Flughafen hatte, probierte ich die Fahrt mit Linienbussen, was natürlich etwas schwierig war, wenn man mit der Sprache nicht so recht klar kommt. Schließlich winkte mich der "Schaffner" des Busses 33 (an der Haltestelle Guadalupe) mit ein paar Worten in den Bus. Es ging durch irgendwelche Vororte, ohne dass ich irgendwo startende oder landende Flugzeuge im Himmel sah, doch ich hatte ja das Taxigeld für den "Notfall" in der Tasche. Schließlich "warf" der Schaffner mich raus - und als ich Leute fragte, wo es denn zum Flughafen ginge, denn wieder sah ich kein Anzeichen von Flughafen, zeigten die mir einen Minibus. Alles immer für 1 Sol. Und der Minibus führ tatsächlich zum Flughafen...
Und was sollte ich mit dem Taxigeld machen, das ich gespart hatte? Bei Händlern vor dem Flughafen kaufte ich alle Integralkekse "Quinua" auf, also aus einem sehr gesunden Andengetreide, eine zusätzliche Plastiktüte wäre ja sicher nicht "handgepäckschädlich" und war´s dann auch nicht. Eine Freundin hier in Deutschland kannte dieses Getreide - und bestätigte mir, dass ich gut gewählt hätte, denn solche Sachen seien hier ziemlich teuer....


www.michael-preuschoff.de


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