Englischer Weg

Englischer Jakobsweg (Camino Anglais) von Ferrol nach Santiago – Ende Juni 2019


Zur Einstimmung auf den Weg erst einmal ein paar Fotos - ich trenne bewusst Fotos und Wegbeschreibung, denn so ist es einfacher für die Planung einer "Wallfahrt", die Wegbeschreibung auszudrucken und auf die Wallfahrt mitzunehmen. Ja, ich hätte es jedenfalls gerne, wenn auch andere so trennen würden, damit man mit zwei oder drei Blättern Papier auskommt.



Ferrol ist eine hübsche Stadt. Bis 1982 hatte sie den Beinamen "del Caudillo" ("des Führers"), Franco war hier geboren




auf dem Fischmarkt in Ferrol



und noch weitere Fische - allerdings waren die nur bei einem Verkäufer so schön "angerichtet"



diese Muscheln sind sehr teuer, auch weil es gefährlich ist, sie zu ernten (wenn sie wild wachsen)



Galizische Fußgängerbrücke



immer dem gelben Pfeil nach!



ganz wild wuchsen diese Blumen wohl nicht, da muss einmal ein Garten gewesen sein



So sieht also der Fisch (Kabeljau) zubereitet aus, hier im Speiseraum der Bar Compostela in Pontedeume. Dazwischen liegen "Padrons", das sind wohl so eine Art kleine Paprikas. Ich hatte in Santiago dann auf dem Markt ein Pfund davon gekauft für eine kleine Gartenparty zwei Tage später. Allerdings war mein Eindruck, dass ich meinen Gästen keine große Freude damit machte, sofern sie noch da waren, als ich sie schließlich zubereitet hatte. Und jetzt bin ich froh, dass ich noch welche habe, ich tue ein paar von ihnen immer in die Pfanne dazu, wenn ich etwas brate. Sie werden mit einer Prise Meersalz gegessen.



Rückblick auf den Bogen um den "Fjord", ich bin ihn gegangen und habe nicht die Brücke genutzt (schon von wegen der Herberge)



Zweites Frühstück: Ich wollte den Ribeiro mal morgens testen ...das Brötchen mit warmem Schinken gab´s dazu - alles zusammen für € 1,30...



immer wieder faszinieren die herrlichen Gewölbe in den Kirchen



Decker des berühmten Sarges in der Franziskanerkirche in Bezantos



das ist also der Sarg des Fernán Pérez de Andrade, der von einem Bären und einem Wildschwein getragen wird




traditionelle Apotheke in Bezantos - eine Freundin meinte, die meisten Behälter sind wohl nur zur Dekoration, in manchen mag aber auch etwas Sinnvolles drin sein.



die Spanier machen aus allem Kunst



manchmal wächst der Fingerhut in rauhen Mengen, hier mal ein sehr schönes Exemplar



Pilgerherberge in Bruma, hier treffen sich die Pilerwege von La Coruna und von Ferrol



kann mir mal einer sagen, wie diese Pflanzen heißen? Ich habe mal die Bearbeiterin in der Information von Pontedeume gefragt - und die zeigte mir im Übersetzungscomputer nur das Wort "wild". Ich erinnere mich, in den 50er Jahren waren die bei uns in Mode, wenn man Triebe in reines Wasser steckte, bildeten sie Wurzeln und wuchsen munter weiter - und man konnte wieder Triebe abschneiden usw.



der Pilger Miguel in der Herberge von Poulo



was so alles neben dem Weg blüht - Fuchsien?



Wir sind ja "Brüder der Achse" - mit einem italiensichen Pilger, wir trafen uns immer wieder



kurz vor Santiago



Und es gibt tatsächlich Menschen, die trinken nur gekauftes Wasser ....



die Fassade der Kathedrale in Santiago ist schon fertig



kleine Wanderung in Fisterra




Hinter dem Leuchtturm: der äußerste Punkt



Sonnenuntergang - allerdings schon vom Ort Fisterra aus



Zumindest einmal muss ich in meiner Pulperia in Santiago Pulpo essen und den roten Ribeiro trinken aus einer Flasche ohne oder nur mit kleinem Etikett, klar, aus einer Porzellantasse! Der Ribeiro hat nur um die 10 Grad Alkohol, ist dafür sehr würzig und sehr dunkel, schon fast schwarz und ihn gibt es nur um Santiago herum. Eine Freude: Beides ist sogar seit meinem letzten Besuch in Samtiago vor 2 Jahren billiger geworden! (Wo die Pulperia ist? Wenn man vom Busbahnhof vielleicht 200 m abwärts geht, kommt eine Kreuzung, in die auch der "Französische Weg" einmündet. Und wenn man hier die nächste Straße nach unten einbiegt, da ist gleich links die Pulperia.)


Zunächst ein paar Worte zur Santiagopilgerei aus meiner Sicht!

Der Englische Jakobsweg bot sich für mich eigentlich schon langean, nicht zuletzt weil vom Flugplatz Frankfurt Hahn mit Ryanair günstige Flüge nach Santiago gehen, die natürlich auch gar nicht teuer sind. Ich habe nur 66 € bezahlt für beide Flüge. Allerdings ist alles Gepäck außer Handgepäck in der Größe von 40 x 20 x 25 cm, das unter den Sitz gelegt werden kann, kostenpflichtig. Ehrensache, dass ich damit auskomme, was gratis ist, was braucht man auch schon für eine Woche pilgern? Bei Aldi gab´s mal einen leichten Bergrucksack (700 g) - und die dünne Jacke und den dünnen Wollpullover hatte ich bis zum Betreten des Fliegers angezogen und so waren im Rucksack lediglich mein Ultraleichtschlafsack (gibt’s hin und wieder bei Aldi) und einmal Wechselunterwäsche (gerade die Unterwäsche kann man ja unterwegs waschen) und ein Mikrofaserhandtuch und ein kleines Necessaire.

In Santiago angekommen bekam ich gleich den Bus ins Zentrum (der Vorteil, denn wenn „ohne aufgegebenes Gepäck“ ist man gleich draußen) und die öffentliche Herberge „Fin de Camino“, die nicht weit vom Busbahnhof ist, war auch noch offen. Hier war es sinnvoll, einen Pilgerausweis (ein Credential) dabei zu haben, es tut´s auch ein alter für den ersten Stempel, den neuen kann man dann in Ferrol in der St.-Franziskus-Kathedrale erhalten. Sollte der Herberge schon geschlossen sein, gibt’s in der Nähe einige private Herbergen, ich denke, eine Vorbestellung ist nicht nötig, man kommt immer irgendwie unter.

Am nächsten Morgen dann mit dem Bus („Monbus“) um 9:15 Uhr wieder ab Busbahnhof nach Ferrol. Ich hatte gar nicht vor, hier zu bleiben, doch Ferrol ist eben der Ausgangspunkt des Englischen Weges. In Ferrol sind sehenswert die Kirche San Francisco, die auch die Kathedrale ist, und die Co-Kathedrale. Im Touristenamt am Hafen, in dessen Nähe auch der „nullte Kilometerstein“ (oder besser der mit „118 km“) ist, erhält man auch einige Auskünfte über den Weg, die auch ausreichend sind, man braucht also keine weitere Literatur.
In den erwähnten fett gedruckten Orten (oder auch "Etappenzielen") gibt es öffentliche Herbergen:

14 km Neda: Die Herberge befindet sich im Uferpark. Fürs Mittagessen bietet sich das Restaurant Kensington an, dort gibt es ein schönes Menü für 9 € . Eine Flasche Wein war dabei - wie überhaupt in allen Restaurants auf dem Weg, in denen es Mnü gab. Es wird erwartet, dass man nur die Hälfte trinkt ....

16 (oder 20?) km: Pontedeume. Ein hübsches Städtchen auch wieder am Wasser, die Herberge ist in einem Teil der alten Markthallen, alles sehr schön. Fürs Mittagessen bietet sich ein schönes Menü in der Bar Compostela an (offensichtlich gibt es hier kein Abendessen). Der Speiseraum ist hinter der Bar, es sind offenbar immer viele Gäste da. Ich hatte Kabeljau, der hat also wunderbar geschmeckt. Besichtigungen von Kirche St. Jakobus und Stadtturm (gleich hinter der Herberge) bieten sich an.

9 km: Mino. Ich bin gleich weiter gegangen, denn das war mir nicht weit genug, zudem soll das Städtchen auch nichts Besonderes sein.

11 km: Betanzos. Hier soll die Herberge sehr schön sein, leider war sie belegt, offenbar mit Reservierung - wieso ist unbekannt, denn Reservierung in städt. Pilgerherbergen dar es eigentlich nicht geben. Jedenfalls bin ich in einer Pension untergekommen, in die mich die Hospitalera geschickt hatte (15 €). In Betanzos gibt es hübsche Kirchen, auch die Franziskanerkirche lohnt sich, da gibt es diesen Steinsarkophag auf zwei Tieren, einem Schwein und einem Bären (?), 2 € Eintritt, es gibt auch ein lohnenswertes Museum.

17 km: Presedo, die Herberge ist relativ neu. Sie ist tagsüber geschlossen, doch es ist eine Telefonnummer angegeben und neben der Tür ist unter einer Gummihaube ein Kästchen mit einem Tastenfeld, auf dem man dann die vierstellige Nummer eingeben muss, die man über das Telefon von der Hospitalera erfährt. In etwa 400 m Entfernung ist ein Restaurant, wo es mittags ein Menü gibt. Abends habe ich mir ein Sandwich genommen, das so reichlich war, dass ich nur einen Teil gegessen habe, der Rest war dann fürs Frühstück am nächsten Tag.

Zu beachten ist, dass es zwischen Besanzo und Sigüeiro keine Geschäfte in der Nähe der Herbergen gibt, allerdings gibt es in der Nähe einer jeden Pilgerherberge ein Restaurant.Und Brunnen gibt es auch wenige oder keine.

10 km: Bruma. Hier gibt es eine wunderschöne Herberge am Waldrand und nicht weit davon eine Bar mit Restaurant. Ich bin weiter gegangen, denn die 10 km von Presedo waren mir nicht weit genug.

9 km: Poulo. Von zwei argentinischen Mädchen hatte ich den Tipp bekommen, dass es dort eine ganz neue Herberge gibt, die gerade in dieser Woche eröffnet hatte. Eine recht große Herberge, schon fast luxuriös, allerdings schlossen wohl keine der Türen in den Toiletten richtig, Pfusch am Bau. Fast unmittelbar neben der Herberge gibt es ein Casa Rural, also einen Landgasthof. Pilgermenü haben sie keines, aber der Seehecht (Merluza) für 10 € war erstklassig und das Glas Wein für 2 € war auch o.k. In zwei Kilometer Entfernung gibt es Geschäfte, doch was man dort kauft, kann man nicht kochen, weil es in der neuen Herberge zwar einen Herd, jedoch kein Koch- und kein Essgeschirr gibt.

15 km: Sigüeiro. Hinter einer Autobahnunterführung soll man bei „Kilometerstein“ 22,953 nicht an der Autobahn entlang gehen, sondern erst einmal 700 m geradeaus weiter gehen und dann in eine Piste nach rechts rechtwinklig abbiegen, der Weg ist geruhsamer. Nach 6 km ist man dann ich Sigüeiro. Dort gibt es keine städtische Herberge, doch genügend private Herbergen. Empfohlen wird „Camino Real“. In der Bar „Manuela“ gibt es zwar kein Menü, doch ich bekam für 6 € ein riesiges Rindersteak, auch gut.

17 km: Santiago. Die Kathedrale ist zur Zeit eingerüstet, doch man kann hinein und noch genügend sehen, die Pilgermesse ist in der Franziskanerkirche. Leider fast alles auf Spanisch, auch das Vaterunser wurde bei meinem Besuch nicht mehr lateinisch gesungen, wie das schon mal war. In der Straße, in der es die „Compostela“ gibt, sind einige Restaurants, die ein Menü anbieten, ich fand das für 11 € im „Trarara“ wegen der großen Auswahl sehr gut (ich nahm Tintenfisch und Merluza/Seehecht).

Da ich noch zwei Tage Zeit bis zum Rückflug hatte, bin ich mit dem öffentlichen Bus nach Fistera gefahren, dort Übernachtung in einer privaten Herberge für 12 €, alles gut. Hier gab es auch mal junge Leute, auf dem Englischen Weg eigentlich nicht. Auf der Atlantikseite ist ein schöner Sandstrand (gleich unter dem Bohlenweg nach unten gibt’s auch „ohne“ - das ist für die Gepäckminimalisten wie mich, die „nichts“ dabei haben, sehr praktisch), von dort bin ich dann auf der Atlantikseite zum Leuchtturm („Faro“) gewandert. Achtung: Nach etwa zwei km ist eine Weggabelung, hier den oberen Weg nehmen. Ich hatte hier in Fistera übrigens nette Gespräche mit einem angehenden Gynäkologen („Jakob“) über alles Mögliche. Auch er gehört zu denen, die nie Wasser kaufen, sondern immer nur Brunnen nutzen. Ja, manche trinken nur gekauftes Wasser, dabei gibt es so herrliche Brunnen (oh Gott, was ich da immer mitschleppen müsste – und dann noch der Müll, den ich verursachen würde …).


www.michael-preuschoff.de

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