Santiago-Wallfahrt Juli 2007

Äußerlicher Anlass war vielleicht sogar das Buch von Hanspeter Kerkeling, das mir meine Schwester geschenkt hatte (ich wusste noch nicht einmal, wer K. ist, ja, von seinem Coup als Königen Beatrix von den Niederlanden hatte ich wohl schon mal gehört). Und da ich im Sommer "nicht ganz so weit von dort" weg wohne, wollte doch einmal selbst sehen, wie diese Wallfahrt ist und ich habe dann sozusagen nur eine Schnupperwallfahrt gemacht. Fußpilger müssen nämlich mindestens die letzten 100 km gegangen sein, und Fahrradpilger (oder Pilger mit dem Pferd, doch zu Pferd kommen nur zwei, drei Pilger im Jahr) 200 km, immerhin bin ich dann 300 km geradelt und hatte auch noch zwei ganz schöne Höhenunterschiede von jeweils wohl einmal 500 m und und ein andermal um die 800 m drin. Doch so viel konnte ich auf meiner Pilgerstrecke schon sehen, die Santiago-Wallfahrt ist noch viel besser als es K. schon beschreibt, sie ist schlichtweg groß und großartig! Ich verstehe ihn zwar, wenn er immer in Hotels ging, doch er hat dabei die Pilgerherbergen verpasst, die meistens wirklich in Ordnung sind und ein wunderbarer Treffpunkt von Alt und Jung, von Männlich und Weiblich, von Menschen aus aller Welt...

Doch da gab es für mich noch ein Anliegen: Die Herausgabe meines Buchs in den nächsten Wochen, denn ein wenig Bammel habe ich schon, die ist also schon eine Pilgerreise wert. Und vielleicht fällt mir ja noch etwas Wichtiges ein? Nicht zuletzt hatte ich in den letzten Tagen meines Strandurlaubs ein wunderschönes Erlebnis: Die beiden Enkel Marie (10) und Sophie (knapp 8) meiner Freunde wollten mit mir auch mal zum Strand kommen. Nicht nur die Großmutter hatte zugestimmt, auch die beiden "Kurzen" waren begeistert und quengelten vorher förmlich, wann wir denn endlich losfahren, ja, da ist also schon ein Anliegen für solch eine Wallfahrt, dass das alles gut geht, was ich da so anleiere, und auch die richtigen Schlüsse draus ziehe!

Zwischen Leon und Astorga bin ich gestartet, etwa 300 km vor Santiago.

Hin und wieder gibt´s große Weganzeigetafeln, jedenfalls ist der Pilgerweg eine hochoffizielle spanische oder gar europäische Angelegenheit.

Für Radfahrpilger geht´s bisweilen auf der Straße, für Pilger zu Fuß ist ein Weg neben der Straße und sehr oft gibt´s überhaupt besondere Wege.

Nicht immer gibt´s solche Hinweisschilder, eigentlich meistens muss man nach gelben Pfeilen suchen.

Astorga: Kathedrale.

Vor Astorga nisten sozusagen auf jedem höheren "Gegenstand" Störche, hier auf dem alten Kirchturm einer neuen Kirche, oft sogar auf den "Ausladern" von Hochspannungsmasten.

Dieser Pilger kam von der Nähe von Nürnberg auf diesem Liegefahrrad. Er schwärmte mir vor, wie effektiv so ein Fahrrad sei, er hat schon mal über 190 km am Tag geschafft.

Da ich mich erst in Frankreich bei meinen Ferien in meinem ehemaligen umgebauten Supermarkt zur Wallfahrt entschlossen hatte, musste ich mir als Ausrüstung zusammensuchen, was ich dort so hatte. Das Fahrrad war das beste meiner Strand-Schrotträder (das hier in Blatzheim vom Sperrmüll, aber es war wirklich gut!). Und mit der Tasche hatte ich wohl das edelste "Marschgepäck" aller Pilger, die anderen hatten eben entweder richtige Rucksäcke oder Satteltaschen. Ach ja, überhaupt zum Gepäck: Da ich immer in einer Unterkunft übernachtet habe, wo es aber im Allgemeinen nur Matratzen gibt, hätte einer meiner Spezialleichtschlafsäcke für den Sommer durchaus gereicht, gut wäre natürlich auch ein dünnes Betttuch gewesen, denn auf diese Weise kann man den Schlafsackreißverschluss aufmachen und den Schlafsack als Zudecke benutzen. Ich hatte hier einen Aldischlafsack, von dem ich die Kapuze abgeschnitten hatte, das war ja schon einmal eine Gewichts- und Volumenersparnis, und ein viel zu großes und schweres Baumwollbetttuch. Gut fand ich meine Baumwolleinkaufstüte, in die ich nachts immer meinen sorgfältig gefalteten Pullover als Kopfkissen steckte. Ansonsten reicht wenig, man kann überall waschen...

Die erste Höhe sind die Montanas de Leon, erster Höhenunterschied vielleicht sogar 800 m.

Auf der Höhe unter dem Eisernen Kreuz legen die Pilger einen Stein nieder, den sie aus dem Flussbett im Tal mitgenommen hatten, zum Zeichen, dass sie ihre Schuldverstrickungen hinter sich lassen. Ich meine, die großen Steine stammen aber von Autofahrern und ich hatte natürlich keinen Stein aufgelesen, warum auch?

Gebirgslandschaft in den Montanas.

Pilgerweg neben der Straße

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Hinter den Bergen: Ponferrada liegt tiefer als Astorga vor den Bergen - die Bremsen laufen heiß, doch sie tun ihren Dienst...

Immer wieder wunderschöne Ausblicke.

Ausgestorbene Dörfer, wenn nicht die Pilger wären....

Das soll eine Pilgerherberge sein, doch mit dem Rad hatte ich kein Problem, noch weiter zu fahren...

Ganz schön runter geht´s hier!

Templerburg in Ponferrada.

Lebensnaher Jesus in der Kirche in einer kleinen Stadt hinter Ponferrada.

Und immer wieder: Wunderschöne Wege!

Die vier Letzten einer Madrider Schulklasse, sie waren so perfekt und frisch angezogen, dass mir schien, dass der Sinn ihrer Wallfahrt bei denen nicht gerade ein religiöser war. Überhaupt: Es gehört zum guten Ton und in den Lebenslauf in Spanien, Santiagopilger zu sein. Immerhin schoben diese Mädels selbst ihre Räder den Berg hoch, so manche Spanier pfuschen auch, etwa hier war´s, als ein Pick-up-Taxi mit Fahrrädern an mir vorbei den Berg hoch brauste und einer war über die Räder gebeugt und hielt sie an der Fahrerkabine fest.

Das waren schon die ernsthafteren Pilger.

Und immer wieder herrliche Ausblicke...

Auf dem zweiten "Berg" die Ansiedlung O Cebreiro, hier war allerdings so ein Trubel, dass ich macht, weiter zu kommen, mit dem Rad kein Problem.

Blick auf Galizien.

Und immer wieder runter und rauf - hier die Höhe des heiligen Rochus.

Offensichtlich war der heilige Rochus auch mal Pilger.

Und wieder mal eine Höhe, doch bald danach blieb ich in der Herberge Reboleira in Fonfria, ich erinnere mich an ein wunderschönes Abendessen mit netten Leuten, neben mir ein Amerikaner, wohl in meinem Alter, der auch mit dem Rad unterwegs war der von seinen Landsleuten im Hinblick auf Niveau gar nichts hielt, mir gegenüber saß Daniela aus Appenzell, die sich von ihrer Familie einige Wochen Urlaub genommen hatte.

Zwar hatte ich riesiges Glück mit dem Wetter, es regnete nur einmal auf der ganzen Wallfahrt ein wenig, doch morgens hingen üblicherweise die Wolken in den Bergen, in denen ich gerade war. Und recht kalt war es auch immer.

Da ich auf die Fahrt erst bei meinem Strandurlaub gekommen war und mir also meine Ausrüstung aus dem zusammengestellt hatte, was ich so in meinem umgebauten Supermarkt vorfand, hatte ich auch keine passende Jacke. Immerhin schirmte ein zurechtgeschnittener (ungebrauchter) Müllsack, mit dem ich mich auf Regen vorbereitet hatte, bei den rasanten Talfahrten den feucht-kalten Fahrtwind ein wenig ab.

Und so habe ich mich mit Tee von am Straßenrand gepflückten Thymian aufgewärmt und vielleicht auch gegen eine Erkältung fit gemacht. Ansonsten kam ich immer mit Tee von frischen Brombeerblättern hin (so ein Tee soll gefäßverjüngend wirken). Auch habe ich mir mal Bernnesselgemüse gemacht, als es auf einer längeren Etappe zum Cap Fisterra nach der Wallfahrt gar nichts zu essen zu kaufen gab. Doch Kocher und Topf sind eigentlich überflüssig, in den Herbergen gibt es zumeist Selbstversorgerküchen, und da ist es oft sehr gemütlich.

Das Kloster Samos war wieder einmal geschlossen - ich meine, ich war schon einmal da, auf Autotouren mit Trinh, mit meinen beiden chinesischen Freunden oder mit meiner Cousine Katharina vor bald vierzig Jahren?

Immerhin hatte ich mit ein paar anderen Pilgern das Glück, wenigstens in die Kreuzgänge zu kommen, weil gerade eine offenbar angemeldete Busreisegesellschaft hineinkam.

Also, die herrlichen Innenhöfe waren schon den Besuch wert!

Nur durfte man hier nicht zum Sich-Fotografieren-Lassen hin.

Kerkeling hatte sich auf seiner Fußwallfahrt von vornherein das Kloster geschenkt, weil er einen anderen Weg gegangen war.

In Sarria war auch dieses Kloster wegen einer Unesco-Veranstaltung (?) geschlossen, sehenswert die eindrucksvolle Fassade.

Christina aus Russland (19), sie erzählte mir glücklich, dass sie schon immer von der Pilgerfahrt geträumt hätte - und jetzt mache sie sie... Sie war bereits etwa ein Jahr als Au-pair-Mädchen in Spanien.

Besonders die letzten 100 km fuhr ich die zumeist wunderschönen Fußwege zumeist unter Eichen oder Eukalyptusbäumen, wie durch eine Parklandschaft....

...obwohl auch die für Radfahrer besser geeigneten (Neben-)Straßen nicht so schlecht waren.

Wegen eines Stausees hat man das Städtchen Portomarin verlegt (und auch die Kirche ab- und an anderer Stelle neu aufgebaut?).

Immerhin alles sehr stilvoll.

Leider war die Pilgerherberge voll und ins Ausweichquartier "Turnhalle" wollte ich nun doch nicht, also weiter, mit dem Rad ja kein Problem... Andere Leute fanden übrigens gerade in diesem Städtchen herbergsähnliche günstige Privatquartiere, von denen sie mir erzählten.

Ein kleiner Tante-Emma-Laden am Fußweg, in dem es den wohl ältesten Stempel, einen Poststempel, gab. Die Besitzerin erzählte, dass sie hier schon 40 Jahre arbeitet mit dem alten Stempel, doch er sei vermutlich noch viel älter, vielleicht sogar 100 Jahre?

Mit Stempeln ("sellos"), die man überall unterwegs in seinen Leporello-Pilgerpass (also wie ein Pass ganz alter Art) bekommt, in Herbergen, in Hotels, aber auch in Touristenbüros, auf Gemeindebehörden, in Kirchen und Pfarrämtern, in Cafés und Restaurants (manchmal liegen sie auch davor auf einem Tisch bereit, wenn sie geschlossen sind), muss man nämlich seine Fuß- bzw. Radwallfahrt nachweisen. Manche Spanier pfuschen dabei auch, wie gesagt. Eigentlich reichen auch die Stempel von den Übernachtungen her, doch da gibt es ja auch so eine Art Sammelleidenschaft, auf der Rückseite geht´s mit den Stempeln weiter - und eine Pilgerin aus der Nähe von Frankfurt zeigte mir mal ihre drei vollen Pilgerpässe... Meinen Pilgerpass hatte ich in dem bedeutenden französischen Pilgerort St. Jean-Pied-de-Port bekommen, dort bekam ich auch Listen mit allen Pilgerherbergen und Steckenabschnittsbeschreibungen mit Höhenangaben, allerdings fand ich das alles auf der angegebenen Seite www.aucoeurduchemin.org nicht. Deutsche Websites sind etwa http://www.jakobus-info.de/ , http://www.jakobsweg.info/ und andere, bei google suchen! Dort finden Sie sicher eine Adresse in Iher Nähe, wo Sie Pilgerausweise bekommen können, wenn Sie irgendwo anders als in St. Jean-Pied-de-Port anfangen möchten, doch unterwegs gibt´s auch welche. Interessant, dass es in Spanien für Militärs sogar besondere Jakobswegpässe gibt!

 

Ja, wenn man den Fußweg geht, kommt man auch über solche alten "Kunst-Brücken"...

...oder gar über "Natursteinbrücken"

Und immer wieder durch alte Orte.

Manchmal steht auch der Pfarrer vor und in seiner Kirche und begrüßt die Pilger (hier welche aus Asuncion oder einer anderen französischen Überseebesitzung) und erklärt ihnen auch die Kirche. Und Stempel gibt´s eben auch noch.

Immer wieder kommen wir an den in Galizien typischen Vorratshäusern für Mais vorbei, die durch die überkragenden Fundamentplatten gegen Ungeziefer geschützt sind, Mäuse und Ratten kommen da wohl nicht drüber hinaus.

Und dann am Ziel: Santiago, die romanische Kathedrale mit der phantastischen Barockfassade (hinter der noch die alte Fassade ist mit den herrlichen romanischen Portalen).

Das ist also die "Compostella", das Dokument, mit dem jedem Pilger im Pilgerbüro bescheinigt wird, dass man wirklich gepilgert ist, die Stempel werden genau nachgeprüft. Der Text ist auf lateinisch und lautet nach einer gemeinschaftlichen Übersetzung mit meinem Wiener Freund: "Wie allen Gläubigen und Pilgern, die aus dem ganzen Erdkreis aus Gründen der Verehrung oder wegen eines Gelübdes zu den Schwellen unseres spanischen National- und Schutzpatrons, des heiligen Apostels Jakobus, gekommen sind, stellt das Kapitel der ehrwürdigen apostolischen und Hauptkirche von Compostella, hier der Wächter des Siegels des Altars, die authentische Besuchsurkunde aus und macht bekannt, nachdem die hier Anwesenden alles Details geprüft haben, dass Herr M.P. dieses allerheiligste Gotteshaus aus Gründen der Frömmigkeit ehrfurchtsvoll besucht hat. In diesem Vertrauen übergebe ich ihm diese Urkunde, das mit dem Siegel derselben heiligen Kirche versehen ist. ....Verantwortlicher Domherr für die Pilger" (Na ja, es ist ganz schön schwierig, diese lateinischen Floskeln zu übertragen, aber wenigstens so ungefähr.., jedenfalls steht mein Vorname lateinisch und im Akkusativ, also "Dominum Michaelem...", das hatte ich noch nie auf einem Schriftstück. Hier hätte auch mein erster Vorname "Hans" gut reingepasst, also noch "Johannem", ich glaube, schon deswegen muss ich noch mal eine Wallfahrt machen, damit ich jetzt eine Compostella mit dem vollen Namen auf Lateinisch bekomme, wer kommt mit?)

Hier der genaue lateinische Text der Compostela: « CAPITULUM hujus Almae Apostolicae et Metropolitanae Ecclesiae Compostellanae sigilli Altaris Beati Jacobi Apostoli custos, ut omnibus Fidelibus et Peregrinis ex toto terrarum Orbe, devotionis affectu vel voti causa, ad limina Apostoli Nostri Hispaniarum Patroni ac Tutelaris SANCTI JACOBI convenientibus, authenticas visitationis litteras expediat omnibus et singulis praesentes inspecturis, notum facit: [nome] hoc sacratissimum Templum pietatis causa devote visitasse. In quorum fidem praesentes litteras, sigillo ejusdem Sanctae Ecclesiae munitas, ei confero.
Datum Compostellae die ... mensis .. anno Dni ...

Canonicus Deputatus pro Peregrinis »

Und die Übersetzung nach Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/La_Compostela :

"Das Kapitel dieser mütterlichen, apostolischen und metropolitanischen Kirche von Compostela, der Wächter des Siegels des Altares des seligen Apostels Jakobus, in der Absicht, allen Gläubigen und Pilgern, die aus dem ganzen Erdkreis beseelt von Verehrung oder eines Gelübdes willen vor der Tür unseres Apostels, des Patrons und Schutzherren der spanischen Lande, des heiligen Jakobus, zusammenkommen, echte Schreiben zur Bestätigung des Besuches zu verschaffen, macht allen und jedem, die in das Vorliegende Einblick nehmen, bekannt, dass (Vorname und Nachname des Pilgers) dieses allerheiligste Gotteshaus, von Frömmigkeit getrieben, ehrerbietig besucht hat. Zur Beglaubigung dafür überreiche ich dir/Ihnen dieses vorliegende Schreiben, versehen mit dem Siegel eben derselben heiligen Kirche.

Gegeben in Compostela den (Tag, Monat, Jahr)" (evtl. noch Annus Sanctus - heiliges Jahr)."

Vor der Kathedrale ist jede Menge los, das meiste hat nichts mehr mit der Wallfahrt zu tun.

Im Hintergrund das "Hotel der Katholischen Könige" ("Reyes Católicos - gemeint sind hier zwei spanische Monarchen, nämlich Königin Isabella I. von Kastilien <1451-1504> und Ferdinand II. von Aragon <1452-1516>)  noch ein wenig verdeckt von den Gerüsten der Kulisse einer Großfete.

Und so sieht das Hotel der Katholischen Könige ohne das Gerüst aus.

In einer versteckten Kapelle der heilige Apostel Jakobus als "Türkentöter" oder als Kämpfer gegen die Mauren. Schließlich wurde die "Reconquista", also die Befreiung Spaniens von den Mauren, unter seiner Schirmherrschaft durchgeführt. Die drei "Türken" unter seinem Pferd sind allerdings zur Zeit durch Blumen verdeckt.

Eingang zum Hotel der "Katholischen Könige" mit Eva...

Und über dem Eingang die zwölf Apostel?

Rechts und links wohl die Wappen der beiden "katholischen Könige".

Jeden Tag werden in dem Hotel jeweils morgens, mittags und abends zehn Pilger kostenlos seit ewigen Zeiten gespeist. Mein Papa hatte mir schon vor fast 40 Jahren davon erzählt. Ein Deutscher empfahl mir, mal kurz vor den Mahlzeiten nachzuschauen, ob die Zahl vielleicht gar nicht voll ist, um dann "dabei" zu sein, denn abgesehen von dem Essen ist alles total interessant. Klar, so kann man das machen, warum soll man ein Essen verfallen lassen, aber mich schon stundenlang vorher anzustellen kommt natürlich nicht infrage. Ich war zweimal dort und hatte beide Male Glück, einmal war ich der Dritte und einmal der Achte. Hier die wartenden Pilger beim zweiten Mal, ein Mädchen flüchtet vor meiner Fotografiererei...

...und ich lasse mich statt ihrer fotografieren.

Dieser Deutsche, den ich in einer Herberge traf, gab mir den Tipp. Man muss sich jedenfalls eine Kopie der "Compostella" machen lassen und dann vor dem Eingang zur Tiefgarage des Hotels warten. Und dann kommt ein Hotelangestellter, sammelt die Kopien ein, schreibt die Zahl der Essen auf einen vorgedruckten Zettel und gibt den einem der Wartenden.

 Und irgendeiner von der Gruppe weiß schon Bescheid, wie man durch die tollen Innenhöfe zum Comedor für die Pilger und zur Küche kommt, wo man sich das Essen wie ein Angestellter des Hotels auf einem Tablett abholt. Wir drei bekamen auch eine Flasche Wein dazu, als wir dann zu acht waren, gab´s zwei Flaschen...

Der "Speisesaal für Pilger" ist nicht groß, klar, für höchstens zehn Leute...

Und hier das erste Essen, toll der Schinken auf den Spinatblättern (?), und dann auch das gebratene Pfefferschotengemüse...

Nach dem Ende des Essens habe ich mir erst einmal das Hotel angesehen, hier die "Kapelle",

über deren Mitte ein Turm mit wunderschönem Gewölbe ist.

Doch ich war nach der Wallfahrt so voller Tatkraft, dass mir die nur 300 km in vier Tagen nicht reichten. Seit alters her gibt es im Anschluss noch eine Wanderung zum Atlantik hinter Santiago, zum "Finis terrae", zum "Ende der Welt", weil es im Mittelalter eben nicht weiter ging und man meinte, dass hier die Welt zuende sei.

Es ist immer noch der Jakobsweg.

Und immer wieder diese Vorratshäuschen für Mais, die heute aber wohl nicht mehr gebraucht werden.

Die beiden schauen den hier wenigen Pilgern zu.

Das Büro der schönen Pilgerherberge von Olveiroa,

die aus umgebauten alten Bauernhäusern besteht.

Blick auf die Halbinsel am "Ende der Welt" und auf das Städtchen "Fisterra" (von "finis terrae").

 

Und Blick zurück auf das Festland.

Da Sonntag ist, spielt in einem Städtchen eine Kapelle - typisch für Galizien sind auch Dudelsäcke.

Kurz vor dem Kap.

Und dann der endlose Ozean.

Zur Festlandseite gibt´s jetzt eine Nebelwand.

Leuchtturm am Kap Fisterrae.

Pilger?

Auch seit Alters her verbrennen die Pilger ihre Kleidung als Zeichen, dass sie das Alte hinter lassen und etwas Neues anfangen, ich habe hier allerdings keine Nackten gesehen.

Manche hängen hier ihre Schuhe auf, die sie nicht mehr brauchen, ich hatte allerdings überhaupt nur ein Paar Sandalen dabei...

Auch hier gibt´s eine Urkunde, allerdings bekommt die jeder, der hier war, egal wie. Und da der Text spanisch ist, bat ich, auch meine Vornamen spanisch zu schreiben. Der Vorname von Alexander von Humboldt wird in Südamerika ja auch immer nur spanisch geschrieben!

Man fotografiert sich gegenseitig...

..und auch in verschiedenen Positionen.

"Na, ob es klappt, dass wir bis ans Ende der Welt zusammen gehen?" Hoffentlich!

Hier muss man einfach auch fotografieren!

Ja, wenn "frau" einmal schon so ein Kleid hat!

Links am Mast wieder die alten Schuhe...

Auf nach Muxia, wo es nach 35 km noch ein zweites Kap am Ende der Welt gib - hinten nach rechts um die Bucht herum...

...vorbei an einem einsamen schönen Strand.

Ob es der Wald ist, der rauscht, oder der Atlantik,

der bisweilen ganz nahe ist?

Nachdem ich diese "Stein-Furt" getestet hatte (schließlich stand ich um die 30 cm im ganz schön strömenden Wasser), bin ich dann doch umgekehrt und habe mir einen anderen Weg erfragt - über eine Brücke. Seit Jahren soll hier für die Pilger schon eine Holzbrücke gebaut werden.

In diesem Bauernhof habe ich nach dem Weg gefragt. Einmal schnitt mir eine Bauersfrau gleich eine typische Wurst ab und packte sie mir ein, bevor sie mir den Weg erklärte.

 

Immer wieder herrliche Ausblicke...

..doch das Ziel, Muxia (gesprochen "Muchia", "ch" wie in "ach") ist ganz hinten.

Doch es kommt näher.

Dieses "Ende der Welt" ist im Grund schon effektvoller...

Es ist so richtig totaler Krach!

Und man kann mitten hineingehen.

Blick von hier auf die Kirche, abends um 9 Uhr sah ich eine Frau auf ihren Knieen um die Kirche herumrutschen. Ja, habe ich mit meiner Wallfahrtsplackerei nicht im Grunde dasselbe gemacht?

Diesem Vater mit seinen beiden Kindern half ich auf einen der glatten Felsen.

Und wieder gegenseitiges Fotografieren.

Gesamtpanorama von diesem Kap.

Die Pilgerherberge ist neu und erste Klasse. Und es dürfen nur Pilger rein, die die richtigen Stempel haben - gratis oder gegen Spende - und wenn sie noch so leer ist! Großzügiger Schlafraum, Aufenthaltsraum ganz oben mit Meerblick, Küche mit modernsten Geräten, großzügige Waschräume, Innenhof mit Gelegenheit zum Wäschewaschen (klar, soviel schleppen die Pilger ja nicht mit sich herum). Ja mit dem Gratis: Viele Pilger sind etwa Skandinavier, ich schätze es sind fast mehr als Deutsche, wenn man sie auf die Gesamtbevölkerung umrechnet, und Skandinavier sind ja eigentlich Lutheraner, also dürften sie eigentlich mit so einer katholischen Wallfahrt nichts am Hut haben. Doch irgendwie ist die Wallfahrt inzwischen eher eine gesamtchristliche Sache, bei der irgendetwas vom alten Abendland durchschimmert, und wie die Spanier damit umgehen, finde ich phantastisch, das ist Größe! Und wenn man die Protestanten schon nicht durch Umbringen bekehren kann, dann beschenkt man sie wenigstens großzügig! Ja, wo gibt es das sonst noch auf der Welt: Umsonstene Herbergen - oder eben gegen Spende?

Im dieser Herberge kam ich auch ins Gespräch mit einer Amerikanerin und einer Schwedin, und wir unterhielten uns ein wenig über unsere Wallfahrtsgründe. Die Amerikaner bohrte etwas, weil ich meine nicht sagen wollte, nein so schnell könnte gerade eine Amerikanerin die doch nicht verstehen, ich habe so meine Erfahrungen... Doch ich würde sie ihre schriftlich schon zu erklären versuchen, ob sie mir schreibt? Ich kann mir das nicht so recht vorstellen. Ja, ob es nach der Wallfahrt überhaupt zu weiteren Kontakten kommt? Ich bin gespannt, bisher war noch nichts.

Und noch mal an einer Bucht vorbei auf dem Weg zurück nach Santiago, in den Pilgerherbergen darf man nur jeweils eine Nacht bleiben (im Winter allerdings drei)...

...vorbei an Eukalyptuswäldern (hier etwa traf ich einen 72jährigen Österreicher, der mit dem Fahrrad unterwegs war. Er erzählte mir, dass er sich für die Wallfahrt 5000 Euro eingesteckt hätte, mitnehmen kann er sowieso nichts, sich in Bayonne ein Fahrrad für 470 Euro gekauft hätte, das er nach der Fahrt in Santiago stehen lassen bzw. jemandem schenken würde, der ihm sinnvoll erschien, und immer in Hostals, also den nobleren Herbergen für um die 35 Euro übernachte, jetzt hätte er noch 2000 Euro inkl. der Fahrradausgabe) ...

und an alten Brücken...

Oder auch von dieser Seite...

Trinkwasserprobleme gibt es unterwegs eigentlich nicht, und wenn man man wirklich nichts findet, fragt man in einem Haus nach, was allerdings wohl eher Fußwallfahrer betrifft. Wenn Wasser nicht trinkbar ist, dann steht es dran.

Und noch mal Santiago!

Und dann mit der Bahn auf Umwegen (umsteigen in Orense etwas "oberhalb" Portugals) etwa 400 km für knapp 20 Euro nach Astorga (Regionalzug ab Santiago morgens um 6 45 Uhr, es geht mittags auch noch einer, wegen der Degression des Fahrpreises wäre Leon auch günstig gewesen, vor allem, wen man schon mal im Zug sitzt, in den Regionalzügen kann man die Fahrräder gratis mitnehmen), und von dort ca. 30 km zu meinem Auto in San Martin,

das ich in einer Scheune abstellen konnte. Ich hatte eigentlich nur irgendwo Bescheid sagen wollen, dass es mein Auto ist, das da herumsteht...

Das war also meine Pilgerreise. Und ich fand sie so toll, dass ich mich frage, warum ich sie nicht schon früher unternommen habe. Als ich zwischen der Bahnstation Astorga und dem Ort San Martin del Camino von Pilgern, die auf dem "Hinweg" waren, gefragt wurde, ob mir denn das nicht leid täte, dass die Pilgerreise vorbei sei, konnte ich nur sagen: "Na klar"!

Und ich werde wohl irgendwann wieder mal eine Pilgerreise machen, am liebsten auch mit Freunden. Nur mein Problem: Entweder sie können so etwas gar nicht mehr unternehmen oder sie haben nicht so eine Form wie ich und jüngere haben eben nicht so viel Zeit. Und obwohl es immer Sommer natürlich dort in Nordspanien am besten ist, sollte man auch an andere Jahreszeiten denken, weil dann die Pilgerherbergen nicht so überfüllt sind, wie sie es bisweilen waren.

Ach ja, der Chef meiner Schule hat natürlich Glück, dass ich so spät auf diese Pilgerfahrt kam, wo ich schon nicht mehr auf der Schule bin. Denn so wie der katholische Religionslehrerkollege am Ende des Schuljahrs mit einer Schülerauswahl nach Taizé fährt zu dieser evangelischen Tagungsstätte, würde ich natürlich jetzt drauf bestehen, dass ich mit gleichem Recht mit einer Auswahl an Schülern zu diesem katholischen Event fahren und die Pilgerreise ausreichend lange mitmachen kann - mit einer "Compostella" für die jungen Leute! Ich habe mich darüber unterwegs mit Kollegen, die ich traf, unterhalten. Sie waren eher dagegen, ich fand hier vieles aber sehr geeignet!

Und noch etwas zu diesem Bericht: Irgendwie musste ich die Bilder sowohl in der Größe (ich wollte ja noch etwas dazuschreiben) als auch in der Qualität verkleinern (sonst dauern die Ladezeiten bei manchen Lesern zu lange) und schnell soll meine Arbeit ja auch sein, ich will also gleich alle Bilder auf einmal bearbeiten. Von Freunden wurde mir das Programm "Irfan" genannt, das es im Internet kostenlos gibt. Man muss hier auf "Datei" und dann auf "Batch-Konvertierung" klicken, die Bilder, die man konvertieren will, in das linke Feld eingeben, und dann in der Zeile "Optionen..." rechts unten die drei Kästchen entsprechend bearbeiten, also als Zielformat JPG lassen, dann bei Optionen auf etwa 25 % der Qualität schieben, und bei Spezialoptionen 65 % vom Original eingeben oder was man will. Sinnvoll ist natürlich, wenn man die Bilder schon vorher aussucht und einen entsprechenden Ordner vorbereitet. Die Bilder sollten übrigens ziemlich groß bleiben, damit bei Besuchern, deren Monitor eine bessere Auflösung hat, die Bilder in der Größe nicht so stark schrumpfen, dass sie nichts mehr richtig erkennen können.

Und weil´s so schön war! Den Bericht einer weiteren Pilgerfahrt des Verfassers nach Santiago finden Sie unter: Santiagowallfahrt 2008!

www.basisreligion.de

Das Buch, von dem die Rede und das in Vorbereitung ist, finden Sie unter www.basisglaube.de .

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